Für Kroaten ist Kaffee mehr als nur ein Getränk – er ist ein kulturelles Ritual. Doch in den letzten Monaten ist der Preis für die tägliche Tasse Kaffee zu einem heißen Thema geworden. Einheimische und Touristen erzählen, wie sie diesen Sommer an der Adriaküste sieben oder sogar zehn Euro für einen einzigen Eiskaffee bezahlt haben.
Wie Poslovni Dnevnik berichtet, sind die Gründe komplex und viele liegen weit über die Grenzen Kroatiens hinaus.
Auf den Weltmärkten haben die Kaffeepreise ein Niveau erreicht, das seit Jahrzehnten nicht mehr erreicht wurde. Der Preis für Arabica-Bohnen war im Januar 2025 bereits doppelt so hoch wie im Vorjahr, während Robusta-Bohnen um fast 130 Prozent gestiegen waren.
Dürren und anschließende schwere Regenfälle haben die Ernten in Brasilien reduziert, und auch die Produktion in Vietnam steht unter Druck. Zusammen produzieren diese beiden Länder 60 Prozent des weltweiten Kaffees.

Die von Donald Trump verhängten neuen Zölle auf brasilianische Kaffeeexporte haben die Märkte zusätzlich verunsichert. Arabica-Kaffee ist seit Jahresbeginn um weitere 25 Prozent gestiegen, und die Futures erreichten kürzlich einen Rekordwert von über vier US-Dollar pro Pfund.
Analysten warnen, dass der Mangel an Arabica-Sorten mindestens bis 2026 anhalten könnte.
Kroatien steht allerdings vor zusätzlichen Herausforderungen. Nach Angaben des kroatischen Arbeitgeberverbands (HUP) betragen die Steuern und Abgaben auf Kaffee insgesamt über 30 Prozent.
Zum Vergleich: In Italien beträgt die Kaffeesteuer lediglich neun Prozent und in Slowenien 9,5 Prozent. Noch bemerkenswerter ist, dass Kaffee in Kroatien zwar als reguliertes Produkt gelistet ist, aber wie ein Luxusgut besteuert wird.
Der Staat verdient jährlich rund 17 Millionen Euro an dieser speziellen Kaffeesteuer – weniger als ein Prozent der gesamten Verbrauchsteuereinnahmen –, die Kosten tragen jedoch die Verbraucher und das Gastgewerbe.
Im vergangenen Jahr stiegen die Kaffeepreise in Kroatien laut Eurostat-Daten um 7,4 Prozent, der höchste Anstieg in der Europäischen Union, während die Preise in zwölf Mitgliedstaaten, darunter Finnland, sogar sanken.
Angesichts der nach wie vor schwankenden Weltmärkte arbeiten die kroatischen Hersteller nach eigenen Angaben daran, die Versorgung zu sichern und die Qualität aufrechtzuerhalten.
Doch angesichts des internationalen Drucks, der lokalen Steuern und der unvorhersehbaren Ernten wird der einfache Genuss von Kaffee in den kommenden Jahren wohl ein teures Ritual bleiben.
Redaktion Service
Bild: my luxoria