Home Wirtschaft WIE EINE BALKAN-BAU-MAFIA ÖSTERREICH UM 22 MILLIONEN ABZOCKTE

WIE EINE BALKAN-BAU-MAFIA ÖSTERREICH UM 22 MILLIONEN ABZOCKTE

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Ein spektakulärer Betrugsfall erschüttert derzeit die österreichische Baubranche.

Eine kriminelle Gruppe von 50 Leuten, die fast ausschließlich aus Ex-Jugoslawen bestand, bediente sich jeder Menge Strohmänner und Scheinanmeldungen bei der Sozialversicherung, um im großen Stil Sozial- und Abgabentrug in Österreich zu begehen. Der Schaden soll sich laut „Der Standard“ auf 22 Millionen Euro belaufen. Neben dem Staat haben auch zahlreiche Arbeitnehmer verloren: Sie wurden nicht nach dem Kollektivvertrag entlohnt.

Kontrolle über 35 Scheinfirmen

Die Hauptangeklagten im Fall sind Miodrag S. und Dragan J., die in der Zeit zwischen 2013 und 2017 jedenfalls nicht weniger als 35 Scheinfirmen unter ihrem Einfluss hatten. In den offiziellen Dokumenten kamen ihre Namen aber natürlich nirgendwo vor. Dabei waren die beiden bei der Namensgebung der Scheinfirmen sehr kreativ: „Mystic Bau“, „Win4sure GmbH“, „Gen Bau GmbH“ oder „Maler 012 GmbH“ hießen die Firmen.

Prozessbeginn

Während die Ermittlungen noch immer laufen, hat am Straflandesgericht in Wien heute der Prozess gegen fünf Beschuldigte in dem Fall begonnen, darunter auch Miodrag S. und Dragan J.. Der Vorwurf lautet auf schweren Betrug sowie die Bildung einer kriminellen Organisation. Offiziell hatten Dragan J. und Miodrag S. nichts mit den Firmen zu tun, aber in der Realität sollten dadurch illegale Aktivitäten der Gruppe unauffällig gemacht werden.

Strohmänner aus Serbien

Wie man aus der Anklage herauslesen kann, die exklusiv dem Standard vorliegt, dürften dutzende Strohmänner für zwei Tage nach Wien gebracht worden sein, um hier unter ihrem Namen eine Firma anzumelden. „Die meisten dürften nicht zuletzt mangels ausreichender Deutschkenntnisse nicht gewusst haben, was vor sich geht“,steht in der Anklage.

Betrugssystem funktionierte 4 Jahre

Das System, welches die Betrüger sich einfielen ließen, war sehr ausgeklügelt. So wurde z.B. bei einer Scheinfirma eine Reinigungskraft als Geschäftsführerin eingesetzt, berichtet „Der Standard“. Diese gab die Kopie ihres Reisepasses und unterschrieb zahlreiche Dokumente. Als Lohn wurde ihr von der Gruppe ein Job alsputfzrau versprochen. Ein anderer „Geschäftsführer“ konnte in den polizeilichen Befragungen keinen seiner Mitarbeiter identifzieren.

Österreichische Makler beteiligt

In diesem Betrugssystem hatten auch in Österreich tätige Makler eine wichtige Rolle: sie halfen den Angeklagten an neue Scheingesellschaften im Firmenbuch zu kommen, die vorher stillgelegt waren. Wegen der langen Firmengeschichte erweckte man den Eindruck, es handle sich um seriöse Unternehmen. Unter Verdacht steht unter anderem auch ein Notar aus Wiener Neustadt, der in vielen Aktionen der Beteiligten den Papierkram erledigte.

Briefkastenfirmen mit 1.600 Scheinanmeldungen

Die Angeklagten haben scheinbar an alles gedacht: Da in Österreich verstärkt nach Schwarzarbeitern auf dem Bau gesucht wird, waren alle gemeldet und fielen bei Kontrollen nie auf. Der springende Punkt: Die Briefkastenfirmen bezahlten aber keine Versicherungsbeiträge und wenn eine Scheinfirma Aufmerksamkeit erregte, wurde die Firma mit einem anderen Strohmann als Geschäftsführer angemeldet. Über die Jahre kamen 1.600 fiktive Anmeldungen von 200 Arbeitern zusammen.

35.100 Baufirmen aktiv

„Die Baubranche gilt traditionell als anfällig für illegale Aktivitäten“, schreibt Der Standard und nennt dabei mehrere Betrugsfälle – viele auch ausgehend von österreichischen Unternehmen, die unter Verdacht stehen und gegen die aktuell ermittelt wird. In Österreich sind derzeit 35.100 Baufirmen aktiv. Das Geschäft boomt.

Kosmo.at
Bild: Umweltbundesamt
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