Ein Beitrag unseres Kollegen /HRT

Koprivnica, die Stadt in der Nähe der ungarischen Grenze im Nordosten Kroatiens, feierte kürzlich den Abschluss der 25. Winterschule der kroatischen Folklore. Bei der Veranstaltung nahmen rund achtzig Teilnehmer aus Nordamerika, Australien und verschiedenen europäischen Ländern teil.

Antonio Grgurović aus der Bucht von Kotor in Montenegro besuchte mit seiner Kollegin Bojana Radonić die Winterschule der kroatischen Folklore. Da beide erfahrene Tänzer des kroatischen Folklore-Ensembles in ihrer Region sind, entschlossen sie sich in diesem Jahr, sich der Winterschule anzuschließen und neue Fähigkeiten zu erlernen: „Wir finden das sehr schön hier, zumal die diesjährige Veranstaltung ausschließlich auf Tänze aus Dalmatien basiert ist, die nicht unbedingt zu unserem täglichen Tanzrepertoire gehören. Ich denke, dass wir viel lernen werden, wenn wir hier sind.“

Ein weiterer internationaler Gasttänzer der Winterschule war Robert Pavlić, der Leiter des kroatischen Tanzensembles Dawn aus Melbourne, Australien: „Ich werde definitiv viel über die Tänze der Adria lernen, da ich aus dieser Gegend nicht zu viel Erfahrung besitze. Ich nehme das, was ich gelernt habe, mit nach Melbourne um die neuen Generationen unserer Tänzer über diese besonderen Schritte und gesellschaftlichen Tänze aus Dalmatien und der Adria zu unterrichten.“

Sidney Skjerstad ist eine Studentin, die aus Norwegen nach Kroatien kam. Sie ist sehr stolz auf ihr kroatische Wurzeln, daher bedeutet für sie die Teilnahme an der Winterschule sehr viel. Sie erklärte: „Ich weiß, dass dies eine alte Tradition ist. Und dies ist eine hervorragende Möglichkeit, mich wieder mit meiner Kultur zu verbinden und in gewisser Weise etwas von meiner persönlichen Identität zurückzugewinnen, die ich im Laufe der Jahre verloren habe.“

Traditionelle dalmatinische Instrumente

Während die Tänzer sich eifrig bemühten, die Schritte der traditionellen dalmatinischen Tänzen zu erlernen, waren auch viele talentierte Musiker anwesend, um Erfahrungen zu sammeln im Umgang mit den Instrumenten, die ein wesentlicher Bestandteil der kroatischen Folklore sind. Einer der jüngsten Teilnehmer war der zwölfjährige Ivan Papar, der von der sonnigen Insel Rab nach Koprivnica reiste. Während der junge Ivan bereits als Tänzer im Folklore-Ensemble San Marino auf seiner Heimatinsel tätig ist, ermutigte ihn sein Großvater, das „mijeh“, ein traditionelles dalmatinisches Instrument, ähnlich dem schottischen Dudelsack, zu spielen. Papar sagte: „Ich lerne „mijeh“ zu spielen, weil meine Kollegen und ich wieder auf der Insel Rab tanzen und Auftritte haben werden.“

Branislav Mikulić ist der älteste Schüler der Winterschule der kroatischen Folklore und kam aus Sarajevo nach Koprivnica. „Ich bin eigentlich ein Schriftsteller. Ich schreibe Romane und Kurzgeschichten. Ich bin hierhergekommen, um zu lernen, wie man ein traditionelles Instrument spielt, um meinen Zuhörern in den Pausen meiner literarischen Werke die kroatische Musik und Kultur näherbringen kann.“

Ann Lebar kommt aus dem fernen Milwaukee, Wisconsin, aus den USA. Trotz der Entfernung nimmt Ann regelmäßig an der Winterschule teil. Sie verbrachte über fünf Jahre damit, Folkloretänze aus allen vier kroatischen geografischen Gebieten zu lehnen. In diesem Jahr wird Ann ihr Folklore-Repertoire noch weiter bereichern. Vor allem aber ist die Winterschule eine perfekte Möglichkeit, um mit Gleichgesinnten aus der ganzen Welt in Kontakt zu treten und an dieser gemeinsamen Leidenschaft teilzuhaben. Sie erläutert ihre Motivation folgendermaßen: „Die Folklore-Schule bringt Menschen zusammen. In den letzten sechs Jahren habe ich viele Freunde gefunden. Ich wurde zu unzähligen Hochzeiten eingeladen und wir sind alle wirklich gute Freunde geworden.“

Tamburizzaspieler

Die Winterschule ist nach wie vor ein großer Anziehungspunkt für Tamburizzaspieler und Liebhaber der traditionellen kroatischen Musik. Tibor Bün, der Leiter der Tamburizzaspieler erklärte: „Hier vermitteln wir ihnen einen methodischen Spielansatz. Wir bieten einen gründlichen pädagogischen Ansatz für neue Spieler. Insbesondere bei jungen Menschen, nicht unbedingt nur bei Kindern, sondern vor allem mit jungen Leuten. In diesem Jahr konzentrieren wir uns auf das Gebiet um die Adria, wo die Tamburizza in der Geschichte sehr stark vertreten war, aber auch heute noch sehr viel gespielt wird.“

Das unglaublich komplexe und professionelle Programm wurde vor etwa 55 Jahren von Ivan Ivančan, einem der berühmtesten kroatischen Ethnologen und Choreografen, konzipiert und eingerichtet. Heute werden die Arbeiten von Ivančan fortgesetzt und neue Elemente erfolgreich in ein erweitertes Programm integriert. Hierzu sagte Andrija Ivančan, ein anderes Mitglied der Familie: „Wir versuchen zu verhindern, dass ein Teil der Vergangenheit unserer Vorfahren für immer vergessen wird. Es mag komisch klingen, aber es ist eine Tatsache. Wir sind sehr darum bemüht, dieses Wissen an die jüngeren Generationen weiterzugeben. Und wenn Sie diese Menschen jetzt hinter mir sehen und die vielen anderen betrachten, die diese Schule in der Vergangenheit besucht haben dann haben wir keine Sorgen im Hinblick für den Erhalt der traditionellen Kultur in Kroatien.“

Die Winterschule der kroatischen Folklore wird von der kroatischen Kulturvereinigung „Hrvatska Matica Iseljenika veranstaltet. Für die Organisation ist Snježana Jurišić zuständig: „Die kroatische Kulturvereinigung „Hrvatska Matica Iseljenika ist sich der Bedeutung der traditionellen kroatischen Kultur für den Erhalt der kroatischen Identität in unseren Diasporagemeinschaften bewusst. Die Folklore Schule wurde vor 55 Jahren mit dem Ziel gegründet, die traditionelle kroatische Kultur zu bewahren, und seitdem ist die kroatische Kulturvereinigung bestrebt, das Kulturerbe zu stärken. Da wir uns mit der Stärkung der Beziehungen zu den Diasporagemeinschaften auf der ganzen Welt befassen, haben wir die besondere Bedeutung dieses Programms erkannt und beschlossen uns aktiv zu engagieren.“

Das Thema der diesjährigen Winterschule war das kulturelle Erbe der Adria. In den nächsten drei Jahren werden die Teilnehmer die Möglichkeit haben die geografischen Gebiete der Dinaren, der Alpen und Pannoniens kennenzulernen.

Bild: Matis.hr
Video: Hrvatska radiotelevizija
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