In etwas mehr als drei Jahren hat Kroatien 4,5 Milliarden Euro aus der Aufbau- und Resilienzfazilität der EU abgezogen – weniger als die Hälfte der insgesamt verfügbaren Mittel.
Um auf die verbleibenden 5,6 Milliarden Euro zugreifen zu können, muss Kroatien alle Reformen und Investitionen abschließen, die es in seinem nationalen Plan festgelegt hat.
Doch da die Zeit drängt, erweist sich das Erreichen dieser Ziele als große Herausforderung.
Wie Lider.hr berichtet, hat sich die sechste Rate aufgrund einer noch nicht abgeschlossenen Reform der Staatsunternehmen bereits verzögert. Für die letzten vier Raten muss Kroatien noch 253 Ziele erreichen.
Im Vergleich dazu wurden für die sechs vorherigen Tranchen insgesamt 183 Ziele erreicht.
Einige Projekte sind zwar bereits angelaufen, doch die Zeit drängt. Neben der Frage, wie viel Geld wir überhaupt einsetzen können, stellt sich ein noch größeres Problem: Was passiert, wenn diese wichtige Finanzierungsquelle – und ein wichtiger Wachstumsmotor – versiegt?
Kroatien schneidet im Vergleich zu anderen EU-Ländern beim Nationalen Wiederaufbau- und Resilienzplan (NPOO) relativ gut ab. Im laufenden Finanzrahmen (2021–2027) ist dies jedoch nicht der Fall.
Hier belegt Kroatien den drittletzten Platz, knapp vor Malta und Spanien.
Eines der größten Probleme ist die langsame Bearbeitung von Projektausschreibungen – insbesondere für Unternehmen.
Laut Davor Nikolić, Direktor von Omnia Solutions, wurden so wenige Anrufe getätigt, dass man sie an einer Hand abzählen könnte.
Er warnt, dass eine plötzliche Flut von Anrufen später das System überlasten und zu Engpässen sowie langen Verzögerungen bei der Bewertung führen könnte – die bereits jetzt bis zu einem Jahr dauern kann.
Verpasste Fristen im offiziellen Kalender für Veröffentlichungsaufforderungen erschwerten den Unternehmen eine angemessene Planung, fügt er hinzu.
Wie sieht die Zukunft aus?
Betrachtet man die bisherigen EU-Beiträge zum Staatshaushalt, so ist klar, dass 2023 das bisher beste Jahr war – Kroatien erhielt 4,6 Milliarden Euro. Für 2024 erwartet die Regierung 3,7 Milliarden Euro, wobei Verzögerungen bei der sechsten Zahlung dies beeinträchtigen könnten.
Im Jahr 2026 werden Einnahmen von 3,9 Milliarden Euro erwartet. Doch im Jahr 2027 sinken diese auf nur noch 2,6 Milliarden Euro, da die NPOO-Zahlungen auslaufen.
Für 2028 gibt es noch keine offiziellen Prognosen, da der nächste Finanzrahmen der EU noch nicht feststeht. Die Botschaft ist jedoch klar: Mit dem Wachstum der kroatischen Wirtschaft dürfte der großzügige Zufluss von EU-Geldern nachlassen.
Redaktion Wirtschaft
Bild: zVg.