Fruchtbare Erde im äußersten Nordosten Kroatiens: Die Baranja. Das Land des Getreides und des guten Weines.

Weine wurden in Tunnels aufbewahrt, die in die weniger fruchtbaren Erdschichten aus Hart- und Tonerde getrieben wurden. In solchen Tunnels, die Gator genannt werden, wurde sogar gewohnt. Wo es möglich war, wurden Tunnels auch für das Leben nach dem Tod gegraben. Von der fruchtbaren Erde lebte man, aus der nicht fruchtbaren Erde baute man Häuser.

Bereits seit einigen Jahren findet in dem kleinen Dorf Karanac im Sommer die Lehmakademie statt. In Workshops kann man die bereits vergessene Fertigkeit des Hausbauens aus nicht gebrannten sondern sonnengetrockneten Ziegelsteinen, den ćerpič lernen. Der Initiator war Bajo. Der einheimische Gastwirt suchte vor 15 Jahren jemanden, der ihm einen Backofen bauen sollte. Da er niemanden fand, machte er sich selber an die Arbeit. Dabei wurde er von einem Roma beraten. Denn, egal wohin die Roma kommen, sie finden sich überall schnell zurecht. Und so stand der Ofen in einem Tag und am nächsten Tag auch der Hühnerstall, erzählt uns Bajo und zeigt wie es geht.

Aus den in der Akademie angefertigten ćerpič-Ziegelsteinen entstand eine Replika des typischen Baranja-Hauses. Replika ist vielleicht nicht das richtige Wort dafür, da alle Ziegel aus dem Material eines Hauses stammen, das vor 180 Jahren errichtet worden war. Man muss nicht mehr 80 Zentimeter in die Tiefe graben, um die Tonschicht zu finden. Das Material ist da, man kann es wiederverwenden und neues, frisch gemahlenes Stroh, die so genannte Spreu, hinzufügen.

Zu zweit kann man an einem Tag einige hundert Ziegel produzieren. Nach einigen sonnigen Tagen sind sie trocken und können für den Bau verwendet werden.

„Das Haus bauen wir so, dass Länge und Breite dem Ausmaß von jeweils eineinhalb Ziegelsteinen entsprechen. So erhalten wir 60 Zentimeter und diese 60 cm halten im Winter die Wärme und im Sommer die Kühle im Haus. Man braucht kein Klimagerät und der Heizaufwand ist sehr gering. Und was am wichtigsten ist, diese Wände lassen kein Handysignal durch.“

Vladimir Škrobo Bajo

Häuser, deren Wände kein Handysignal durchlassen, schützen sicherlich auch vor anderen Strahlen.

„Meiner Meinung nach ist das die gesündeste, rentabelste und natürlichste Art des Hausbaus. Wir haben das Abfallproblem und das Materialbeschaffungsproblem gelöst und für mich ist es ein Vergnügen und zwar ein nützliches Vergnügen, ein Hobby. Das sollte kein Workshop sein, sondern eine Baustelle und ich bin davon überzeugt, dass es auch in Zukunft so sein wird.“

Vladimir Škrobo Bajo

Günstig, sauber, gesund, wärmedämmend, gibt es etwas Besseres? Obwohl unsere Vorfahren nur das verarbeiten konnten, was ihnen zur Verfügung stand, wussten sie sehr wohl, was sie tun. Jetzt ist es an uns, ihr Wissen wieder einzusetzen. (NR)

Quelle: TV-Kroatien/Sanja Pražen
Bild: BR/Presse-www.tzbaranje.hr
Video: Svijet Geografije
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