Kroatien verzeichnet im zweiten Jahr in Folge ein Bevölkerungswachstum, doch hinter den Schlagzeilenzahlen verbirgt sich ein komplexeres und besorgniserregenderes demografisches Bild.
Nach Angaben des kroatischen Statistikamtes lebten im Jahr 2023 3.874.350 Menschen im Land – ein Anstieg um 12.383 im Vergleich zum Vorjahr.
Dies folgt auf einen ähnlichen Anstieg im Jahr 2022 und bedeutet ein Gesamtwachstum von über 23.000 Personen in nur zwei Jahren.
Wie tportal berichtet, ist der Bevölkerungszuwachs jedoch nicht auf natürliches Wachstum zurückzuführen. Kroatien verliert weiterhin jährlich über 19.000 Menschen, da die Zahl der Todesfälle die der Geburten übersteigt.
Tatsächlich war 2023 das erste Jahr, in dem weniger als 32.000 Kinder geboren wurden.
Ein Großteil des Anstiegs ist auf die Einwanderung zurückzuführen. Allein im Jahr 2023 erteilte Kroatien über 206.000 Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen für Ausländer, im ersten Halbjahr 2024 waren es fast 100.000 weitere.
Darunter sind 26.400 Flüchtlinge aus der Ukraine und rund 68.000 Asylsuchende.
Die kroatische Regierung hat Maßnahmen ergriffen, um die Rückkehr von Kroaten aus dem Ausland zu fördern. Zu den Initiativen gehören Steuererleichterungen für Rückkehrer und das Programm „Ich wähle Kroatien“, das die Selbstständigkeit in weniger entwickelten Gebieten fördert.
Allerdings kehren nur wenige zurück. Viele von ihnen sind Kroaten, die kurz in der EU gelebt hatten, bevor sie sich zur Rückkehr entschlossen.
Stattdessen entscheiden sich immer mehr ausländische Arbeitnehmer für einen Verbleib. Eine Studie des Demografen Tado Jurić von der Katholischen Universität Kroatiens ergab, dass 69 Prozent der ukrainischen Flüchtlinge und 81 Prozent der Asylbewerber beabsichtigen, noch mindestens fünf Jahre in Kroatien zu leben, schreibt tportal .
Viele würden die Staatsbürgerschaft beantragen, wenn sie dazu berechtigt wären.
Auch ausländische Arbeitnehmer bringen ihre Familien mit und planen einen langfristigen Aufenthalt. Dennoch bleiben Herausforderungen bestehen. Die meisten sprechen kein Kroatisch, und die Integrationsbemühungen sind minimal.
Nur 52 Arbeitnehmer haben im vergangenen Jahr einen Grundsprachkurs absolviert, obwohl die Regierung schätzt, dass eine angemessene Integration so viel kosten würde wie eine neue Pelješac-Brücke.
Experten zufolge muss Kroatien künftig entscheiden, ob es in die Integration von Neuankömmlingen investiert oder tiefere demografische Veränderungen riskiert. Angesichts sinkender Geburtenraten und steigender Einwanderung steht das Land vor einem tiefgreifenden sozialen Wandel.
Redaktion Land und Leute
Bild: zVg.