Home In eigener Sache Es gibt keinen Fachkräftemangel – nur miserable Gehälter

Es gibt keinen Fachkräftemangel – nur miserable Gehälter

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Ich werde Kroatien zur Glückseligkeit führen! Kroatien wird eines der reichsten Länder der Welt! Junge Menschen werden das Land nicht mehr verlassen müssen!“ – in dieser Art sprach Präsidentin Kolinda Grabar–Kitarović zum Fußvolk bei Ihrem Amtsantritt. Heute sind kroatische Arbeiter Exportschlager der kaum mehr vorhandenen kroatischen Wirtschaft und Präsidentin „Koli“ haut das Geld zum Fenster raus, da die regelmäßige Verlegung Ihres Büros ordentlich Kosten verursacht. Die Steuerzahler sind begeistert, einmal Präsidentin anfassen, einmal „Kolo“ für Sie tanzen für einige Millionen Kuna gezahlter Steuergelder. Fast wie zu Titos Zeiten. Wann verlegt Sie denn einmal Ihr Büro nach Stuttgart, München, Berlin, Karlsruhe oder Frankfurt? Hier wimmelt es nur so von Kroaten, die bald an der Mautstelle Lučko vom kroatischen Staatsfernsehen „HRT“ als Touristen gezählt werden.

Bezahlung? Freut Euch, es gibt Spaghetti Bolognese – jeden Tag!

Es war einmal ein deutscher Tourist, spät abends, im heißen August, der sich ein kühles, gezapftes Bier bestellte. Wenige Augenblicke später bringt der Kellner dem Gast ein Maß Bier, perfekt gezapft, wie man es von den Bildern des Oktoberfests kennt. Ideale Temperatur, Anteil Bier zu Bierschaum – einfach perfekt. Der Deutsche lächelt und wundert sich solch ein Bier, so weit entfernt von Bayern, zu bekommen. Er kostet das Bier, nickt zufrieden und zustimmend und hinterlässt dem Kellner ein gutes Trinkgeld. So läuft das im Tourismus. Sie müssen etwas bieten, damit sich die Gäste wohl fühlen, zufrieden sind, dass Sie für Ihr Geld „etwas mehr“ erhalten haben. Dann kommen die Menschen gerne wieder.

Später erzählte uns der Kellner, dass er auf dem Oktoberfest gearbeitet hat, dort hat er alles über das richtige „Bierzapfen“ gelernt. Solch ein Kellner ist sein Geld wert, dieser kann sich aussuchen wo er gerne arbeiten möchte. Und wenn Sie als Staat hochwertigen Tourismus betreiben möchten, dann benötigen Sie diese Art von Angestellten. Doch verflucht, solche Leute muss man dementsprechend entlohnen.

Was hat der arme Staat getan um sich darauf vorzubereiten? Was hat das Ministerium getan, die armen politischen Parteien und v.a. die miserablen Arbeitgeber? Was dachte sich nur diese arme, meist ungeschulte Mannschaft oben an der Spitze? Das Sie hochwertigen Tourismus betreiben können und sich dabei nur auf die armen, arbeitslosen Slawonier verlassen können? In Slawonien gibt es ohnehin keine Perspektive, keine Arbeit, also müssen diese Menschen doch massenweise an die Adria pilgern und für ein unverschämt niedriges Gehalt arbeiten, in einem Schlafzimmer mit fünf weiteren Saisonarbeitern schlafen und jeden Tag Spaghetti Bolognese essen, welches die Familie des Arbeitgebers zubereitet. Krank sein darf man nicht, dann bekommt man von netto 4000 Kuna 30% vom Gehalt abgezogen (das machen auch namhafte internationale Unternehmen mit Ihren Arbeitnehmern in Kroatien – moderne Sklaverei könnte man meinen).

Was dachten sich nur die ganzen Anbieter, dachten Sie wirklich so leicht Angestellte ohne Arbeitsvertrag, ohne Freizeit, ohne Bonuszahlungen zu bekommen, die für Sie die Qualität und den Service hochhalten würden? Was dachten sich nur die Politiker, dachten Sie wirklich ohne das System voranzubringen hochwertigen Tourismus verkaufen zu können, anstatt von „Pasteten–Tourismus“? Wenn Sie das wirklich dachten, dann sind dies erstklassige Idioten. Alle zusammen! Von den Arbeitgebern bis hin zu den Politikern.

Idioten überall wo man hinsieht

Im Allgemeinen gibt es hier zahlreiche Idioten. Dieses arrogante, herabschauende „Ich weiß alles“ des Chefs und die politische Parole Nummer 1 (erhöht die Steuern, z.B. Liegegebühren für die Nautiker) stoßen mittlerweile auf massiven Gegenwind. Die Menschen gehen einfach, nach Deutschland zum Arbeiten oder mit Ihren Booten nach Montenegro.

Es ist einfache Mathematik. Wird ein Saisonarbeiter netto 1000 Euro bezahlt, dann sind das 30.000 Kuna für vier Monate und was soll der Mensch für den Rest des Jahres machen? Das interessiert keinen. Findet der Saisonarbeiter z.B. in München einen festen Job, ein netto Gehalt von 1500 Euro, bleibt ihm übers Jahr gesehen viel mehr übrig (auch wenn er monatlich 1000 Euro verbrauchen sollte). Einfache Mathematik, man muss hierfür kein Wirtschaftsexperte sein, die Menschen in Kroatien haben es ebenfalls endlich geschnallt. Es ist doch besser ein Jahr zu arbeiten, richtig angemeldet zu sein, krankenversichert zu sein, einen anständigen Vertrag in der Tasche zu haben als nur eine Saison zu arbeiten.

Saisonaler Tourismus ist für armselige, unterentwickelte Staaten

Für einen Staat sollte es doch von strategischem Interesse sein den ganzjährigen Tourismus zu entwickeln, nicht nur die Monate Juni bis September. Was wird in Kroatien diesbezüglich unternommen, mal abgesehen von Istrien!? Als Saisonarbeiter zu arbeiten ist super wenn Sie keinen Job haben, gerade so überleben oder noch studieren. Es ist normal das der Mensch einen festen Job bevorzugt anstelle einer saisonale Arbeit, deshalb ist die strategische Ausrichtung auf den saisonalen Tourismus einfach eine schlechte Entscheidung. V.a. qualifizierte Arbeitnehmer mit Arbeitserfahrung wollen nicht als Saisonarbeiter arbeiten, sie wollen eine Festanstellung. Natürlich können auch Studenten eine Strandbar führen, wollen Sie jedoch einen Kellner, wie vom Anfang der Geschichte, dann müssen Sie diesen adäquat bezahlen (Boni, Trinkgeld etc.). Ja lieber Arbeitgeber, so läuft es nun mal, ansonsten kann jeder Laden geschlossen werden.
Es gibt mehr als sieben Milliarden Menschen auf der Welt, da kommt es lächerlich rüber wenn man behauptet das es keine Arbeitskräfte für das Tourismusgeschäft gibt, wie viele Anbieter klagen. Arbeitnehmer muss man bezahlen, selbst ein Deutscher würde für 3000 Euro zum kellnern nach Kroatien kommen.

Bulgarien und Rumänien längst an Kroatien vorbeigezogen 

Kroatien befindet sich in der EU, jeder Bürger hat das Recht innerhalb der Union sich um eine Arbeit zu bemühen. Das aktuelle Jammern bringt niemandem etwas – verbessert die Arbeitsbedingungen und bezahlt höhere Gehälter! Geschichten über Arbeitskräfte aus Bosnien und Herzegowina und Serbien sind weit gefehlt, diese gehen ebenfalls nach Deutschland. Warum sollten Bulgaren und Rumänen die saisonale Arbeit übernehmen, wenn es bei Ihnen vor Ort besser ist als in Kroatien?!

Den Markt zu verstehen ist so einfach, fehlt es heute an guten Arbeitern dann muss etwas am Gehalt getan (verbessert) werden. Wenn nicht, wenn dafür kein Interesse besteht, dann kann die Präsidentin bald den „Wohlstand“ mit den verbliebenen Rentnergruppen genießen, denn viele Arbeitnehmer werden nicht übrig bleiben.

Jurica Zelić
Bild: miketraffic.com
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