Home Land und Leute Natur und Umwelt Die bunte Welt der Posidonia-Wiesen braucht dringend unsere Hilfe

Die bunte Welt der Posidonia-Wiesen braucht dringend unsere Hilfe

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Das erste Buch, das ich über Meerestiere bekommen habe, war vom Wiener Professor Dr. Rupert Riedl, nämlich „Die Fauna und Flora der Adria“. Es gehört heute noch zu den größten Schätzen, die ich besitze, und ist nach wie vor eine wertvolle Hilfe bei der Bestimmung kleinster Meerestiere. Der gleicher Autor schrieb auch „Die Gärten des Poseidon: Wie lebt und stirbt das Mittelmeer“, das ich während meines Studiums erstanden habe, eine in den 80er Jahren zeitgemäße und kritische Darstellung des aktuellen Status Quo des Mittelmeeres und seiner Bewohner ohne deren einzigartige Schönheit außer Acht zu lassen..

Poseidon, in der griechischen Mythologie der Gott des Meeres, hat die Posidonia oceanica (L.) Delile, 1813, dem Neptungras, oceanski porost ihren Namen zu verdanken. Der deutsche Name Neptun nimmt das römische Pendant als Namensgeber. Neptun hat der Sage nach, neben verschiedenen Klüngeleien mit anderen Göttern, das Meer beschützt. Bei dieser Pflanze ist es mittlerweile anders, denn sie muss von uns beschützt werden. Denn viele Aktivitäten von uns bewirken, dass immer mehr Matten zerstört werden, der Mensch ist leider auch hier die größte Gefahr für diesen einzigartigen Mikrokosmos. Posidonia reagiert sehr stark auf Verunreinigungen, Giftstoffe und Fäkalien bringen sie schnell zum Absterben. Aber auch mechanisch wird sehr viel kaputt gemacht. Einmal durch das Dredgen, also das Sammeln von Muscheln mittels schwerer Schleppnetze, andererseits durch die Anker von Booten, die beim Holen große Pflanzenteile herausreißen. Deshalb sind die Bestände seit 1910 um etwa 50% zurückgegangen. Ihr großes Manko ist, dass sie sehr langsam wächst und dadurch ihr zugefügte Schäden nur sehr langsam wieder beheben kann.



International ist Posidonia oceanica (L.) Delile, 1813 durch das Berner Abkommen geschützt, in Kroatien gehört sie zu den streng geschützten Pflanzen (UNEP-MAP RAC/SPA 2007). Und das Ankern über Posidonia ist streng verboten. Das Neptungras ist endemisch in Mittelmeer und in der Adria. Posidonia gehört zu den Einkeimblättrigen, hier in die Ordnung der Fröschlöffelartigen, ist also kein Gras sondern eine blühende Pflanze. Sie bildet dichte Matten, die einzelnen Laubblätter können bis zu 50 cm lang werden. Die gelb-grünen Blüten erscheinen im Februar.



Während der heftigen Winterstürme werden oft Blätter an die Küste gespült und können hier dichte Lagen bilden. Und auch hier gibt es ein reichhaltiges Leben, den Käfer, Käferlarven, Asseln und Krebstiere fühlen sich in dem verrottenden Material sichtlich wohl.



Wenn die Blätter immer wieder zwischen Steinen und Felsen hin- und hergeworfen werden, wird ihre Struktur zerstört und nur die festen, faserigen Teile bleiben übrig. Diese Bälle findet man dann häufig am Strand. Aber Achtung, auch sie dürfen nicht als Souvenir mitgenommen werden, denn alle Teile der Pflanze sind streng geschützt.


Posidonia mit ihrem dichten Blättern ist Lebensraum für unzählige Tierarten. Hier haben viele Fischarten aber auch Schildkröten ihre Kinderstube, denn sie können sich in dem Blatt-Labyrinth gut verstecken und für Nahrung ist bestens gesorgt. Auch Seepferdchen leben zwischen den Blättern und gehen hier auf die Jagd. Ich möchte aber heute ein paar Vertreter der Weichtiere vorstellen, die in diesem Blättergewirr leben.



Die bekannteste Muschel ist sicher die Große Steckmuschel, die man oft am Rand oder in jüngeren Beständen findet. Hier kann sie sich gut verankern und ist auch etwas vor der Entdeckung geschützt.


Im Sand unter den Pflanzen leben zahlreiche kleine Muscheln, die hier in Ruhe ihr Wasser filtern können. Und da es im unteren Bereich viel Plankton und Nährstoffe gibt, haben sie hier ein recht leichtes Leben.



Eine dieser Muscheln ist Loripes orbiculatus Poli, 1791, die Glänzende Mondmuschel. Sie kann eine Größe von etwa 20 mm erreichen. Ihr Kennzeichen ist die fast kreisrunde, hochglänzende Schale. Sie lebt am Fuße des Neptungrases. Um die herausgefilterten Nahrungspartikel besser verdauen zu können, leben in ihren Kiemen Sulfurbakterien, dies sie dabei tatkräftig unterstützen.



Papillicardium papillosum Poli, 1791 ist eine kleine Herzmuschel, die etwa 10 mm groß wird. Ihren Namen verdankt sie den zahlreichen winzigen Warzen auf der Gehäuseoberfläche. Sie wiederum ist Nahrung für den Großen Kammseestern, der auch im Schutze der langen Blätter auf die Jagd geht.



Aber es geht noch kleiner – und da sind wir bei meinem Lieblingsthema, den winzigen Schnecken, die hier leben. Alvania (Alvania) cimex cimex Linné, 1758, hier die Form fasciata, wird maximal 4 mm groß. Ihre Gehäuseoberfläche ist fein gegittert, die Mündung umgeschlagen. Sie raspelt an der Oberfläche der Blätter.



Von ganz klein kommen wir jetzt zu sehr groß. Denn es gibt einen großen Vogel, der sich unter anderem von Posidonia ernährt. Und das ist Cygnus olor Gmelin, 1789, der Höckerschwan, crvenokljuni labud. Er tümpelt gemächlich im niedrigen Wasser und angelt sich Blätter, die ja meist besiedelt sind. So hat er mit einem Fang tierisches Protein und Gemüse.

Ein Beitrag von: Moni Losem
 Quelle und Bilder: Kroatiens Fauna und Flora
 Literaturtipp: Projekt Posidonia von Mare mundi
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