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Welcher Außenborder fürs Beiboot?

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Es gibt eine riesige Auswahl an Außenbordmotoren. Aber welcher Motor ist der richtige für das Beiboot? Wir erklären, worauf man achten sollte.

Das Beiboot bzw. Dingi gehört zu den fast unverzichtbaren Dingen, die sich an Bord einer Yacht befinden. Ohne das Beiboot kommt die Crew nicht an Land, wenn geankert wird. Aber auch bei längeren Aufenthalten in Häfen ist ein Dingi häufig ein nützliches Fortbewegungsmittel, wenn man zum Beispiel Lebensmittel einkaufen will und der nächste Supermarkt ein paar Marinas weiter entfernt liegt. Eine Frage stellt sich jedoch fast jedem, der ein Beiboot besitzt: Welcher Motor eignet sich am besten fürs Dingi? 2,5 PS? 15 PS? Oder soll es ein Elektromotor sein? Diese Entscheidung hängt von mehreren Faktoren ab.

Welches Beiboot?

In der Regel sind Dingis meist Schlauchboote. Doch Schlauchboot ist nicht immer gleich Schlauchboot. So gibt es natürlich verschiedene Längen bzw. Größen, vor allem aber die Machart des Bodens ist häufig entscheidend, wenn der passende Außenborder gefunden werden soll. An ein simples Schlauchboot mit Luft- oder Lattenboden lohnt es sich kaum, einen starken Motor zu hängen, weil eine Gleitfahrt damit wesentlich schwerer (oder gar nicht) erreicht wird, als bei einem Modell mit Festrumpf. Da reichen oft schon kleine und leichte 2,5 PS Viertakter, die dem Boot genug Schub geben, von und zur Yacht zu gelangen. Anders ist es bei größeren Ribs (rigid-inflatable boat) mit Festrümpfen, z.b aus Aluminium oder GFK. Dort kann der Unterschied zwischen einem 5- oder 8-PS-Motor enorm sein. Ein solches Modell mit beispielsweise 2,80 Meter oder länger wird mit einem 8PS Motor schnell zum Gleiter. Mit 15 PS kann man das Beiboot dann sogar am Ankerplatz nutzen, um der Crew ein paar Ausflüge auf Wasserski oder Wakeboards zu gönnen. Bei solch großen Dingis kann dann der Motor auch mit einem externen Tank betrieben werden, um ein Nachtanken bei längeren Fahrten zu vermeiden.

Das Gewicht

Bei der Wahl des Motors sollte immer auch das Gewicht im Auge behalten werden. Schließlich muss der Antrieb nach Gebrauch wieder zurück an Bord. Während kleine Motoren mit 2,5 PS um die 15 Kilogramm wiegen, kommt man bei einem 15 PS Außenborder schnell auf 50 Kilo. Bei einer großen, modernen Yacht mit Dingigarage oder bei elektrisch betriebenen Davits am Heck ist das kein Problem. Von Hand lassen sich schwere Motoren jedoch nur sehr schwer zurück an Deck hieven. Viele Skipper schleppen ihr Dingi deshalb nach. In ruhigen Binnenrevieren ist das meistens unproblematisch, auf See jedoch ist der hochgeklappte Motor starken Belastungen ausgesetzt und so kann sowohl die Halterung des Motors als auch der Heckspiegel des Dingis langfristig Schaden davon nehmen. Deshalb gilt es, den besten Kompromiss aus Leistung und Gewicht zu finden. Sicherlich ist es nicht falsch, beim Kauf die verschiedenen in Frage kommenden Modelle beim Händler auch mal in die Hand zu nehmen und ein paar Meter zu tragen, um ein Gefühl für das Gewicht zu bekommen.

Tipp: Den Motor immer mit einer Leine sichern, bevor man ihn zurück auf die Yacht hievt. Eine Talje kann beim Aufholen unterstützen. Bei Segelyachten nehmen manche Skipper dazu auch die Großschot und ziehen den Außenborder am Großbaum zurück aufs Deck.

Verbrennungsmotoren sollten unterwegs idealerweise aufrecht transportiert werden, weil ansonsten Benzin austreten kann. Die meisten Skipper regeln dass mit einer Halterung, z.B. einem Holz- oder Delrinspiegel am Heckkorb.

Welches Fahrtgebiet?

Auf den meisten Binnengewässern ohne nennenswerte Strömung reichen meistens die kleinsten Modelle mit 2,5 bis 5 PS aus, um dem Dingi genug Antrieb zu verpassen. Anders stellt sich die Situation für Hochseegebiete oder auf Flüssen dar. Seegang, Wind und Strömung verlangen dem Motor oftmals einiges an Leistung ab. Gegen zwei Knoten Strömung kommt ein kleiner Motor dann meistens kaum oder nur noch sehr langsam an. Ebenso gegen starken Seegang. In manchen Fällen ist die Kombination aus weniger PS mit einem Schubpropeller eine gute Wahl. Zwar verzichtet man bei diesen Schrauben auf eine Endgeschwindigkeit, hat aber dafür kraftvolleren Vortrieb.

In manchen Revieren ist wird weiter draußen geankert und die Strecken, die zurückgelegt werden, sind entsprechend länger. Auch da sollte ggf. etwas mehr Leistung gewählt werden, um auch bei widrigen Bedingungen schneller an Land oder zurück zum Boot zu kommen.

Elektro oder Benziner?

Moderne Elektro-Außenborder verfügen über viele Vorteile gegenüber den herkömmlichen Verbrennern. Sie sind leicht, leise, wartungsfrei und haben bei gleicher KW-Leistung ein wesentlich höheres Drehmoment. Dazu ist die Bedienbarkeit um ein Vielfaches einfacher, weil sie auf Knopfdruck starten und ohne Gangschaltung betrieben werden. Außerdem lassen sie die leichten E-Motoren während des Törns wesentlich einfacher verstauen. Viele Modelle kann man mit wenigen Handgriffen zerlegen und sind somit gut zu transportieren und an Deck zu bringen.

Die Anschaffungskosten sind in der Regel zwar etwas höher, dafür aber spart man Benzin-  und Wartungskosten, was nach einer gewissen Nutzungsdauer die höheren Kaufpreise wieder aufhebt. Manche Modelle lassen sich sogar in als Zubehör erhältlichen Taschen transportieren, können also auch für den Chartertörn einfach mitgenommen werden. Die Ladezeiten sind kurz und die Reichweiten dank immer besserer Akkus oft enorm und für den Alltagsbetrieb völlig ausreichend. An interne GPS-Empfänger gekoppelte Displays zeigen die Reichweite, den Verbrauch und den Ladezustand an.

Manche Elektro-Außenbordmotoren werden über externe Batterien betrieben. Somit ist man zwar flexibler, hat jedoch immer einen Akku und die Kabel zum Antrieb im Dingi. Das dürfte nur bei großen Beibooten ratsam sein. Für die meisten Dingis sind All-in-One-Motoren, bei denen der Akku auf dem Antrieb sitzt, die bessere Wahl. Im Gegensatz zu Verbrennern rät es sich auch, den möglichst kräftigeren Motor auszuwählen, weil damit der Verbrauch sinkt und die Reichweite steigt. Denn unter Vollast entladen sich die Batterien meistens sehr schnell. Fährt man jedoch nur zum Beispiel mit einem Drittel der Maximalleistung, kommt man häufig ein zigfaches länger mit einer Ladung aus. Wichtig ist, dass man sich stets einen Puffer für die Reichweite lässt, denn plötzlich veränderte Bedingungen wie Wind, Welle oder eine kippende Tide erfordern mehr Akkuleistung.

Letzlich hängt die Entscheidung natürlich davon ab, ob es stets die Möglichkeit gibt, den Akku wieder zu laden. Bei geplanten zweiwöchigen Törn nur vor Anker dürfte eine Batterieladung nur selten reichen. Zwar gibt es passende Solarmodule, aber die leistungsstarken Batterien laden damit in der Regel nur sehr langsam.

ADAC-Skipper/Redaktion Nautik
Bild: ADAC/MySeatime/Yachtfolie
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