
Es ist immer wieder faszinierend, dass Pflanzen, die in Mitteleuropa als Zierpflanzen unsere Augen erfreuen, ihren Ursprung in Südeuropa haben. Dort wachsen sie wild und sind Bestandteil ökologischer Habitate.
Eine dieser Pflanzen ist Lonicera caprifolium Linné, 1753, das Echte Geißblatt, orlovi nokti. Es war ursprünglich in Südosteuropa zu Hause, wo es recht unterschiedliche Habitate bewohnt. So findet man diese Liana in trockenen, steinigen Lagen genauso wie in den Wäldern entlang der Drava. Und eben diese Anpassungsfähigkeit, die gute Wuchsfreudigkeit und die wunderschönen Blüten haben das Geißblatt Einzug halten lassen in nördliche Gärten und Parks. Mittlerweile ist es auch in Mitteleuropa verwildert und wächst vielerorts an Waldrändern oder Büschen.
Das Geißblatt wächst lianenartig mit langen, gewundenen Trieben. Hat es keine Stütze, wächst es verworren und wird auch nicht sehr hoch. An einer Stützhilfe kann sie die beachtliche Höhe von bis zu 8 Metern erreichen.
Etwa 10 Blüten sitzen in einem Quirl und bilden das Blütenköpfchen. Ihr Kennzeichen ist die Asymmetrie, die extrem lange Blütenröhre und die breite, nach hinten geschlagene Blütenlippe. Sie werden hauptsächlich von Nachtfaltern bestäubt, die in der Dämmerung durch den intensiven Vanilleduft der Blüten angelockt werden. Diese haben lange Saugrüssel, die bis an den Grund der Blütenröhre gelangen können.
Die Früchte sind beerenförmig und leuchtend orange. Das macht sie für Kinder gefährlich, denn sie verleiten zum Naschen. Aber Lonicera ist eine Giftpflanze, die neben Saponinen auch Alkaloide und cyanogene Glykoside in allerdings geringer Konzentration enthält.
Ökologisch betrachtet ist sie unglaublich wichtig, denn sie ist Raupenfutterpflanze für zahlreiche Schmetterlinge wie den Blauschwarzen Eisvogel, die Reseda-Garteneule, die Ampfer-Rindeneule und den Hummelschwärmer.
Ein Beitrag von: Moni Losem
Quelle und Bilder: Kroatiens Fauna und Flora