Home Land und Leute Kulinarisches TAUCHPARADIES KROATIEN – Eine ganz andere Geschichte.

TAUCHPARADIES KROATIEN – Eine ganz andere Geschichte.

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Gerade Taucher leben nicht nur von der gepressten Luft und Alteisen alleine. Ab und zu brauchen wir auch mal was zwischen die Zähne. Etwas das nicht zwingend aus Silikon ist. Ich erzähle Euch von Ivanka.
Ich habe bei einem meiner Urlaube meiner Hauswirtin beim Gulaschkochen etwas tiefer in den Topf blicken dürfen. Zu meinem Leidwesen kocht sie hervorragend jedoch zumindest beim Gulasch auch nur mit Fleisch, Zwiebel und Öl.
Ich habe schon so ziemlich alle Varianten durchprobiert. Zuerst Fleisch, dann Zwiebel und umgekehrt. Bier hell oder dunkel statt Suppe, Bier gemischt mit Suppe, Bier mit Suppenwürfel. Fleisch groß oder/und klein geschnitten, Zwiebel püriert oder ursprünglich belassen. Mit oder ohne stauben, mit oder ohne Rahm. Mit Öl, Butterschmalz oder Schweinefett. Beim Kochen spalten sich die Geister. Beim Essen bin ich mir meines Gaumens absolut sicherer.
Bei meiner Hauswirtin Ivanka in Murter bin ich mir ganz sicher. Ihr Gulasch ist so (ab)normal wie überall und trotzdem etwas ganz besonderes. Vermutlich liegt es an dem scheinbar 100jährigen Topf und der uralten Kochstelle. Dieser Gusseisentopf mit mindestens 6 oder 8 Liter Fassungsvermögen wird mir immer in Erinnerung bleiben. Der Rest ist beinahe altbekannt.
Und so machts Ivanka:
Zwiebel weiß (die gleiche Menge wie Fleisch) wird in einer Olivenöl/Buttermischung goldbraun angeröstet. Goldbraun und nicht dunkelbraun. Das hat bei ihr beinahe zwei Stunden gedauert. Zwei Stunde mit umrühren und darauf achten das nichts verbrennt. Den Kochwein habe ich inzwischen zum Verkosten verwendet.
Jetzt wo der Zwiebel seine goldbraune Farbe angenommen hat kommt der Knoblauch und der Kümmel dazu. Tomatenmark wird eingerührt und ebenfalls leicht mitgeröstet. Jetzt nimmt Sie den Topf vom Herd. Paprika scharf und süß werden dazu gegeben. Ivanka macht das alles aus dem Handgelenk. Ich glaube es dürften 3 oder 4 Esslöffel Paprika edel süß und ca. 2 EL Paprika scharf sein. Um die Süße des Zwiebels abzudecken hat sie anstelle wie gewohnt mit Essig einfach mit Wein aufgegossen. Spätestens jetzt würden Wiener Küchenchefs zum Pürierstab greifen. Ivanka aber nicht! Sie lässt das Ganze noch etwas vor sich hin schmurgeln, gibt ein paar Loorbeerblätter, Salz etwas Pfeffer und frischen Majoran dazu.
Erst jetzt findet das Fleisch, zwei Kilo aus der sehnigsten Wade die ich je gesehen habe, seinen Weg in den Topf. Schulter ginge auch, aber Wade ist besser. Also zu 2 Kilo Zwiebel zwei Kilo Fleisch. Sie hat die Fleischstücke recht groß gelassen. So in etwa 4 x 4 Zentimeter und hat die Sehnen und die Fetteinlagen nicht entfernt. Das sollte zum Schluss den besonderen Geschmack abgeben.
Ja bisher lief alles fast wie gewohnt. Der Kochwein ging langsam zur Neige und jetzt hat mein geliebtes Karlovacko Zrno seinen Auftritt. Beinahe zwei Dosen davon waren notwendig um das Fleisch knapp zu bedecken. Den Rest hat sie mit Rindsuppe aufgegossen. Echter Rindsuppe. Nicht so das würfelige Produkt das ansonsten zum Einsatz kommt. Vegeta ist trotz aller natürlichen Aromastoffe mit dabei.
Jetzt begann der schwierigste Teil meiner Arbeit. Stundenlanges Warten, gelegentliches umrühren, verkosten und ab und an etwas Suppe nachgießen. Ausschlaggebend war vermutlich mit Antun, Ihrem Mann das eine oder andere Glaserl Wein auf seine Lagerfähigkeit zu testen.
Und ja, sie hat keinen Rahm zum Abschmecken verwendet. Dafür ca. einen Esslöffel voll Mehl in die rotbraune ölige Oberfläche dieses göttlichen Gerichtes einrieseln lassen.
Ivanka, ich würde dich heiraten…! Aber nur wegen eines außerirdischem Gulasch wollte ich mich nicht in die Beziehung zwischen Antun und Ivanka einmischen. Dafür kann ich wiederkommen und die aufgewärmten Reste verspeisen.
Irgendwann erzähle ich euch von meinen Fischzügen mit Antun auf seinen Trawler, aber das ist dann eine eigene Geschichte
Euer Herbert/Tauchparadies Kroatien
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