Kroatien hat sich zu einem der größten Lebensmittelimporteure der Europäischen Union entwickelt und deckt mittlerweile rund die Hälfte des Lebensmittelverbrauchs des Landes durch Importe ab.
Besonders betroffen sind die Fleisch-, Milch- und Backwarenbranche, wo importierte Produkte das lokale Angebot zunehmend übertreffen.
Der Wert importierter Lebensmittel hat die Marke von 6 Milliarden Euro überschritten, wobei Fleisch und Milchprodukte einen erheblichen Anteil ausmachen. Dieser Trend weckt bei einheimischen Produzenten Bedenken. Sie meinen, gezieltere Investitionen hätten den lokalen Sektor unterstützen können.
„Milliarden werden für Importe ausgegeben, während unsere eigenen Produzenten abgehängt werden. Wir hätten strategisch investieren sollen. Infolgedessen verschwindet die Rinderzucht“, sagt Viehzüchter Stjepan Bistrović in der HRT-Sendung Potrošački kod .
Landwirtschaftsminister David Vlajčić sieht die Lage jedoch optimistischer und weist darauf hin, dass Kroatien im vergangenen Jahr mit Exporten in Höhe von 3,88 Milliarden Euro seinen Lebensmittelhandel nahezu ausgeglichen habe.
Dennoch bleibt die Art des Handels besorgniserregend. Kroatien exportiert Rohstoffe wie Weizen, Mais, Soja und lebende Tiere, importiert aber nur verarbeitete Lebensmittel wie Fleischprodukte.
„Wir exportieren Getreide, importieren Tierfutter, exportieren lebende Tiere und importieren Fleischprodukte“, erklärte die Beraterin der Agrarindustrie, Zvjezdana Blažić.
Die Europaabgeordnete Biljana Borzan betonte, dass Kroatien durch keine EU-Vorschriften zum Import gezwungen werde.
„Wir sprechen seit der Pandemie über die Selbstversorgung mit Lebensmitteln, aber ich habe keine wirklichen Fortschritte gesehen. Über die Höhe der Importe entscheidet die nationale Regierung“, sagte sie. Sie vermutet außerdem Kartellbildung im Einzelhandel und wies darauf hin, dass die Lebensmittelpreise in Kroatien in den letzten vier Jahren um 45 % gestiegen sind – 8 % mehr als der EU-Durchschnitt.
Einzelhändler und Hersteller stehen gleichermaßen in der Kritik, da einige einheimische Marken Importwaren als lokal getarnt verkaufen. Gleichzeitig werden hochwertige kroatische Rohstoffe oft exportiert und im Gegenzug Produkte minderer Qualität importiert.
Um Verbrauchern zu helfen, hat die Regierung sogenannte Ankerpreise eingeführt, um die Preise von Produkten am 2. Mai neben den aktuellen Preisen anzuzeigen. Es gibt jedoch Bedenken hinsichtlich der Zugänglichkeit, insbesondere für Rentner und Menschen ohne Smartphone.
„Viele werden Preisvergleichs-Apps nicht nutzen können“, sagte Ana Knežević vom kroatischen Verbraucherschutzverband. „Damit das funktioniert, müssen sich die Preise stabilisieren. Nur so können Einzelhändler dies bewältigen und die Verbraucher davon profitieren.“
Redaktion Wirtschaft
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