Die kleine Insel Košljun in der Bucht von Puntarska Draga ist seit der Antike besiedelt. Dort leben seit mehr als tausend Jahren Mönche. Zuerst waren es die Benediktiner, und danach die Franziskaner.

Bei der Einfahrt in den kleinen Hafen von Košljun wacht eine Statue des Heiligen Franziskus mit dem Wolf. Dieser Heilige hat nämlich ein Herz für alle und so auch für Tiere, die er als Brüder und Schwestern angesehen hat. Eine Legende besagt, dass er den Wolf mit Gesprächen gezähmt hat.

„Jede Legende hat auch etwas Positives in sich: Se non è vero è ben trovato – Auch wenn es nicht wahr ist, ist es dennoch gut erfunden.“

Fra Diego Deklić

Auf der Insel befindet sich ein Kloster und eine Kirche aus dem 15. Jahrhundert, ein Zentrum für geistige Übungen und Erneuerung für viele verschiedene Menschen. Hier verbirgt sich das größte Bild auf einer Leinwand in Kroatien – ein Werk eines venezianischen Meisters aus dem 17. Jahrhundert. Die majestätische Orgel mit 13 Registern, vom slowenischen Meister Ivan Milavec im Jahre 1908 gebaut, wurde unlängst restauriert.

Auf der Orgel begleitet der Klosterorganist Anđelo Žic seinen Chor bei „Mir i dobro – der Friede und die Güte“.

„Mein Motto ist, ich sage es auf Altslawisch: ‚Vspoju Bogu mojemu, dondeže budu‘ – Ich werde für meinen Gott singen, solange ich lebe.“

Anđelo Žic, Organist

Neben der Kirche gibt es vier Museen: das sakrale, das archäologische, das naturwissenschaftliche und das völkerkundliche. Die sakrale Sammlung verfügt über eine große Zahl liturgischer Gegenstände: Die Chroniken besagen, dass im Jahre 1723 mit einem Kruzifix ein Wunder geschehen sei – es begann zu weinen. Seit damals bitten die Einwohner von Krk die Mönche, wenn der Sommer sehr trocken ist, ihnen das Kruzifix zu geben, um bei einer Prozession durch die Insel um Regen zu bitten.

Die Exponate im archäologischen Museum stammen aus dem 1. und 2. Jahrhundert: römische Grabdenkmäler und Beigaben aus den antiken Gräbern von Košljun und Krk überwiegen. Das völkerkundliche Museum bewahrt einen Reichtum an Trachten aus allen Orten der Insel. Dazu kommen auch die Gebrauchsgegenstände aus dem alltäglichen Leben. Die naturhistorische Sammlung stammt aus dem alten Košljuner Gymnasium Ende des 19. Jahrhunderts, das als erstes im Bereich von Istrien und der Kvarner Bucht den Unterricht in Kroatisch eingeführt hat.

Dank der Natur wurde der kleinen Insel Košljun die Bezeichnung „Naturschutzgebiet“ verliehen. Auf lediglich sieben Hektar gedeihen um die 400 verschiedene Pflanzenarten und 151 Pilzarten. Als Vergleich: auf der gesamten Insel Großbritanniens wurden um die 800 Pflanzenarten registriert. Und der Schutzpatron von Košljun, der Hl. Franziskus, wurde zum Umweltschutzpatron gekürt.

„Es ist typisch für den Franziskaner Orden, in der Schöpfung, also in Lebewesen nach der Handschrift des Erschaffers zu suchen. Wenn wir berücksichtigen, dass an diesem Ort seit über 1200 Jahren gebetet wird, dass hier eine Klostergemeinschaft lebt, dann könnten wir sagen, dass dieser Raum hier von diesem Geist durchdrungen wurde, was man ebenfalls physisch spürt.“

Fra Diego Deklić

(NR)

BR-Presse/TV Kroatien-Nebojša Stijačić
Bild: BR
Video: placesofinterest
Mehr in Verbindung stehende Beiträge laden
Mehr laden von Norbert Rieger
Mehr laden in Kultur

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Überprüfen Sie auch

Die HDZ gewinnt bei den kroatischen Wahlen die meisten Sitze, aber keine Mehrheit

Die regierende Kroatische Demokratische Union (HDZ) hat bei den kroatischen Parlamentswahl…