Möglicherweise sind Sie bei einem Spaziergang entlang der kroatischen Küste schon einmal auf Schilder mit der Aufschrift „Privatstrand“ gestoßen. Vielleicht wurden Sie durch ein verschlossenes Tor, einen Zaun oder sogar einen Wachmann aufgehalten.
Vielleicht besitzen Sie selbst ein Haus am Meer und gehen davon aus, dass der Strand davor Ihnen gehört. Aber ist das wirklich legal?
Wie Zgradonacelnik berichtet, bringt das neue Gesetz über Seegebiete und Seehäfen, das seit dem 29. Juli 2023 in Kraft ist, Klarheit in die langjährige Verwirrung.

Darin wird dargelegt, wie die Küste genutzt werden kann, ob der Zugang zu Stränden eingeschränkt werden kann und unter welchen Bedingungen (falls überhaupt) jemand einen Strand als „privat“ beanspruchen kann.
Was ist die maritime Domäne?
In Kroatien umfasst das maritime Gebiet das Meer, die Küste und alle Grundstücke und Gebäude, die gesetzlich zur öffentlichen Nutzung bestimmt sind. Dazu gehören Strände, Felsen, Gehwege und sogar natürliche Landstreifen bis zu sechs Meter unter der Hochwasserlinie. Das maritime Gebiet ist in Staatsbesitz und darf ohne rechtliche Genehmigung nicht privatisiert, verkauft oder eingezäunt werden.
Private Strände existieren nicht legal
Der Begriff „Privatstrand“ mag insbesondere im Tourismusmarketing attraktiv klingen, das kroatische Gesetz kennt diesen Begriff jedoch nicht.
Ohne eine gültige Konzession oder Genehmigung kann keine Person oder Firma einen Rechtsanspruch auf die ausschließliche Nutzung eines Küstenabschnitts erheben.
Wann kann der Zugriff eingeschränkt werden?
Es gibt nur vier legale Möglichkeiten, maritime Gebiete für private oder eingeschränkte Zwecke zu nutzen:
1. Sondernutzungserlaubnis
Wird für nichtkommerzielle Zwecke erteilt, z. B. für den Bau eines Anlegestegs oder die Einrichtung eines barrierefreien Zugangs. Die öffentliche Nutzung kann mit dieser Genehmigung nicht vollständig eingeschränkt, sondern nur zeitlich oder in bestimmter Weise beschränkt werden. Die Gültigkeit beträgt bis zu fünf Jahre.
2. Konzession zur gewerblichen Nutzung
Dies ist der einzige legale Mechanismus, um den Zugang zu einem Teil der Küste vorübergehend einzuschränken. Die Gewährung muss im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung erfolgen und in Raumplänen festgelegt sein.
Der Konzessionär darf für Dienstleistungen wie Sonnenliegen oder Sicherheitspersonal Gebühren erheben, jedoch nur, wenn diese Rechte im Vertrag festgelegt sind. Selbst dann muss ein Teil des Strandes für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben, und ein Uferweg muss stets vorhanden sein. Vollständige Exklusivität ist niemals zulässig. Konzessionen können zwischen 5 und 50 Jahren dauern, und alle Details müssen im Konzessionsregister öffentlich zugänglich sein.
3. Nutzungserlaubnis
Diese einfachere Genehmigung erlaubt temporäre Aktivitäten wie das Aufstellen von Sonnenliegen, Ständen oder kleinen Pontons. Sie berechtigt nicht dazu, den Zugang zu blockieren oder Exklusivität zu beanspruchen. Gültig bis zu fünf Jahre.
4. Vorübergehende gewerbliche Nutzung
Wird verwendet, wenn ein Raumordnungsplan noch nicht verabschiedet wurde, aber ein saisonales oder kurzfristiges kommerzielles Interesse besteht. Die Gültigkeit beträgt bis zu drei Jahre, eine öffentliche Nutzung ist nicht ausgeschlossen.
Lokale Behörden und Bürger haben sich bereits gegen Versuche gewehrt, den Zugang zum Strand zu blockieren:
Vodnjan: Anwohner meldeten Schilder mit der Aufschrift „Privatstrand – Zutritt verboten“. Die örtlichen Behörden reagierten umgehend, entfernten die Schilder und informierten die Staatsanwaltschaft.
Drvenik Veli: Ein Villenbesitzer verlangte von Touristen Eintritt zum Strand vor seinem Anwesen. Die Polizei schritt ein.
Vruja: Ein langjähriger Fall illegaler Bauten und Zäune entlang der Küste. Bürger organisierten Proteste unter dem Motto „Festival der illegalen Bauten und der Naturzerstörung“.
Dubrovnik: Die Überkommerzialisierung der Strände führte zur Gründung der Facebook-Gruppe „Live von den Stränden Dubrovniks“, die mittlerweile mehr als 2.200 Mitglieder hat.
Häufige Mythen und Missverständnisse
„Ich besitze ein Haus am Meer, also gehört der Strand mir.“ – Falsch. Selbst sechs Meter von der Wasserlinie entfernt ist er öffentlich.
„Ich stelle Sonnenliegen auf, also kann ich den Leuten sagen, dass sie gehen sollen.“ – Nicht, es sei denn, Sie haben eine Konzession, die den Ausschluss ausdrücklich erlaubt.
„Es ist der Privatstrand eines Hotels.“ – Nur wenn eine rechtliche Konzession vorliegt. Ansonsten bleibt er öffentlich.
„In der Anzeige steht ‚Privatstrand‘.“ – Marketing-Spin, keine juristische Tatsache.
Was tun, wenn Ihnen der Zugriff verweigert wird?
Wenn jemand ohne rechtliche Befugnis den Zugang zur Küste blockiert, gilt dies als illegale Nutzung öffentlichen Eigentums. Sie können dies melden an:
Lokale Gemeindebeamte
Das Hafenamt
Das Ministerium für Seewesen, Verkehr und Infrastruktur
Die staatliche Inspektion
Die Polizei (insbesondere bei Drohungen oder Gewalt)
Illegale Bauten und Küstenschäden
Für alle Eingriffe in den maritimen Bereich – wie z. B. Pflasterung, Treppen, Wege oder Beleuchtung – ist eine entsprechende Genehmigung erforderlich. Ohne diese sind solche Arbeiten illegal. Vermutete Verstöße sollten dem zuständigen Inspektionsamt oder der örtlichen Behörde gemeldet werden.
Kroatiens Strände sind für jeden etwas dabei
Ob vor einer Luxusvilla, einem Resort, einem Hotel oder einem Privathaus – Strände und das Meer stehen grundsätzlich allen offen. Ein reiner „Privatstrand“ existiert nach kroatischem Recht nicht. Selbst wenn eine Konzession eine eingeschränkte Nutzung erlaubt, muss ein Teil zugänglich bleiben.
Küstenschutz ist kein Luxus für wenige, sondern ein Recht für alle. Das aktualisierte Gesetz stärkt den öffentlichen Zugang und erhöht die Transparenz.
Wenn Sie also das nächste Mal ein Schild mit der Aufschrift „Privatstrand – Zutritt verboten“ sehen, fragen Sie sich, ob es legal ist. Wenn Sie unsicher sind, prüfen Sie es oder melden Sie es.
Denn Ihr Recht auf Meer und Strand ist kein Privileg – es ist gesetzlich geschützt.
Kurzübersicht: Was ist erlaubt und was nicht?

Redaktion Service
Bild: Dalmatinka Media