Home Land und Leute Eine junge Künstlerin mit viel Potenzial – Lana Hudina

Eine junge Künstlerin mit viel Potenzial – Lana Hudina

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Befindet man sich in Zagreb und sucht ein wirklich kroatisches Souvenir oder Mitbringsel, trifft man in fast jedem Geschäft auf die Illustrationen und Zeichnungen einer jungen und talentierten Künstlerin.

Ihre Strichmännchen und Zeichnungen typischer Sehenswürdigkeiten Zieren Tassen, Becher, Magnete, Taschen und viele andere.

Mittlerweile kann man ihre Zeichnungen auch an der Adria antreffen. Diese sind fast immer als erste in den Geschäften ausverkauft. Was eher als spielerischer Zeitvertreib begann, sorgt heute für ihren Lebensunterhalt. Die Rede ist von der jungen Künstlerin Lana Hudina aus Zagreb.

Wir haben uns mit Lana Hudina unterhalten und erfahren, wie sie überhaupt zu diesem Beruf gekommen ist und was sie inspiriert.

Liebe Lana, wie sind Sie eigentlich zum Zeichnen gekommen?

Keine Ahnung. Alles, was mit diesem Beruf zu tun hat, ging von alleine. Alles ging seinen eigenen Weg. Ich hatte keinen festen Plan, nach dem Motto, so jetzt will ich zeichnen. Aber schon seit meiner Kindheit zeichne ich gerne und ich glaube, dass ich gerade deshalb auch Designe studiert habe. Dort sind unter anderem Zeichnen und Projektieren feste Bestandteile. Mit der Zeit wurde Zeichnen mein Hobby. Aber ich bemerkte schnell, dass ich es ganztags machen möchte und nicht nur in meiner Freizeit oder am Wochenende. Dann habe ich mich dazu entschlossen, mit dem Zeichen anzufangen, denn das Zeichnen ist die ganze Zeit, schon seit dem Kindergarten, ein Teil meines Lebens.

Wie sind Sie zum Motiv Strichmännchen gekommen?

Da gibt es auch keinen konkreten Grund dafür. Schon während meines Studiums habe ich damit begonnen, sie zu zeichnen. Meistens aus Langeweile oder zum Stressabbau. Am Anfang waren sie noch recht einfach. Ich habe sie, ohne nachzudenken, gezeichnet. Einfach aus Gefühl. Auf einmal fingen sie an, mir und den anderen zu gefallen. Mit der Zeit habe ich die Figuren verändert. Am Anfang bestanden die Strichmännchen aus einer Kugel, einem Dreieck und Füssen.  Dann fragten mich viele, warum die männlichen Figuren keine Hosen tragen, sondern Kleider. Dann bekamen sie Hosen. Dann fragte man mich, warum die Arme denn so dünn sind oder warum die Figuren keine Nasen haben. Nasen haben sie auch weiterhin nicht. Die Strichmännchen haben viele Details bekommen aber so sind sie in meinem Kopf entstanden uns sind auch so geblieben.

Woher kommt Ihre Inspiration? Sind alle Ihre Ideen oder Kundenbestellungen?

Alles fing mit meinen Ideen an. Meistens waren Situationen aus dem Alltag. Zum Beispiel ging ich durch die Stadt und sah einen Mann, der gebratene Kastanien verkaufte und dann zeichnete ich diese Situation. Aber mit überdimensionierten Details. Zum Beispiel die Kastanie war größer als der Verkäufer. Mit der Zeit haben sich viele mit Aufträgen bei mir gemeldet. Jetzt ist es so, dass ich nur wenig Zeit habe, um das zu machen, was ich möchte. So viele Ideen sind in meinem Kopf und ich würde sie gerne verwirklichen aber dann sehe ich die Auftragsliste mit den Kundenwünschen. Diese Zeichnungen sind dann nicht alle nach meinem Wunsch. Oft passiert es, dass ich drei Versionen zeichne und meine Lieblingsversion gefällt nicht dem Kunden, der andere Vorstellungen hat. Das ist meisten so bei kleineren Bestellungen. Bei Firmenkunden ist es viel einfacher. Die haben irgendwie mehr Verständnis für die künstlerische Freiheit. Normale Kunden haben genaue Vorstellungen und wissen was sie wollen. Da habe ich dann sehr wenig Spielraum, um mich zu auszudrücken.

Geht man durch Zagreb sieht man Ihre Illustrationen auf Abfalleimern der Stadt. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Ja, das war eine schwere Entscheidung für mich. Also, die Firma, die diese Abfalleimer aufstellt, hat sich bei mir gemeldet. Eigentlich wollten sie, wenn sie keine Werbungen auf den Eimern haben, dass etwas Schönes auf diesen Abfalleimern ist. Ihnen hat diese Zagreb-Serie sehr gefallen und sie meinten, es wäre interessant. Damit hatte ich meine Zweifel. Ist es gut, dass deine Arbeit auf einem Abfalleimer ist oder, dass die Stadt, die du magst, schöner ist? Meine Freunde, die ich nach Millionen von Ratschlägen gefragt habe, waren geteilter Meinungen. Einige waren entsetzt und andere fanden es fantastisch. Ich dachte mir dann einfach, es wird wie wird.  Ich mache mit und am Ende, als es dann ein breiterer Menschenkreis gesehen hatte, waren die Reaktionen wirklich super. Ich hatte Angst vor dem Tag, an dem ich es veröffentliche. Ich war schon bereit, sollte die Aktion misslingen, alles vorbei ist. Aber am Ende haben die Leute super reagiert.

Sie haben auch an zwei Bilderbüchern gearbeitet, haben Sie nur die Zeichnungen gemacht?

Mich hat der Herausgeber engagiert und er hatte schon die Texte und Lieder. Ich habe eine halbe Zeile bekommen und sollte eine Zeichnung dazu malen, das ist alles. In der Zeile geschieht etwas und die Handlung ist recht einfach, da alles für kleine Kinder geschrieben ist. Ich musste eine Menge Details malen, sodass ich alles, bis auf das Hauptthema, selber erfunden habe. Aber ich kann sagen, dass das für mich bis jetzt die schwerste Aufgabe in meiner Karriere war, da es auf eine ganz andere Weise illustriert ist, nicht nach Art und Wiese wie wir meine Figuren kennen. Meine Illustrationen sind sonst immer sehr einfach, d.h. sie bestehen immer aus einer Figur, einem Objekt und das ist alles. Aber das hier sollte tiefgründiger sein, es musste komplett in Farbe sein, es musste verschiedene Figuren und Tiere haben und damit habe ich mich sehr abgemüht und ich hatte ein paar Momente, in denen ich mir dachte, dass ich das nicht kann. Aber am Ende habe ich es geschafft und gesehen, dass ich es doch kann. Bei den ersten Versuchen denke ich immer, dass ich das nicht kann und später sehe ich, dass ich es doch kann. Als es fertig war, als ich es in die Hände bekommen habe, war ich sehr glücklich. Wenn man sich noch besonders abmüht, ist man besonders glücklich, wenn man das fertige Produkt bekommt. Am Ende war ich sehr zufrieden mit den Zeichnungen.

Können Sie als Künstlerin von Ihrer Arbeit in Kroatien leben?

Ich kann davon leben, aber ehrlich gesagt, wenn ich aus einer anderen Stadt nach Zagreb kommen würde, eine Wohnung mieten und alle Nebenkosten zahlen müsste und ein Kind hätte, könnte ich nicht davon leben. Ich kann nur aus dem Grund davon leben, weil ich super Menschen in meiner Umgebung habe – meine Eltern, mein Freund, und alle anderen, die mich unterstützen. Ich meine, es ist nicht so, dass ich damit schlecht verdiene, aber wenn ich davon viel für meinen Lebensunterhalt abgeben müsste, wüsste ich nicht, ob ich es könnte. Dass ich jetzt davon reich werde und mir eine Ferienwohnung davon kaufen kann, ist nicht der Fall. (NR)

Autor: Dario Majdandžić

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