Computerspiele haben sich weltweit zu einem beliebten Hobby verschiedener Generationen entwickelt. Einige der größten Entwicklerstudios sitzen in den Vereinigten Staaten, ein paar kommen aus Europa. Doch trotzdem hat auch innerhalb Europas fast jedes Land seinen eigenen Markt, mit individuellen Interessen und Besonderheiten.
In Kroatien spielen Computer- und Glücksspiele eine wichtige Rolle, es handelt sich um aufstrebende Wachstumsmärkte mit Zukunftspotenzial. Vergleichen mit Deutschland beispielsweise gibt es aber doch einige Unterschiede zwischen den beiden Ländern.
Gaming und Gambling in Kroatien – die Möglichkeiten sind da
Sowohl im Bereich Gaming als auch im iGaming ist das Interesse der Menschen in Kroatien da. Das zeigt sich allein an Suchanfragen im Internet. Während beispielsweise Menschen aus der Schweiz die besten Schweizer Online Casinos für sich suchen, wird in Kroatien häufig nach Anbietern aus dem eigenen Land gesucht. Das größte Angebot gibt es übrigens in „Automat Klubs“. Das Derivat zu den deutschen Spielotheken hält mindestens 30 Automaten pro Einrichtung zur Verfügung und ist sehr gefragt.
Beim Gaming greifen viele Menschen aus Kroatien auf Charttitel und Triple-A-Games zurück, wobei auch mobiles Spielen zunehmend an Bedeutung gewinnt. Die Community im Gamingbereich wächst deutlich, was nicht zuletzt auch durch bekannte eSportler wie Luka (PerkZ Perkovic) befeuert wird. Auch wenn die Märkte teilweise noch nicht so groß sind wie in anderen Ländern, sind die Chancen für Wachstum gegeben.
Marktvolumen und Wachstum auf solider Basis
Der kroatische Gaming-Markt weist ein konsequentes, wenn auch langsames Wachstum auf, liegt aber EU-weit trotzdem über dem Durchschnitt. Ein großer Anteil fällt auf mobiles Gaming zurück, PC- und Konsolentitel kommen erst danach.
Das Wachstum wird auch dadurch befeuert, dass Smartphones allgegenwärtig sind und damit die Möglichkeit zum Spielen quasi in jeder Hosentasche steckt. Die Corona-Pandemie hat stark zur Weiterentwicklung beigetragen. Auf Plattformen wie Steam erreichen Spiele kroatischer Entwickler eine teils höhere Spielzeit im Vergleich zum internationalen Durchschnitt. Es scheint, dass die Entwicklerstudios vor allem Nischen nutzen, um ihre Spieler zu werben.
Da der kroatische Markt allerdings nur auf rund vier Millionen Menschen begrenzt ist, ist der Exportanteil mit etwas mehr als 90 Prozent enorm. Die Einnahmen werden somit nicht im Land selbst generiert, sondern überwiegend in Nachbarländern. Durch EU-Förderungen und den weiteren Fortschritt im Bereich Digitalisierung ist eine starke Weiterentwicklung möglich und wahrscheinlich.
Die Gamingindustrie in Kroatien entwickelt sich
Kern der kroatischen Gaming-Industrie sind vor allem kleine und mittlere Gaming-Studios, die sich mit Themen wie Koproduktionen, Indie-Games und Outsourcing über Wasser halten. Bekannte und aktive Firmen wie Spidersweb und Solid Gaming beliefern internationale Publisher und haben dadurch ihren Bekanntheitsgrad verstärken können.
Im Jahr 2020 gab es in Kroatien rund 30 Gaming-Unternehmen mit 600 Beschäftigten, bis 2025 erweiterten sich diese Zahlen um Hunderte von Jobs. Vor allem Städte wie Zagreb, Split und Osijek profitieren davon.
Die Exportorientierung ist aber auch hier deutlich zu spüren. Die kroatischen Teams entwickeln für globale Märkte und publizieren in mobilen Stores, auf Steam aber auch im Epic Stores. Arcade-Gaming wächst ebenfalls, allerdings nicht so stark wie klassische Videogames. Die Croatian Game Development Alliance trägt zu einem funktionierenden Ökosystem bei und bringt Studios mit Investoren zusammen.
Große AAA-Studios fehlen, Indie Titel wie „The Talos Principle“ von Croteam (heute international) haben allerdings dafür gesorgt, dass die kroatischen Kompetenzen über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurden.
Stärken und Export von Kroatiens Gamingbranche
Kroatien überzeugt vor allem mit englischsprachigen Produktionen, die global für Freude bei Spielern sorgen. Viele Spiele aus dem Land sorgen für gute Verkaufszahlen, dabei wird vor allem technische Raffinesse und Kreativität gelobt. Durch die Fokussierung auf Nischengames im VR und AR-Bereich oder Educational Gaming gibt es weitere Potenziale für die Zukunft. Der VR-Gaming-Markt wird in vielen Ländern noch unterrepräsentiert, durch die bezahlbare VR-Brille Meta Quest 3 gewinnt er aber an Bedeutung.
Die größten Umsätze generieren allerdings weiterhin Exportmärkte wie die Vereinigten Staaten, Großbritannien und auch Deutschland. Für kroatische Entwickler sind vor allem die geringen Lohnkosten bei gleichzeitigen Top-Qualifikationen von Bedeutung. Damit werden die eigenen Studios vor allem für Outsourcing mit Erfolg genutzt. In der Szene wird Kroatien auch gern als der „Hidden Champion“ unter den südosteuropäischen Ländern bezeichnet, verglichen mit Tschechien oder Slowenien, aber mit stärkerer EU-Integration.
Politische Förderungen können das Wachstum des Marktes unterstützen
Für die Wirtschaft ist Gaming ein wichtiger Motor, denn Gaming-Studios stellen Jobs bereit, Verkäufe generieren Einnahmen. Auch das internationale Ansehen wächst durch Exporte. Die kroatische Regierung zählt Gaming zu den Kreativwirtschaften. Das Games Croatia-Programm wird durch das „Croatian Audiovisual Centre“ geleitet, welches für Fördergelder, Teilnahme an großen Messen wie der Gamescom und Entwicklung von Broschüren verantwortlich ist. Überall im Land gibt es außerdem regionale Initiativen, um Co-Working-Spaces und Hardware für kleine Entwickler bereitzustellen.
Das Ziel der Politik ist die Erschaffung neuer Jobs und die Steigerung der Exporte. Mit EU-Fonds und Steueranreizen versucht man, die Branche attraktiver und lukrativer zu gestalten. Die Croatian Esports Federation ergänzt diese Bemühungen ihrerseits mit einer aktiven Wettbewerbsförderung.
Talentpool durch fundierte Ausbildungen immer größer
An den renommierten Universitäten in Zagreb oder Algebra gibt es immer mehr Bachelor- und Masterprogramme, die auf potenzielle Games-Entwickler abziehen. Digital Arts, Programming und Game-Design spielen eine wichtige Rolle und werden von über 1.000 jungen Menschen jährlich absolviert. Bei großen Events wie der Reboot InfoGamer treffen sich tausende Teilnehmer, Publisher und Anwärter der eSports-Branche für einen tiefgehenden Austausch.
Auch im eSports selbst setzt man auf Förderung, um mehr Talente aus dem eigenen Land auf Turniere zu schicken. Erfolgreiche eSportler ziehen immer auch neue Gamer-Interessenten aus Kroatien selbst an und haben eine Art Vorbildfunktion. Stark sind vor allem Titel wie Valorant und League of Legends, denn hier kann sich Kroatien als regionaler Hub für spannende Turniere positionieren.
Trotz Erfolgen fehlen vor allem AAA-Produktionen und Kapital. Es besteht immer ein Risiko, dass die im Land ausgebildeten Fachkräfte abwandern. Förderungen sollen genau diese Risiken verhindern. Bis 2030 könnte sich in Kroatien ein deutliches Wachstum ergeben, auch durch die europäischen Digitalisierungsstrategien unterstützt. Vor allem Nischen sind hier interessant, denn mit der Meta Quest 3 steigt das Interesse an VR- und AR-Gaming deutlich an. Wenn man in anderen Ländern noch zögert, ist die Bereitschaft zur Investition in Kroatien vorhanden. Das könnte zu einem Vorsprung im VR-Bereich führen.
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