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Dörrobst aus der letzten Trocknungsanlage

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Gradež pri Velikih Laščah ist ein Dorf in den Hügeln 25 Kilometer südlich der Hauptstadt Ljubljana, das sein Kulturerbe sorgfältig pflegt. Vor Jahren wurde die einzige noch funktionierende Obsttrocknungsanlage Sloweniens von den Dorfbewohnern renoviert.

Das ist biologisches Dörrobst, das noch traditionell, ohne Zusatz von Konservierungsmitteln getrocknet wird.

Im Jahr 1938 wurden auf den Wiesen um das Dorf Gradež Obstgärten angelegt. Da diese Obstgärten reiche Frucht trugen, wurde auch eine gemeinsame Dörranlage errichtet. Der gemauerte Holzfeuerungsherd, der als natürlicher Warmluftkreislauf funktioniert, ist heute noch eine technologische Besonderheit, die von den Dorfbewohnern sorgfältig erhalten wird. Die Mitglieder des Vereins zur Erhaltung des Erbes gehen früh morgens zur Arbeit in die Dörranlage.

Das Obst muss zum Trocknen vorbereitet werden. Es wird aufgeschnitten, bevor es getrocknet wird. Auf ein Dörrgestell können 35 Kilogramm Obst aufgelegt werden.

„Bei uns wird das Obst nicht chemisch behandelt. Es ist natürlich und sieht sehr schön aus. Es muss von bester Qualität sein, denn wenn wir schlechtes Obst trocknen, kommt auch schlechtes Dörrobst heraus. Wir möchten aber gute Apfelspalten und einen guten Wintervorrat haben.“

Jožica Zabukovec

 Jedes Jahr wird zu Beginn der Dörrsaison jemand aus dem Verein bestimmt, der für das Beheizen des Herds verantwortlich ist. In diesem Jahr hat Andrej diese Aufgabe übernommen. Er sorgt dafür, dass in der Dörranlage immer die gleiche Temperatur herrscht. An die 50 Grad sind notwendig, damit geschälte Äpfel zu Apfelspalten trocknen. Der Herd wird Tag und Nacht durchgehend vorwiegend mit Buchenholz beheizt.

Fünf meterlange Holzscheite halten die Herdtemperatur vier Stunden lang auf gleichem Niveau. Ein besonderes Metallrohrsystem gewährleistet im gesamten Trocknungsraum eine gleichbleibende Temperatur.

Hier wird der Dampf durch eine Öffnung über dem Trocknungsraum abgeleitet. Zur Regelung der Lufttemperatur in der Dörranlage gibt es einen inneren und einen äußeren Schacht.

„Im Luftschacht sind Schlitze, durch die frische Luft zum Herd kommt, und das Obst wird in der frischen Luft getrocknet, die vom Herd erwärmt wird.“

Andrej Jakob

Das Obst trocknet nicht auf allen Dörrgestellen gleich schnell. Das ist abhängig von der Lage des Gestells und von der Luftzirkulation. Deshalb wird das Obst alle 12 Stunden vermischt und das Gestell wird an eine andere Stelle versetzt.

Hierher wird auch Obst aus anderen Orten Sloweniens gebracht. Während der Trocknung werden die getrockneten Apfelspalten laufend sortiert.

Jeder Besitzer eines Gestells hat im Speicher einen geflochtenen Korb mit einer Nummer. Äpfel trocknen in zwei Tagen, Birnen und Zwetschken in drei. Die ökologische Art der Trocknung zieht immer wieder auch Besucher aus anderen Staaten an, die das System besichtigen. In einer Saison werden an die 12 Tonnen Obst gedörrt.

Das Dörrobst, das sich zumindest zwei Winter lang hält, wird auch zur Zubereitung traditioneller Speisen verwendet. Die beliebteste Speise mit Dörrobst ist ein sogenannter „Tommerl“ mit Hirsebrei. Die Trockenfeigen werden zunächst eingeweicht und dann mit der Hirse gekocht. Danach wird der Hirsebrei mit auf Butter gerösteten Semmelbröseln im Brotbackofen überbacken. (NR)

BR Presse/TV Slowenien-Magda Lapajne
Bild: BR
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