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Liebesgeflüster unter Wasser

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Wenn ab März die Tage länger werden, und die Sonne tief ins flache Wasser scheint, dann ist es auch für die Fische soweit, die winterliche Trägheit abzuschütteln. Es ist ein faszinierendes Spektakel, das nur folgt und das ich da im flachen Wasser beobachten und auch ablichten konnte.

Lippfische kommen in der Adria recht häufig vor, viele Arten in unterschiedlicher Färbung bewachen und verteidigen ihr eigenes Revier. Einer davon ist Symphodus roissali Risso, 1810, der Fünffleck-Lippfisch oder kosirica. Während des Jahres ist er nur leicht gefleckt, sein Muster verschwimmt mit dem Untergrund aus Steinen und Algen. Aber zur Paarungszeit zieht sich das Männchen seinen besten Anzug an, die Flecken werden dunkler und der hintere Teil der Rückenflosse leuchtet kräftig rot. Damit sagt er: alleinstehender, gutaussehender Lippfisch mit besten Manieren sucht junge, gesunde Dame zwecks Gemeinschaft und Aufzucht von kleinen Lippfischen.

Aber bevor er sich an das weibliche Geschlecht heranwagt, muss er erst einmal Schwerarbeit verrichten. Denn nur auf sein tolles Äußeres fällt kein Fischmädel herein, die fordern noch ein Haus, innen weich gepolstert. In geschützter Lage mit guter Aussicht sowie mit einer perfekten Tarnkappe. Und genau das baut Herr Lippfisch: einen perfekten Unterschlupf für seine Angebetete und die künftigen Jungfische. Die Arbeit erstreckt sich über mehrere Tage, muss er doch eine Art Kuppel bauen oder eine passende Höhle finden, sie innen mit Algen fein auspolstern und außen gut tarnen. Aber irgendwann ist er der Meinung, sein Haus sei fertig, und er kann endlich auf Brautschau gehen.



Aber so einfach ist das auch im Tierreich nicht. Die jungen Damen wollen umworben werden. Und so tut Herr Lippfischnicht alles, damit sein Schwärmen endlich erhört wird. Und so kommt es, wie es kommen muss, Herr Lippfisch hat endlich ein Fischmädchen an der Angel und lockt sie vor sein Haus. Er schwimmt um sie herum, stupst sie mit dem Maul und zeigt ihr den Eingang – sie muss doch endlich erkennen, dass die neue Wohnung einfach perfekt ist und kein anderes Männchen so ein komfortables Zimmer einrichten kann. Frau Lippfisch schwimmt kurz hinein, während er draußen zuschaut und sich schon freut. Aber das war wohl zu früh, denn seine Holde stürzt hinaus, würdigt ihn keines Blickes und nimmt Abstand. Oha, da passt wohl irgendwas nicht….


Herr Lippfisch schwimmt in sein Apartment, zupft hier und zupft da, holt noch einmal ein Maul voll Algen, die er in Lücken stopft. Und wieder lotst er seine Angebetet zum Eingang, sie ziert sich aber, schwimmt wieder weg, er hinterher. Bis er sie schließlich wieder so weit hat, sein Werk erneut zu kontrollieren. Tja, und so kann das mehrere Stunden gehen, er muss immer wieder ausbessern, sie geht zur Kontrolle hinein, kommt raus und rümpft ihr kleines Maul, er bessert aus…. Bis, ja, bis es der Lady endlich gefällt und sie sich in ihrem neuen Heim niederlässt. Herr Lippfisch schwebt derweil vor dem Eingang und kann sein Glück nicht fassen – oder er ist einfach zu fertig für irgendwelche weiteren Aktivitäten.

Ach ja, Aktivitäten – jetzt ist es an der Zeit, dass ich mich dezent zurückziehe, und die beiden Turtelfische ihrem gemeinsamen Glück überlasse. Aber ich komme wieder um zu sehen, ob dann ein ganzer Schwarm Mini-Lippfische vor dem Eingang schwimmt.

Wenn man das Titelbild genau ansieht erkennt man, dass das Weibchen von der Fischassel Nerocila bivittata Risso, 1816 parasitiert wird. Sie sitzt direkt hinter dem Kopf auf der linken Seite.

Ein Beitrag von: Moni Losem
Quelle und Bilder: Kroatiens Fauna und Flora
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