Die meisten Städte der Region Moslavina in Mittelkroatien werden von solchen Industrieskulpturen geprägt, den Gestängetiefpumpen, die auch Pferdekopfpumpen genannt werden. Es sind Anlagen zur Förderung von Erdöl.

Eine dieser Pumpen steht in der unmittelbaren Nähe von Wohnhäusern im Ort Ivanić Grad und ist noch in Betrieb.

Nur zehn Kilometer vom urbanen Zentrum entfernt, bietet sich ein ganz anderes Bild – immer wieder Pumpen und Bohrlöcher. Das ist das in Erdölfelder geteilte Savefeld. Im Norden ist das Moslavinagebirge die Grenze, im Süden der Fluss Save.

„Das Erdöl wanderte in Richtung der Save, wo es in sogenannten Speichern zwischen undurchlässigen Bodenwänden und Erdschichten Jahrhunderte lang eingeschlossen blieb, bis wir es entdeckten.“

Dipl. Ing für Erdölbergbau Zoran Bonjaj, Direktor der INA – Mittelkroatien

Der Bergmann Martin Hermann war im Jahre 1855 der Erste, der eine Konzession für das Fördern von Erdöl erhielt. Deswegen gilt das „Fenster“ oder der „Brunnen Martin“ in der Nähe des Ortes Mikleuška als älteste Erdölquelle in der Moslavina. Erdöl wurde hier von 1865 bis 1943 gefördert. Lange Zeit wurde es von hier nach Wien exportiert, wo es für die Straßenbeleuchtung verwendet wurde…

Im Volksmund wird hier das Erdöl paklinaoder pekel genannt.

„Das Volk brachte das Erdöl wegen seiner schwarzen Farbe mit der Hölle in Verbindung und hielt die Bohrlöcher für Eingänge zur Hölle. Die bei natürlichen Erdölquellen aufsteigenden Luftbläschen wurden als Seufzer sündiger Seelen aus der Hölle angesehen.“

Dražen Kovačević

Die staatliche Firma Naftaplin wurde 1952 gegründet. Sie beschäftigte bereits im ersten Jahr 1600 Mitarbeiter. Zahlreiche Dörfer erlebten einen ungeahnten Aufschwung. Hunderte Arbeitsplätze wurden in verschiedenen Bereichen geschaffen.

Das in der Nähe von Kutina gelegene Dorf Gojlo sicherte sich dank dem Erdöl einen beträchtlichen Wohlstand. Hier wurde das erste größere Vorkommen gefunden und erschlossen. Mit der Förderung begann im Jahre 1941 das deutsche Militär. Nach dem Krieg entwickelte sich Gojlo zu einer bedeutenden Industriezone.

„Von 1945 an wurden hier Häuser und Schulen gebaut. Die Stadt blühte auf. Es gab kein Handwerk, das man hier nicht gefunden hätte: Tischler, Bäcker, Konditoren, Schmiede, Schweißer, Schlosser.“

Antun Dragošević

Im Jahre 1965 wurde die Produktion eingestellt und der Ort verlor seine Wirtschaftsbasis. Da das Rohstoffvorkommen langsam versiegte, wurde das Erdölfeld geschlossen.

Die Pumpe ist heute nur ein eigenartiges Denkmal vergangener Zeiten. (NR)

BR-Presse/TV Kroatien-Zrinka Krežo
Bild: BR
Video: Grad Ivanić-Grad
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