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Kroaten in Italien

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In der neueren Zeit ziehen Kroaten aus allen Teilen Kroatiens aus wirtschaftlichen Gründen, auf der Suche nach einem besseren Leben, nach Italien.

Auch wenn es keine genauen statistischen Daten gibt, wird vermutet, dass heute im benachbarten Italien rund 60.000 Kroaten leben. Die meisten davon in den Regionen Friaul-Julisch Venetien, Venetien, Lombardei und Marken. Die Auswanderung in dieses Land, besonders aus Istrien, Primorje und Dalmatien fing schon in der Zeit von Österreich-Ungarn an. Das Ziel der meisten Auswandere war Triest.

Früher waren es wohlhabende Besitze oder Mitbesitzer von Dampfschiffgesellschaften, die die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung dieser Stadt beeinflussten. Von dieser Zeit zeugt die Monographie „I Croati a Trieste“, Kroatien in Triest, an der jahrelang 26 Autoren aus Kroatien, Slowenien und Italien gearbeitet haben.

In der neueren Zeit ziehen Kroaten aus allen Teilen Kroatiens aus wirtschaftlichen Gründen, auf der Suche nach einem besseren Leben, nach Italien. Am wenigsten wird über die sogenannten unsichtbaren Einwohner Italiens gesprochen – den Pflegerinnen der Alten und Hilflosen, besser bekannt als badante. Diese Auswanderungswelle aus unserem Gebiet hat Italien überschwemmt, besonders nach dem Heimatkrieg.

Über das Phänomen der „badante slave“ hat die bekannte Soziologin und Italianistin aus Triest Melita Richter geschrieben. Später tat dies auch die Chemie-Ingenieurin und Magister der Wirtschaft Katarina Abramović. Anhand ihrer Erfahrungen als Pflegerin hat sie das erschütternde Buch „Mein Italien“ geschrieben. -Diese Arbeit der Frauen sei wie ein Tabu-Thema. Unsere Löhne wandern nach Kroatien und hier wird so getan, als ob niemand davon wüsste, sagt Abramović, die ihr Rentnerdasein arbeitend in Italien verbracht hat.

In der italienischen Hauptstadt werden Sie nur wenige Kroaten treffen. Die Gemeinschaft ist trotzdem sehr aktiv und gut vernetzt. Kroaten, die es aus Kroatien, Bosnien und Herzegowina und Montenegro hierher verschlagen hat, waren auch auf der Suche nach einer besseren Zukunft und arbeiten in allen Branchen.

Nur wenige von ihnen arbeiten in den dortigen Botschaften. Der erste Botschafter von Montenegro im Vatikan und späterer Botschafter von Montenegro in Rom Antun Sbutega aus Kotor sticht besonders hervor. Er hat dazu beigetragen, das die bilateralen Beziehungen beider Länder, besonders beim Status der Kroaten in Montenegro, besser wurden.

Einen besonderen Platz in Rom hat die nationale kroatische Kirchenanstalt „Päpstliches Kroatisches Kollegium vom Heiligen Hieronymus zu Rom“. Dort studieren kroatische Priester aus der ganzen Welt und Schwestern des Ordens der seliggesprochenen Marija Petković. Ihre Missionare sind in der ganzen Welt aktiv, seit geraumer Zeit auch auf Kuba.

Mit der Gründung des Vereins „kroatisch-italienisches Mosaik Rom“ im Jahr 2015 ist Kroatien als kulturelles und touristisches Reiseziel in Italien immer populärer. Die Auszeichnung „Večernjakova domovnica“ wurde dem Verein 2017 verliehen und ist die Belohnung für die vielen Aktivitäten des Vereins, die die Kroaten weltweit erkannt haben. Dank ihrer Bemühungen wird immer mehr über den Status und über die Molisekroaten, der kleinsten Sprachminderheit im Süden Italiens, gesprochen. Sie hegen die wiedererkennbare Sprache „na našo“/ „auf unsere Art“ seit mehr als 500 Jahren in den Dörfern Acquaviva Collecroce (Kruč), Montemitro (Mundimitar) und San Felice del Molise (Štifilić).

Auch wenn ihre Geschichte über ihre Sprache romantisch erscheint, haben Untersuchungen gezeigt, dass die Sprache „auf unsere Art“, die sie am stärksten charakterisiert, langsam ausstirbt. Von den anfänglich fünfzehn Orten wird sie nur noch in diesen drei gesprochen. Die Sprache ist eine mittelalterliche Variante des štokavisch-ikavischen Dialekts, der in Mitteldalmatien, in der Region zwischen den Flüssen Cetina und Neretva und im kroatischen Teil Herzegowinas gesprochen wurde. Anthropologische Enthusiasten bezeichnen die Sprache als wahren Schatz. Sicher ist, dass die Molisekroaten, noch bevor Amerika entdeckt wurde, nach Mittelitalien kamen.

Diese Theorie bestätigt die Tatsache, dass eine Reihe von kroatischen Wörtern für Gemüse fehlt, die erst nach der Entdeckung Amerikas nach Europa kamen, während sie für Tabak das Wort dimica erfunden haben. Über die Ankunft der Molisekroaten zeugte auch der erste kroatische Folklorist Petar Hektorović. Interessant ist auch, dass die älteste erhaltene geschriebene Bugarštice, eine der beiden Versformen in der oralen epischen Dichtung der Südslawen, auf dieser Sprache „auf unsere Art“ ist. Das Wort Molise kommt vom kroatischen „moli se“, was so viel heißt wie „bete“.

Padua ist für die Kroaten in Italien ein religiöses Zentrum. Dort befindet sich die Wallfahrtsstätte des heiligen Leopold Bogdan Mandić. Er verbrachte 40 Jahre seines Lebens im Kapuziner Kloster in Padua und nahm den Gläubigen stundenlang die Beichte ab. Dorthin pilgerten die sogenannten kleinen Leute, aber auch angesehene Bürger, Arbeiter und Industrielle, Studenten und Professoren, Intellektuelle, Soldaten und Offizier, sogar Bischöfe.

Aus seinem Geburtsort Herceg Novi nahm er die Aufteilung in römisch-katholisch und orthodox mit. Außer der Liebe für seine Heimat Kroatien hegte er auch Liebe für alle slawischen Völker und seine neue Heimat Italien und dem Volk. Er arbeitete ständig am Ausbau der Beziehungen zwischen den Menschen und Völkern und war Vorreiter der Idee eines vereinigten Europas.

Der bekannte Dubrovniker, Jesuiten Priester und Wissenschaftler, den man den letzten universellen Geist der europäischen Tradition nennt, Ruđer Bošković, hat die letzten Jahre seines Lebens in Italien verbracht.

In Mailand wurde 2012 das Zentrum für kroatisch-italienische Studien „Ruđer Bošković“ eröffnet. Das Ziel ist die Erforschung und Erweiterung der kroatisch-italienischen Zusammenarbeit in den Feldern Geschichte und Kultur. Seit geraumer Zeit steht in dieser Stadt eine Statue, die an den großen kroatischen Wissenschaftler erinnern soll.

Sie ist das Werk von Ivan Meštrović. Zwei kroatische Größen zieren für immer den Park Indro Montanelli vor der Mailänder Sternwarte. (NR)

Ivana Perkovac
Bild: Dalmatinka Media

 

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