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Der bosnisch-kroatische General Slobodan Praljak ist verstorben

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Nachdem der Militärchef der bosnischen Kroaten Slobodan Praljak nach seiner Verurteilung vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag Gift zu sich nahm, verstarb er an den Folgen im Krankenhaus. Die Urteilsverkündung musste augenblicklich unterbrochen werden.

Alle sechs Angeklagte des kroatischen Militärs der ehemaligen kroatischen Republik Herceg-Bosna wurden durch das Berufungsgericht des Internationalen Strafgerichtshofes für das ehemalige Jugoslawien in zweiter Instanz verurteilt.  Der ehemalige Premierminister Herceg-Bosnas Jadranko Prlić wurde zu 25 Jahren verurteilt, der ehemals Verteidigungsminister Bruno Stojić zu 20 Jahren, der Generalsstabschef Slobodan Praljak zu ebenfalls 20 Jahren Haft verurteilt.

Der Angeklagte Slobodan Praljak hatte nach seiner Verurteilung gerufen: „Slobodan Praljak ist kein Kriegsverbrecher. Ich weise Ihr Urteil zurück. Dann hatte Praljak eine Flüssigkeit getrunken und verkündete Gift getrunken zu haben. An den Folgen des Giftes verstarb Praljak im Krankenhaus. Die Urteilsverkündung musste augenblicklich unterbrochen werden.

Nach dem Vorfall wurde die Urteilsverkündung fortgesetzt und auch die weiteren drei Berufungen abgelehnt und somit die Strafen bestätigt. Daher wurde auch Milivoj Petković – Generalstabschef – zu 20 Jahren Gefängnisstrafe, Valentin Čorić – Befehlshaber der Militärpolizei – zu 16 Jahren Haft und Berislav Pušić – Vorsteher des Amtes für Kriegsgefangene – zu 10 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.

Auch der Vorsitzende des Parlaments, Gordan Jandroković ließ verlauten, dass die Urteilsverkündung nicht der Wahrheit entspreche. Außerdem würde diese nicht der Friedensstiftung zwischen den Völkern dienen. Die Geschichte wird gänzlich verfälscht, denn das kroatische Volk ist in Bosnien und Herzegowina die absolute Minderheit und ebenfalls als ein Opfer des Krieges anzusehen. Es kommt zu einer gänzlichen Verneinung der Guttaten, welche Kroatien für den Staat Bosnien und Herzegowina zu dieser Zeit geleistet hat. Abschließend betonte er, dass Kroatien versuchen würde die historischen Tatsachen zurechtzurücken.

Die kroatische Staatspräsidentin Kolinda Grabar – Kitarović hat ihren Aufenthalt in Island sofort unterbrochen und sich auf den Weg nach Zagreb gemacht. Ihr Statement wird nach ihrer Ankunft in Zagreb, in den späten Abendstunden, erwartet.

Božo Ljubić, Abgeordneter im Parlament von Bosnien-Herzegowina sagte: „Ich bin enttäuscht von diesem Urteil der Kommission, denn trotz fehlender Beweise ist man der Ideologie der „gemeinschaftlichen kriminellen Unternehmung“ (joint criminal enterprise – JCE) nachgegangen. Die Klassifizierung trägt nicht zur Versöhnung in der Region bei, besonders mit einer solchen selektiven Erklärung, wenn nur von Kroaten gesprochen wird, dabei aber nicht auch von Serben und Bošnjaken. Die Republik Kroatien in einen internationalen Konflikt zu involvieren ist absolut pervers und absurd. Hiermit richte ich aus: Unter viel schwereren Umständen schafften wir es unsere Ziele zu erreichen. Daher werden wir diese in Zukunft auch erreichen.“

-„General Slobodan Praljak ist ein Mann, der die ganze Zeit mit uns allen zusammen die Abwehr Mostars organisierte. Niemandem wünschte er etwas Schlechtes und verhielt sich allen Gegenüber stets menschlich und korrekt. Sein erster Befehl galt dem Schutz der alten Brücke in Mostar und dem Schutz der gefangenen Zivilisten. Das Tribunal in Den Haag ist politisch befangen und steht in keinem Zusammenhang mit der Gerechtigkeit.“, sagte Petar Zelenika, erster Kommandant zur Verteidigung der Stadt Mostar.

Wir erinnern, bereits 2013 wurden die Vordermänner der bosnisch-herzegowinischen Kroaten, das zahlenmäßig kleinste der drei konstituierten Völker, zu insgesamt 111 Jahren Haft verurteilt. Ihnen wurden Vertreibung, Mord, Vergewaltigung, Deportation, Inhaftierung, Zerstörung von Besitztümern und andere Gräueltaten zur Last gelegt. Des Weiteren verkündete der Strafgerichtshof heute, dass ein internationaler Konflikt auf dem Gebiet Bosnien und Herzegowinas stattgefunden hatte und die Region von kroatischer Seite okkupiert wurde. Schließlich wird den „Sechs“ eine „gemeinschaftliche kriminelle Unternehmung“ mit dem Ziel der ethnischen Säuberung vorgeworfen.

Lediglich die Zerstörung der Brücke in Mostar gilt als militärisch gerechtfertigt, konkludierte der Gerichtshof in Den Haag. (NR)

Autor: Tomislav Šikić

Bild/Video: TRT World

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