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Weshalb feiern die Serben Putin?

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Während sich so gut wie die gesamte Welt – ausgenommen einiger Staaten – eindeutig gegen den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine

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stellt, so gehen in Serbien abermals Tausende für Putin auf die Straße.

Seit mittlerweile mehr als zwei Woche herrscht Krieg in Europa. Tagtäglich erreichen uns Bilder von Zerstörung und humanitärem Leid aus der Ukraine. In zahlreichen Städten der Welt gehen Menschen auf die Straße, um ihre Solidarität gegenüber dem ukrainischen Volk auszudrücken.

„Russen Brüder, Ukrainer Neonazis“
Ganz andere Szenen spielen sich bereits mehrfach in Serbien an. Am ersten Freitag im März gingen tausende Menschen auf die Straßen Belgrads und trugen russische Fahnen und Putin-Portraits. Auch NATO-feindliche Parolen waren zu hören.

Gleiche Szenen ereigneten sich auch heute. Die serbischen Demonstranten gehen für ihre „russischen Brüder“ auf die Straße, brüllen Putin-Propaganda und verstehen den „Invasion, um die Ukraine von den Neonazis zu befreien“. „Putin schützt sich vor Nazis“, so einige der Demonstranten.

Brüder im orthodoxen Geiste
Dass in Serbien solch eine Einstellung vorherrscht – wenn womöglich auch nicht mehrheitlich, jedoch eindeutig am lautesten – ist wenig verwunderlich. In der serbisch-orthodoxen Kirche werden Russen schon seit Jahrhunderten als Brüder-Nation beschrieben. Dies hält sich bis heute, auch wenn Russland Serbien in der Geschichte in keinem Konflikt gewinnbringend zur Seite stand.

Ebenso herrscht im Balkanland eine große Abhängigkeit von russischer Energie. Erst im November letzten Jahres verabschiedeten der serbische Präsident Aleksandar Vučić und Vladimir Putin einen neuen Vertrag über weitere Gaslieferungen zu besseren Preiskonditionen.

Geteilte Abneigung gegen die NATO
Auch das „Problem mit der NATO“ teilen die Serben mit den Russen. Am 24. März 1999 begann das Nato-Bombardement gegen die Bundesrepublik Jugoslawien (SRJ). Insgesamt 78 Tage, bis zum 10. Juni, dauerten die Angriffe an. Einheiten aus 19 Ländern nahmen an diesem Einsatz teil.

Ihre Militärstärke überschritt jene der SRJ-Truppen um das Sechsfache. Die NATO-Einheiten wurden in die „Krisenregion“ geschickt, um die „humanitäre Katastrophe am Kosovo“ zu verhindern und um das Milošević-Regime „in die Knie zu zwingen“. Russland stellte sich 1999 entschieden gegen die Intervention in Serbien. Später gab der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder zu, dass der Krieg gegen Jugoslawien völkerrechtswidrig war. In der Bevölkerung wuchs hingegen seither die Abneigung gen die NATO.

Serbien schließt Türe zur EU?
Vučić sprach in seiner ersten Ansprache zum Ukraine-Krieg von einer „vollen Unterstützung für die territoriale Integrität der Ukraine“ – den Sanktionen gegen Russland schloss man sich jedoch nicht an, obwohl man dem Text der UN-Resolution gegen den russischen Angriffskrieg zugestimmt hat.

Die könnte große Auswirkungen auf das Balkanland und dessen EU-Beitritt haben. Während die Ukraine, Moldawien und auch Georgien schnellstmöglich aufgenommen werden möchten und hochrangige Politiker – wie die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock – Bosnien-Herzegowina, Albanien und Nordmazedonien besuchen und über ihre EU-Perspektive sprechen, so verliert man in der politischen Debatte kein Wort über Serbien und dessen Aufnahme in die europäische Familie.

Redaktion Ausland
Bild: DW
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