
Seeigel gehören zu den ältesten Tieren, die unsere Erde bewohnen. Erste Nachweise gibt es aus dem Ordovizium, also vor etwa 480 Millionen Jahren. Sie bewohnen ausschließlich marine Habitate und haben sich perfekt an das Leben im Meer angepasst.
Je nach Art des Habitats gibt es zwei verschiedene Typen, die morphologisch zwar identisch sind, phänotypisch aber große Unterschiede aufweisen. Jeder Seeigel ist pentamer aufgebaut, also fünfstrahlig. Das bedeutet sowohl Skelett als auch innere Organe sind fünfmal vorhanden. Diese Symmetrie kann man besonders gut an leeren Skeletten erkennen, die man häufig am Strand findet.
Er besitzt ein mehr oder weniger kugelförmiges Exoskelett aus 5 + 5 Platten, die eng aneinander gereiht sind. Die größeren Platten haben Löcher, durch die die kleinen Amublakralfüßchen gestreckt werden. Rund um die Mundöffnung sitzen zusätzlich kleine bewegliche Zangen. Die Platten sind zusätzlich von kleinen Höckern besetzt, auf denen bewegliche Stacheln befestigt sind, mit deren Hilfe sich die Tiere fortbewegen können. Im Inneren der Platten liegen die Gonaden, erkennbar als kräftig orange Struktur

An der Unterseite ist eine Mundöffnung mit dem Kauapparat, der Laterna Aristotelis. Sie hat 5 kräftige Zähne, mit denen der Seeigel z.B. Algen aufnehmen und zerkleinern kann. Auf der Oberseite ist eine weitere Öffnung, nämlich die Madreporenplatte. Sie ist die Verbindung des offenen Kreislaufssystems des Tieres mit dem umgebenden Meerwasser. Und da sind wir auch schon bei einer Besonderheit der Seeigel und aller anderer Vertreter der Stachelhäuter. Ihr „Blutsystem“ besteht aus schlauchförmigen Hohlräumen, in denen die Flüssigkeit zirkuliert. Mit Hilfe dieses Ambulakralsystems werden auch die Füßchen und die kleinen Zangen bewegt.


Die Seeigel, die uns manchmal das Baden schwer machen, sind kreisrund und gehören zu den Regulären Seeigeln. Der bekannteste ist wohl Paracentrotus lividus Lamarck, 1816 – Stein-Seeigel, hridinski ježinac. Er bevorzugt felsigen Untergrund und klemmt sich hier oft in kleine Nischen oder Höhlen. Um nicht sofort entdeckt zu werden, tarnt er sich mit allerlei Dingen aus dem Meer. Das können kleine Steine, Muschel- oder Schneckengehäuse sein. Ich habe aber auch schon Kunststoffteile gefunden.

In größeren Tiefen lebt Sphaerechinus granularis Lamarck, 1816 – Violetter Seeigel, ljubičasti ježinac. Er ist deutlich größer und fällt vor allem durch die weißen Spitzen auf seinen Stacheln auf. Er kriecht auf sandigem Boden zwischen Steinen und setzt auch voll auf Tarnung.

Die zweite Form sind Irreguläre Seeigel. Sie sind ebenfalls fünfstrahlig, ihr Körper ist aber seitlich zusammen gedrückt. Diese Tiere sind Sandbewohner, sie durchpflügen diesen auf der Suche nach Fressbarem. Bei dieser Aktivität wären kräftige Stacheln wie bei den o.g. Arten nur hinderlich. Und so haben sie feine, weiße Stacheln, die fast wie ein Pelz wirken. Hier finden wir recht große Arten wie den Herzseeigel Echinocardium fenauxi Pequignat, 1963. Lebend ist er nur sehr selten zu sehen, aber die leeren, sehr filigranen Gehäuse findet man häufig auf dem Sand.
Ein Seeigel, der mich schon als Kind fasziniert hat, ist Echinocyamus pusillus Müller, 1776, der Zwergseeigel. Er gehört zu den Sanddollars, ist mit einer maximalen Größe von 1 cm der kleinste Vertreter. Auch er lebt im Sand eingegraben und seine Stacheln sind fast mikroskopisch klein. Auch seine Ernährung ist extravagant, denn er nimmt winzige Foraminiferen auf, die auf Sandkörnern kleben.
Für alle Vertreter der Stachelhäuter gilt: bitte betrachten Sie die Tiere nur im Wasser. Entnehmen Sie keine Seeigel oder Seesterne, auch nicht für ein paar Sekunden. Jeder Kontakt mit Luft bedeutet für sie den sicheren Tod.
Ein Beitrag von: Moni Losem
Quelle und Bilder: Kroatiens Fauna und Flora