Home Touristik Zoff im Urlaubsparadies: Kroatiens Party-Verbot sorgt für Krach mit Brüssel

Zoff im Urlaubsparadies: Kroatiens Party-Verbot sorgt für Krach mit Brüssel

von Norbert Rieger
0 Kommentare 6 Minuten Lesezeit

Die Regierung unter Premierminister Andrej Plenković hat nämlich beschlossen, den boomenden Online-Casino- und Wettmarkt an die ganz kurze Leine zu nehmen. Man will quasi der digitale „Spielverderber“ sein. Das Problem: Zagreb war bei der Planung seines neuen, strengen Regelwerks offenbar so eifrig, dass man einen winzigen, aber entscheidenden Schritt vergessen hat: Man hat Brüssel nicht Bescheid gesagt. Und das findet die europäische Gaming-Industrie gar nicht so witzig.

Der Formfehler: „Liebe EU, hab da was vergessen…“

Jetzt ist der Ärger da. Der mächtige europäische Branchenverband Euromat (European Gaming and Amusement Federation) ist nach Brüssel gerannt und hat die kroatische Regierung bei der Europäischen Kommission „verpetzt“. Der Vorwurf klingt super-trocken, hat es aber in sich: Kroatien hat gegen die TRIS-Direktive verstoßen.

TRIS (Technical Regulation Information System) ist im Grunde der „Was-hast-du-vor?“-Meldedienst der EU. Bevor ein Mitgliedsland ein neues Gesetz erlässt, das den freien Dienstleistungsverkehr (und dazu gehört Online-Entertainment nun mal) beeinträchtigen könnte, muss es den Entwurf in Brüssel vorlegen. Die anderen Länder und die Kommission dürfen dann gucken, ob das alles so klar geht.

Kroatien dachte sich anscheinend: „Ach, das passt schon“, und hat die neuen, knallharten Regeln einfach mal nicht gemeldet. Jason Frost, der Chef von Euromat, ist stinksauer: „Das schafft einen besorgniserregenden Präzedenzfall!“, ließ er verlauten. Er pocht auf Rechtssicherheit für Unternehmen. Frei übersetzt heißt das: „So geht’s nicht, Freunde. Regeln gelten für alle, auch für euch.“

Das Pikante daran: In Litauen ist genau so ein Gesetz schon mal gekippt. Das Gericht sagte: „Nicht bei der EU angemeldet? Dann ungültig.“ Sollte die Kommission das genauso sehen, war die ganze Mühe in Zagreb umsonst.

Was Kroatien da eigentlich im „Streaming-Keller“ zusammenbraut

Die geplanten Regeln sind nämlich kein Pappenstiel. Kroatien will das, was viele als den „deutschen Weg“ der Total-Regulierung bezeichnen, sogar noch toppen. Und genau dieser deutsche Weg ist es, der in der Online-Entertainment-Welt schon für so viel Kopfschütteln gesorgt hat.

In Deutschland gibt es das berüchtigte Sperrsystem OASIS. Wer da einmal drin ist, kommt in kein deutsches Online-Casino mehr rein. Das Ergebnis? Tausende Spieler fühlen sich bevormundet und suchen gezielt nach Wegen, diese digitale „Tür“ zu umgehen. Ein ganzer Markt an Informationsportalen rund um ausländische Online Casinos 2025 ist entstanden, der Spielern zeigt, wo sie zum Glück „frei“ spielen können, auch wenn sie beispielsweise im Urlaub in Istrien sind. 

Kroatien will nun genau so ein eigenes nationales Sperrregister einführen. Man schaut also offenbar von Deutschland ab, ohne zu merken, welche Gegenreaktionen das auslöst. Das ist aber noch nicht alles, was die Regierung plant:

  • Digitaler Zapfenstreich: Zwischen 6 Uhr morgens und 23 Uhr abends soll Werbung für Glücksspiel komplett verboten werden – im TV, Radio und online.
  • Influencer-Verbot: Schluss mit Promis oder Sportlern, die für Online-Slots lächeln.
  • Der Club-Eintritt wird teuer: Die Gebühren für Anbieter explodieren. Eine Online-Lizenz soll fast 400.000 Euro kosten. Das ist, als würde man für einen Netflix-Account Tausende Euro verlangen.

Warum macht Zagreb das? „Papa Staat“ greift durch

Die Regierung von Plenković schwingt natürlich die Moralkeule und sagt, es ginge um den Spielerschutz. Man will das System „säubern“. Alarmierende Zahlen werden genannt: Angeblich zeigen 12,9 % der kroatischen High-School-Schüler ein Risiko für problematisches Spielen, man muss also echt einen Blick drauf haben. 

Man will also die „bösen“ Offshore-Anbieter aus dem Netz fegen. Über 900 Websites wurden bereits per IP-Sperre blockiert, ein digitaler „Eiserner Vorhang“. Doch ob das funktioniert? Die Erfahrung aus anderen Ländern (wie Deutschland) zeigt: Das Internet findet immer einen Weg. Wer spielen will, der spielt – notfalls eben über ein VPN oder bei Anbietern, die sich von IP-Sperren nicht beeindrucken lassen.

Industrie schlägt Alarm: „Ihr jagt die Leute nur ins Darknet!“

Während Euromat den Formfehler anprangert, raufen sich die lokalen, lizenzierten kroatischen Anbieter die Haare. Deren Verband warnt die eigene Regierung: Wenn ihr es uns Legalen so teuer und kompliziert macht, treibt ihr die Kunden doch erst recht in die Arme der unlizenzierten Anbieter aus Übersee.

Die legalen Betreiber, die brav ihre Steuern in Kroatien zahlen, fürchten, dass sie die Verlierer dieser Aktion werden. Am Ende gibt es weniger Steuereinnahmen und die Spieler zocken trotzdem, nur eben ohne jeden Schutz und völlig am kroatischen Fiskus vorbei.

Jetzt liegt der Ball in Brüssel. Die EU-Kommission muss entscheiden, ob sie Kroatiens Vorgehen als Regelverstoß wertet. Bis dahin herrscht im Adria-Staat dicke Luft. Es bleibt spannend, ob Zagreb für das „Schwänzen“ der TRIS-Meldung jetzt ordentlich nachsitzen muss, oder ob die ganze digitale Party-Regulierung direkt abgesagt wird.

Redaktion Tourismus
Bild: zVg.

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