Home Land und Leute Der Turm auf Krk, unsere Bayern Serie. Kapitel 7: Expansion

Der Turm auf Krk, unsere Bayern Serie. Kapitel 7: Expansion

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Expansion!

Mittlerweile hat es sich im Dorf herumgesprochen, dass wir alte Steinhäuser vor ihrem Verfall retten, liebevoll restaurieren und diese dann vermieten. So war es nicht ungewöhnlich bei einem Urlaub auf Krk von Nachbarn zum Kaffee eingeladen zu werden und nebenbei ein altes Steinhaus anzusehen. Bei einer dieser Besichtigungen waren wir mit den Jungs im Frühling auf Krk und haben ein Nachbarhaus angesehen.

Die Tochter des Besitzers hat uns das Haus gezeigt. Wir waren mehr als begeistert da insbesondere ihr Vater der selbst Architekt ist und eine zeitlang in Frankreich gearbeitet hatte. Zum Abschluss unseres Treffens hat sich die Tochter gewünscht den Blick vom Turm ganz oben (Don Camillo) genießen zu dürfen. Dies konnten wir natürlich nicht ausschlagen. Auf dem Turm wurde bei einem tollen Sonnenuntergang angestoßen und wir waren uns soweit Handelseinig . Es fehlte nur noch die finale Bestätigung des Vaters. 2 Wochen später bekamen wir allerdings eine kurze Nachricht dass es mit dem Kauf doch nicht klappen sollte. Begründung war nur „at least we are croatians“.

Es blieb keine Zeit sich lange darüber zu ärgern. Gleich beim nächsten Besuch an Ostern sind wir uns bei einigen Schnäpsen mit dem Vorbesitzer von Don Camillo und Peppone einig geworden seinen letzten Teil vom Turm zu kaufen. Im Erdgeschoss wurde dann eine Putzkammer und für uns endlich eine große Werkstatt eingerichtet. Dann ging es Schlag auf Schlag. Beim Haus unserer Eltern konnten wir noch ein Garten Stück hinzukaufen, da die Eigentumsverhältnisse nun geklärt waren. Ich habe ein kleines „Mobile Home“ geplant das so aussehen sollte wie das große original steinhaus in Barusici. Ein lokaler Anbieter hat es gebaut und geliefert. Es wurde auf den Namen Kamenica getauft was so viel bedeutet wie „kleiner Stein“.

Noch im selben Urlaub hat sich eine weitere Nachbarin bei uns gemeldet. Sie hat uns zum Kaffee eingeladen und wir sollten unbedingt ihre zwei Appartements ansehen, die sie uns verkaufen wollte. Zuerst wollten wir gar nicht kommen doch sie hat nicht locker gelassen. Die zwei Apartments befanden sich in einem alten Steinhaus mit Baujahr 1881 und hatten einen traumhaften Ausblick auf die Kvarner Region. Einzig unser eigener Turm ragte ein wenig in den Panorama-Blick zum Meer. Dazu gehörte ein grosser Garten, welchen man bei dem Teil bei der Strase zu Parkplätzen umbauen konnte. Wir waren seit über 5 Jahren auf der Suche nach Parkplätzen für den Turm und die Turmvilla. Auch dabei war noch eine Garage und super nette Nachbarn. Verdammt das würde sehr gut zu uns passen. Nur der Preis war noch zu hoch. Also trafen wir uns am nächsten Tag bei der Nachbarin zu den Preisverhandlungen. Die Nachbarin sagte sie ist sehr nervös und würde gleich zu Beginn Schnaps mit uns trinken wollen. Das kann man natürlich nicht ausschlagen. Dann hat sie uns zwei Stunden erzählt was alles dazu gehört die Geschichte und welcher Teil dem Onkel oder den Nachbarn gehört. Dazwischen gab es immer wieder Schnaps. Dann haben wir uns auf einen Preis geeinigt per Handschlag besiegelt und mit sehr viel Schnaps abgerundet. Weil der Erbauer des Hauses das Hotel Kvarner am Malinska Hafen gegründet hat und der Ausblick auf die Kvarner Region so atemberaubend ist haben wir das große Appartements ihm zu Ehren „Kvarner“ genannt und das kleine Appartement „Cres“, weil es einen super Ausblick auf die Nachbarinsel Cres hat. Einige Wochen später erhielten wir erneut wieder Nachricht zu dem Haus, das uns der Architekt vor einigen Monaten doch nicht verkaufen wollte. Es stand nun wieder zum Verkauf – zu den gleichen Konditionen. Einen Tag später hatten wir einen Termin bei unserem Banker um den Kreditvertrag für Kvarner und Cres zu unterschreiben. Im Scherz fragten wir ihn, ob er noch mehr Geld zur Verfügung hätte, weil sich die vorigen doch zum Verkauf entschlossen hatten. Daraufhin sagte er: ,,Kauft es Jungs, sonst beißt ihr euch wieder in den Arsch und das mit dem Geld, das kriegen wir schon hin“. Na bravo, jetzt ging’s richtig ans Eingemachte! Kurzerhand kauften wir dem Architekten das Haus ab und tauften es „Turmpalais“. Während wir für die ersten 7 Appartements insgesamt 7 Jahre gebraucht hatten – also im Schnitt ein Appartement pro Jahr – standen wir jetzt vor der Herausforderung 6 neue Appartements in 6 Monaten, nämlich 2 Appartements im Turmblick, 3 Appartements im Turmpalais, sowie das Mobile Home Kamenica fertig zu stellen. Zum Glück hatten wir uns über die Jahre ein sehr gutes Netzwerk an Bauarbeitern und Handwerkern aufgebaut. So wurden z.B. die Betten, eine Küche und Eckbank von slawonischen Schreinern maßgeschneidert und geliefert. Bei den kleinen Möbeln, die auch ganz genau auf Maß passen sollten, mussten wir eine neue Taktik anwenden. Aufgrund der großen Anzahl baute ich unter anderem Nachttische selber, teils aus Baumscheiben teils aus Palettenholz gezimmert und schnitzte viele Garderoben. Zusätzlich brachten wir einen Großteil der Einrichtung mit Anhängern von Deutschland nach Krk. Als wir schon auf der Zielgeraden waren und die Bauarbeiten kurz vor Saisonbeginn abgeschlossen waren, bekamen wir eine dringende panische Nachricht von einem Handwerker von uns: Ein alter Mann sei gekommen und wollte gerade die Einrichtung des Turmpalais stehlen. Auf den mitgeschickten Fotos konnten wir erkennen, dass es der Vorbesitzer war, der sich noch einen Schlüssel eines Nebeneingangs behalten hatte. Weder die kontaktierte Tochter in Zagreb, noch die staunenden Nachbarn oder die herbeigerufene Polizei konnten den alten Mann daran hindern das Haus weiter auszuräumen. Erst der Hinweis unseres zukünftigen Gästebetreuers an den Fahrer des Lastwagens, dass er sich zur Beihilfe zum Diebstahl schuldig mache, führte dazu, dass der Lastwagenfahrer in den Lastwagen sprang und wieder Richtung Zagreb verschwand. Die Polizei nahm den Vorbesitzer zur Wache mit und unsere Handwerker räumten die Einrichtung wieder ein. Das war zu unserem Glück gerade nochmal gut gegangen! Damit auch die drei Musketiere von Krk ein Zuhause bekamen, wurden die drei Appartements des Turmpalais auf die Namen „Porthos“, „Aramis“ und „Athos“ getauft.

von Matthias Reithmair

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