Die Zahl der Erwerbstätigen in Kroatien ist im letzten Jahrzehnt stetig gewachsen. Heute sind rund 1,7 Millionen Menschen im Land beschäftigt – das sind 400.000 mehr als vor zehn Jahren, als es oft fast unmöglich war, einen guten Job zu finden.
Damals gingen viele junge Kroaten auf der Suche nach besseren Chancen ins Ausland. Doch Steven George Vuković wählte einen anderen Weg.
„Ich kam als Tourist und wusste, dass ich kroatische Wurzeln habe, aber ich war noch nie dort gewesen. Nach meinem Universitätsabschluss in den USA kam ich nach Split und verliebte mich sofort. Die Schönheit Dalmatiens war ein Schock – im besten Sinne. Also beschloss ich, dorthin zu ziehen. Die Lebensqualität hier ist viel besser als in den USA“, sagte Vuković gegenüber HRTs Globalna Hrvatska .
Steven hat Karriere in Kroatiens boomender Tourismusbranche gemacht – einem Sektor, der jedes Jahr 70.000 Saisonarbeiter benötigt.
Vor allem Luxushotels haben Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden, und Arbeitgeber wenden sich zunehmend an die kroatische Diaspora, um Hilfe zu erhalten.
Der Hotelier Nenad Nizić, auch Vorsitzender der Vereinigung einzigartiger kroatischer Hotels Impresia , hat Diaspora-Kroaten aus Frankreich, Belgien und Australien eingestellt.
„Einige kamen für Praktika oder Saisonarbeit, andere blieben länger und stiegen in der Hierarchie auf. Einige gründeten sogar ein eigenes Tourismusunternehmen“, erklärte Nizić.
Auch kroatische Arbeitgeber außerhalb des Tourismussektors erkennen den Wert der Diaspora. Lorenzo Mayol, Direktor einer Lieferplattform in Kroatien, bezeichnet sie als „riesigen intellektuellen Vorteil“.
„Kroatien hat in seiner Diaspora ein unglaubliches Potenzial. Unser Ziel ist es, diesen Gemeinschaften bei der Arbeitssuche und der Rückkehr in ihre Heimat zu helfen“, fügte Mayol hinzu.
Seit dem EU-Beitritt Kroatiens haben sich viele Auswanderer für West- und Nordeuropa entschieden. Ihre Rückkehr verläuft oft sowohl kulturell als auch rechtlich reibungsloser.
Klaudija Jugović, Managerin für Unternehmenssicherheit, ist eine von ihnen. Sie zog zum Studium nach Norwegen und blieb sechs Jahre, bevor sie zum Studium nach Kroatien zurückkehrte.
„Ich hatte vor, nach Norwegen zurückzukehren, aber ich habe hier einen Job gefunden, der mir Freude bereitet und mich weiterbringt. Das ist es, was ich wirklich wollte“, erzählte Jugović.
Ihr Kollege Stefan Džakula studierte und arbeitete zehn Jahre lang in Irland, den Niederlanden und Spanien, bevor er zurückkehrte.
„Letzten Juli habe ich beschlossen, Barcelona zu verlassen. Ein wichtiger Grund war ganz einfach: Zuhause ist Zuhause. Hier hat sich einiges verändert, und ich sehe viele Möglichkeiten“, sagte Džakula.
Eine dieser Möglichkeiten ist die Initiative „Choose Croatia“ , die im vergangenen Jahr rund 500 Rückkehrern dabei half, ein eigenes Unternehmen zu gründen.
Wer in Kroatien eine Beschäftigung findet, kann zudem von einer Einkommensteuerermäßigung profitieren, erklärt Ivan Vidiš, Staatssekretär im Arbeitsministerium.
„Diese Leistungen richten sich an Rückkehrer und gelten fünf Jahre lang. Bei einem durchschnittlichen Monatsgehalt von knapp über 1.300 Euro netto können wir in diesem Zeitraum bis zu 13.000 Euro Steuern sparen“, so Vidiš.
Der Fokus auf Rückkehrer dient nicht nur der Ankurbelung der Wirtschaft, sondern ist eine langfristige demografische Strategie. Steven George Vuković, der wegen der Aussicht kam und wegen des Lebensstils blieb, hat nun noch mehr Gründe, Kroatien seine Heimat zu nennen.
„Ich habe hier die Liebe gefunden – was will man mehr? In vier Wochen erwarten wir unser erstes Kind. Ich kann es kaum erwarten“, lächelte er.
Man sagt, die Arbeit sei nicht der Sinn des Lebens – aber sie kann den Verlauf des Lebens beeinflussen.
Redaktion Land und Leute
Bild: Dalmatinka Media
