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Nun zeigt der serbische Präsident Vučić sein wahres Gesicht

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Die Proteste in Serbien begannen auf den Straßen Belgrads und breiteten sich dann auf andere größere Städte im Land aus. Der Auslöser dafür war die Ankündigung der Ausgangssperre, weshalb die Menschen den Kampf für die Demokratie begannen und ihre Stimmen gegen Präsident Vučić erhoben.

Die Empörung in Serbien begann zu der Zeit zu wachsen, als Aleksandar Vučić wegen COVID-19 die Sofortmaßnahmen abschaffte, um den Wahlkampf ungehindert führen zu können. Die Warnungen unabhängiger Ärzte und anderer Experten hatten kein Gewicht für den eigenwilligen Präsidenten, während der loyale Krisenstab ihm erlaubte, unter anderem, den Spezialisten für alle Krankheiten vor der serbischen Öffentlichkeit zu spielen. Die Wahlen sind vorbei, Vučić erklärte einen „historischen“ Sieg, obwohl die Mathematik beweist, dass mehr als ein Viertel der Bürger Serbiens ihm keine Stimme gegeben hat. Mit seinem Segen wurde in Belgrad vor etwa 20.000 Fans ein Fußballderby gespielt, über welches die Medien weltweit berichteten und das für Erstaunen sorgte. Es wurden Feiern, Konzerte und Gott weiß welch anderen Versammlungen organisiert und all das, weil die Regierung vorzeitig den Sieg über das Virus verkündete.

Unmittelbar nach der Wahl wurden Daten über eine große Anzahl an infizierten und verstorbenen Bürgern veröffentlicht. Der Virus kehrte zurück, obwohl er eigentlich nie weg war und griff mit voller Wucht an. Wie erwartet, beschuldigte Vučić die Menschen, schauspielerte vor den Kameras, drohte, weinte fast – je nachdem, wen er ansprach. Vielleicht könnte die stärkste Faust Serbiens den Staat immer noch mit leeren Versprechungen und Krokodilstränen, an die nur wenige glaubten, unter Kontrolle halten, allerdings kündigte er vor zwei Tagen   erneut die Verschärfung der Maßnahmen sowie die Ausgangssperre in Belgrad für das kommende Wochenende an.

Das war der Tropfen, der das Fass der Unzufriedenheit zum Überlaufen brachte. Am Dienstagabend kamen spontan Menschenmassen vor das Parlament, es wurden Parolen gegen den Präsidenten des Staates geschriehen, es gab auch Beleidigungen, aber nichts deutete darauf hin, dass der Protest in Gewalt enden könnte. Die Polizei beobachtete die Situation anfangs nur stillschweigend und begann mit der Aktion erst, nachdem eine größere Gruppe von Bürgern das Parlamentsgebäude gestürmt hatte. Diese Nacht von Dienstag auf Mittwoch wird als die Eröffnung des Krieges zwischen der Volkspolizei und dem Volk in Erinnerung bleiben. Tränengas, Schlagstöcke, Knallkörper… Blutende Köpfe, Rufe und Angriffe und sogar eine Waffe, die auf den Hals eines jungen Mannes gerichtet war, verwandelten die Straßen Belgrads in eine schreckliche Szene der Gewalt.

Bereits am Mittwochmorgen teilten uns Belgrader mit, dass auf den Straßen gepanzerte Fahrzeuge und bewaffnete Polizeikräfte seien. Vučić wandte sich erneut an die Nation und versuchte, seine bekannte Aggression zu verbergen, indem er ausländische Kräfte, Dienste und inländische Verräter für all das, was in der Nacht zuvor passiert, beschuldigte. Jeder außer ihm ist schuldig, und er, ein Märtyrer und Leidender, ist ein Opfer seiner Güte. Zwar kündigte Vučić an, dass es wahrscheinlich keine Ausgangssperre geben werde, aber das beruhigte die kochende Jugend in Serbien nicht – Proteste fanden am Mittwoch in Belgrad, Novi Sad, Niš, Kragujevac und anderen Städten statt. Diesmal war die Polizei in der Hauptstadt Serbiens bereit, alle zu verprügeln und mit Tränengas anzugreifen, die der Meinung waren, dass die Regierung in Serbien geändert werden sollte. Es war blutig, es war ein echter Guerillakrieg auf den Straßen Belgrads. Das Hauptquartier von Vučićs Partei sowie das Rathaus wurden in Novi Sad in Brand gesetzt. In anderen Städten war es turbulent, aber nicht so aggressiv.

In den letzten zwei Tagen wurde nach den Schuldigen ermittelt, die für die Eskalation der Gewalt verantwortlich sind. Neben den Demonstranten gibt es viele verletzte Polizisten, die mit Steinen und Fackeln beworfen wurden. Wenn man das Filmmaterial von verschiedenen Orten in der Stadt betrachtet, an denen die Zusammenstöße am heftigsten waren, kann man Zivilisten sehen, starke, große Männer, die die Menschen schlagen und verhaften. Das Aussehen und Verhalten derjenigen, die die Polizei angegriffen haben, kann jedoch identisch beschrieben werden. Diejenigen, die mit der Situation in Serbien vertraut sind, behaupten, dass sie Vučićs Schläger sind, Hooligans, die für ihre Gewalt bekannt sind. Diese Behauptungen gehen noch einen Schritt weiter, so dass angegeben wird, dass unter den gefährlichen Männern Gefangene waren, denen die Rolle der Statisten übertragen wurde. Im Gegenzug werden ihre Haftstrafen reduziert.

Den Quellen zufolge sei Vučićs Ziel, Gewalt zu demonstrieren. Bewusst, dass seine Unterstützung für die Wählerschaft schwächer wird, beschloss er, die bereits vorhandene Angst in den Köpfen der Menschen zu verstärken. Man sollte jedoch wissen, dass das Opfer seiner wahnsinnigen Politik nicht nur das Volk ist, sondern auch die Polizei, die selbst am berühmten 5. Oktober 2000, als Slobodan Milošević endgültig gestürzt wurde, nicht so brutal mit den Demonstranten umging. Das Ziel des serbischen Präsidenten ist offensichtlich ein ständiger und gefährlicher Streit zwischen dem Volk und den Strafverfolgungsbehörden. Es ist ein Weg, eine harte Diktatur zu schaffen, was diesen Balkanstaat in bereits bekannte autoritäre Regime einordnet.

Egal wie sehr er versucht, ein Bild des siegreichen Triumphs zu zeichen, die öffentlichen Auftritte von Präsident Vučić zeigen seine Unsicherheit und Wut auf alle. Er führt Krieg gegen ausländische Botschafter, gegen ungehorsame Journalisten, gegen die Opposition, die er unerbittlich beleidigt aber das Schrecklichste ist, dass er jetzt einen Krieg mit seinem eigenen Volk beginnt. Es fällt auf, dass er nationale Minderheiten immer versöhnlich anspricht, während er die Serben für faul, inkompetent und gefährlich erklärt. Es ist so sichtbar, dass sich viele fragen, warum Aleksandar Vučić sein Volk hasst.

Protestgruppen kündigen weitere Versammlungen an, und es sollte betont werden, dass junge Rebellen heftig auf jeden Versuch von Oppositionsführern reagieren, sich ihnen anzuschließen, und sie aus ihren Reihen zwingen. Die Regierung kündigte an, dass es keine Ausgangssperre geben werde, aber vergebens, die rote Linie wurde bereits überschritten. Aleksandar Vučić steht vor der größten Herausforderung seit seiner Machtübernahme. Die Tatsache, dass sich die meisten Polizeikräfte und die Gendarmerie mit Verstärkung durch zivile Schläge auf Belgrad konzentrierten, zeigt, wie groß seine Angst ist. In anderen Städten breiten sich Proteste aus, und es gibt dort nicht genügend Kräfte, um die Ordnung aufrechtzuerhalten. Laut inoffizieller Daten, die in den serbischen Medien veröffentlicht wurden, versuchte der Minister der Armee, Aleksandar Vulin, die berühmte 63. Fallschirmbrigade auf die Straßen von Niš zu bringen, die sich weigerte. Die Armee steht fest in der Position, dass die Verfassung respektiert werden sollte, und betont, dass sie dazu da ist, das Volk vor einem möglichen Angriff von außen zu schützen und nicht zu disziplinieren.

Die Unruhen in Serbien finden zu einem für Serbien sehr wichtigen Zeitpunkt statt. Vučić hat nämlich eine Reihe von Gesprächen mit den einflussreichsten Führern der Europäischen Union aufgenommen, und es wird erwartet, dass er den Dialog mit Priština fortsetzt. Die Welt warnt davor, dass auf den Straßen von Belgrad inakzeptable Gewalt stattgefunden hat. Serbien ist ein Kandidat für die EU-Mitgliedschaft, und Vučić hat Brüssel mehrmals wiederholt abgelehnt, was die Position seines Landes geschwächt hat. Die politische Wanderung von Moskau nach Peking und die Rückkehr nach Brüssel und Washington deuten auf einen unsicheren Drahtseilakt hin. Wenn er fällt, wird Serbien politische Konsequenzen zu tragen haben, aber die meisten Menschen werden sich daran erfreuen, da sie hoffen, dass die Diktatur nun endlich ihr Ende gefunden hat.

Kosmo.at/Redaktion Ausland
Bild: Eurotopics.


						
						
					
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