Der Gouverneur der Kroatischen Nationalbank (HNB), Boris Vujčić, hat sich mit der Frage befasst, warum die Inflation in diesem Sommer zurückgekehrt ist, was die Immobilienpreise in die Höhe treibt und wie sich dies auf Kredite und Tourismus auswirkt.
In einem Interview für Dnevnik Nova TV skizzierte Vujčić die Hauptbelastungen für die kroatische Wirtschaft.
Inflationsdruck im Sommer
Vujčić wies darauf hin, dass die Inflation während der Sommersaison typischerweise steige. Er erklärte, dass Preisunterschiede zwischen der Küste und dem Landesinneren sowie die Ausgaben ausländischer Besucher zum Anstieg des Verbraucherpreisindex beitragen.
„In den letzten drei Monaten hat die Inflation vor allem aufgrund der Lebensmittelpreise zugenommen. Alle anderen Komponenten entsprechen den Erwartungen“, sagte er.
Starke Nachfrage und Schwäche der Landwirtschaft
Laut Vujčić wird die Inflation durch die starke Binnennachfrage und die geringe landwirtschaftliche Produktivität angeheizt.
„Die Löhne sind deutlich gestiegen – 2023 um 6 %, 2024 um 12 % und in diesem Jahr um rund 6 %. Gleichzeitig ist die Beschäftigung um 40.000 bis 50.000 Stellen gewachsen. Das gibt den Verkäufern Spielraum für Preiserhöhungen. Andererseits ist unsere Landwirtschaft weit weniger produktiv als in der EU, was die Lebensmittelpreise hoch hält“, erklärte er.
Trends auf dem Immobilienmarkt
Auf die Frage nach den steigenden Immobilienpreisen verwies Vujčić auf die gestiegenen Einlagen während der Touristensaison, von denen viele letztlich in Immobilien investiert würden.
„Oftmals kaufen Menschen Immobilien als eine Form der Kapitalanlage, aber wenn eine Wohnung weder vermietet noch bewohnt wird, kann sie als totes Kapital angesehen werden“, sagte er.
Zu den neuen Kreditvergaberegeln stellte er klar, dass strengere Bedingungen Barkredite stärker betreffen würden als Hypotheken. „Die Nachfrage nach Immobilien wird nicht signifikant zurückgehen“, stellte er fest und fügte hinzu, dass der durchschnittliche Hypothekenzins in Kroatien bei etwa 3 Prozent liege und damit unter dem EU-Durchschnitt liege. Ein weiterer Rückgang sei nicht zu erwarten.
Ausblick auf die Tourismussaison
Der Gouverneur sagte, es sei noch zu früh für eine umfassende Einschätzung der diesjährigen Touristensaison.
„Die nominalen Einnahmen steigen weiter, aber bereinigt um die höheren Preise für Gastgewerbe und Unterkünfte sind die realen Ausgaben der Touristen gesunken. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt“, erklärte er.
Digitaler Euro – kein Ende des Bargelds
Vujčić äußerte sich auch zur bevorstehenden Einführung des digitalen Euro und betonte, dass dieser das Bargeld nicht ersetzen werde.
„Es gibt keinen Grund zur Befürchtung, dass Bargeld verschwinden wird. Seine Rolle als gesetzliches Zahlungsmittel in Europa wird sogar gestärkt. Der digitale Euro wird eine Art digitales Bargeld sein und sichere elektronische Zahlungen in der gesamten EU ermöglichen. Sobald das Europäische Parlament dem Projekt zustimmt, beginnt die letzte Phase“, sagte er.
Redaktion Wirtschaft
Bild: Dalmatinka-Media