Home Land und Leute Der Preis der Diaspora

Der Preis der Diaspora

8 min gelesen
0

Aus dem Blog von  (Oktober 2017)

In der Arena von Zagreb hat am 21.Okotober ein Konzert des bekannten kroatischen Pop-Künstlers Gibonni stattgefunden. In Deutschland bekommt man dagegen nur ein Segment von Kroatien zu hören. Ein Preiß, den jeder zahlen muss, wer außerhalb der Heimat lebt.

Am 21.Okotober hat in der Arena von Zagreb ein Konzert des bekannten kroatischen Pop-Künstlers Gibonni stattgefunden. Vielen Leuten ist er ein Begriff, wie in Kroatien so auch außerhalb der Heimat.

Zagreb voller Konzerte

Ich habe in Stuttgart nur einmal erlebt, dass Gibonni aufgetreten ist. Das gleiche gilt auch für Oliver Dragojević. Ich möchte in diesem Blog keine Werbung für diese beiden Künstler machen, ich möchte nur sagen, dass viel zu wenig von der kroatischen/jugoslawischen Musikszene in Deutschland angeboten wird. In Zagreb können für jede Musikrichtung kroatische/jugoslawische Künstler bzw. Lieder gefunden und Auftritte von diesen besucht werden. Gerade jetzt in der Herbst- und Wintersaison sprüht die Stadt voller unterschiedlicher Konzerte, die an jedem Wochenende angeboten werden. Ich kann mir persönlich nicht vorstellen zu dieser Zeit nicht auf ein Konzert zu gehen, da so viele unterschiedliche Arten von Konzerten zurzeit angeboten werden.

Musikalische Situation in Stuttgart

In Deutschland ist der Auftritt von kroatischen Künstlern begrenzt verfügbar. Meistens kommen dieselben Bands oder Künstler nach Deutschland. Gibonni gehört zu den Künstlern, die aus meiner Erfahrung heraus wenig in Deutschland auftreten, obwohl er neben Oliver Dragojević vielleicht zu den populärsten Musik-Künstlern Kroatiens zählt. Ich habe jedenfalls nur ein Konzert von Gibonni in Deutschland erleben können.

Manchen einen verwundert dies vielleicht, für mich ist es definitiv nicht zu glauben, vor allem da in Deutschland eine große kroatische (regional-jugoslawische) Diasporagemeinde vorhanden ist. Manche Leute würden sagen, dass es in Kroatien für solch eine Art von Künstler einen größeren Markt gibt und in Deutschland nicht. Doch dazu würde ich sagen, dass ohne Probleme bei der Anzahl der Kroaten im deutschsprachigen Ausland Gibonni kein Problem hätte, eine Konzerthalle in einer deutschen Großstadt zu füllen.

In deutschen Diasporagemeinden werden viel Turbo-Folk und Gesänge alter Volksmusik abgespielt. Daraus bekommt man nur ein Segment von Kroatien zu hören, aber es gibt so viel mehr gute und qualitativ hochwertige Musik, als nur Thomson, Severina und Co., um nicht alle aufzuzählen.

Qualität viel besser

Hierzu muss ich aus auch sagen, dass die Qualität von Konzerten in Kroatien viel besser ist, als die von Konzerten in Stuttgart. In Kroatien werden Auftritte kroatischer Künstler in richtigen Konzerthallen oder auf offenen Plätzen veranstaltet, während kroatische Konzerte meist in Deutschland in irgendwelchen Diskotheken oder Räumlichkeiten organsiert werden. Natürlich kann es passieren, dass zu einem bestimmten Anlass und zu einem bestimmten kroatischen Künstler eine Konzerthalle gemietet wird, aber dies ist begrenzt verfügbar. In Deutschland muss ich dazu sagen, dass die Konzerte meist auch sehr teuer sind. Man kann locker von einem Eintritt bis zu 50 € für eine richtiges Konzert ausgeben, während man in Kroatien für 10€ schon einen Eintritt für ein Konzert erhält – ein Grund mehr, wieso ich nicht viel auf Konzerte in Deutschland gegangen bin, während ich in Zagreb andauernd Konzerte besuche.

Der Preiß in der Diaspora zu leben

In Kroatien und in der Region Südosteuropas erkennt man, wie unterschiedlich ausgeprägt die kroatische/jugoslawische Musikszene ist, während man in Deutschland nur die gleichen Interpreten zu hören bekommt und nur einen kleinen, eingeschränkten musikalischen Eindruck von Kroatien erhält. Ein Beispiel: Während die alternative Musikgruppe Dubioza Kollektiv in Kroatien mittlerweile ganze Konzerthallen überall im Land füllt, kennt sie in Deutschland kein Mensch. Woran das liegen mag, habe ich mich schon oft gefragt. Ich konnte mir hierzu kein Reim setzten. In der Diaspora ist man einfach von der Aktualität, aber auch in den (positiven) Entwicklungen meist abgeschnitten und bekommt zudem nicht selten nur eingeschränkte oder negative Nachrichten/Botschaften vermittelt. Das ist ein Preiß unter vielen anderen (Nachteilen), den jeder zahlen muss, der außerhalb der Heimat lebt  bzw. leben muss oder sich entschieden hat so zu leben. Den Preiß der Diaspora- der Preiß des Zerstreutseins; weit weg von der Heimat.

Die dargelegten Ansichten oder Meinungen des Autors spiegeln nicht unbedingt die Position von Kroatien-Nachrichten.de wider.

N. Rieger
Bild: Luka Stanzl

 

Mehr in Verbindung stehende Beiträge laden
Mehr laden von Norbert Rieger
Mehr laden in Land und Leute

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Überprüfen Sie auch

Feier des 180-jährigen Bestehens des Opatija-Tourismus

Das 16. Kamelienfest, das vom 18. bis 24. März stattfindet, markiert den 180. Jahrestag de…