
Das abendliche Beisammensein prelo gehörte einst zu den sozialen Sitten in langen Winternächten. Heute stellen prela die Wiederbelebung der Traditionen und Bräuche dar, die man jungen Generationen weitergeben möchte.
Der Tag endete bereits um 16 Uhr und man musste irgendwie die Stunden bis 8 Uhr des nächsten Tages ausfüllen, da es weder Feldarbeiten noch häusliche Arbeiten zu erledigen gab. Heute stellen prela die Wiederbelebung der Traditionen und Bräuche dar, die man jungen Generationen weitergeben möchte.
Das prelo von Baranja im Ethnologischen Zentrum des Baranja Erbes in Beli Manastir versucht zudem auch diese lokalen Bräuche Touristen näherzubringen.
Touristen möchten nämlich verstärkt einheimische Sitten kennenlernen und ihre Zeit mit den Gastgebern in realen Lebenssituationen – bzw. außerhalb luxuriöser Ressorts verbringen. Das ist ein ganz anderer Ansatz für den Tourismus, der sich hierzulande jedoch erst langsam entwickelt, aber in Baranja bereits in großen Schritten voranbewegt.
Prelo in der Vergangenheit – die wichtigste Form der Geselligkeit im Winter
In Beli Manastir sind wir auf viele Liebhaber der Tradition gestoßen, aber auch auf Wissbegierige, die über das was ein prelo ist nichts wussten. Das gut besuchte Ethnologische Zentrum sowie erfreute Gesichter der Besucher und Teilnehmer sprachen mehr als Worte.
Geselliges Beisammensein wird auch heute noch in Dörfern rund um Baranja organisiert – vornehmlich um Freunde zu treffen, aber auch um alte Traditionen, die nicht in Vergessenheit geraten dürfen, zu erneuern.
– Ich erinnere mich an ein prelo in Gajić, als ich jung war und als ich mir mehr Mühe gemacht habe nichts zu tun, als zu arbeiten, als ich noch spielte, Brunnen baute, in den Maisfeldern tobte… junge Bräute, Mädels und ältere Frauen stickten, strickten, häkelten und stellten das her, was zuerst die allerjüngsten trugen.
Handarbeiten wurden ausgetauscht, Mädels und Burschen trafen sich bei Mondlicht; zwischen dem Marienhochfest und Fasching waren sie auf den Straßen, sangen, begutachteten und amüsierten sich. Das war eine Gelegenheit um sich besser kennenlernen und das bald Hochzeit gefeiert wird – erzählte Eva Balatinac, aus der Kulturgesellschaft „Hrvatska sloga“ aus Gajić.
Wie wichtig das prelo in der Vergangenheit war, besagt auch die Tatsache, dass es in den Dörfern von Baranja bis zu den sechziger Jahren keinen Strom gab. Daher schienen die Winternächte noch länger. Mitgebracht wurden zu dem prelo auch feine Speisen aus Baranja.
So war es auch bei diesem prelo, dass außerdem eine Gelegenheit war um alte feine Wintergerichte zu kosten. Diese bestanden aus geräuchertem Fleisch und Kraut sowie Knödeln. Außerdem gab es auch hausgemachten Kuchen, Wein aus Baranja und andere Köstlichkeiten.
Wir sind die Generation, die zur Feuerstelle gegangen ist und die Glut unserer Vorfahren mitgenommen hat. Diese Glut möchten wir entfachen, damit sie uns erhalten bleibt und damit wir sie weitergeben können… damit man über alte Gerichte, Lebensweisen, über prelo Bescheid weiß und damit wir dies alles an junge Generationen weitergeben können. Das möchten wir alle, die wir hier versammelt sind: Schokatzen – Kroaten, Ungarn und Serben. Wir sind alle zusammen, wir sind alle bunt und schön – erklärte Ljubica Bošnjak aus Branjin Vrh.
Vereine haben auf dem prelo von Baranja gezeigt, wie es einst war, als an solchen Geselligkeiten alle – sowohl jung als auch alt teilnahmen. Daher ist es wichtig, dass die Tradition des prelo aus Baranja fortgeführt wird.
– Wir haben einst für diese Art von Beisammensein gelebt und es wäre schön, dass wir uns auch heute auf solch eine Art und Weise zueinandergesellen. Denn was ist denn das prelo sonst als ein Vorläufer des heuigen Facebook? – fragte Ružica Joh aus dem Bund ungarischer Verbände.
Das erste prelo aus Baranja wird sicherlich nicht das letzte sein
Seine Zufriedenheit mit dem ersten prelo versteckte auch der Leiter des Fremdenverkehrsamtes von Baranja Matej Perkušić, nicht. Er hob die Einzigartigkeit des prelo von Baranja hervor. Dieses sei eine Reflexion des Multikulturalismus in dieser Region.
In acht Monaten, seitdem das Ethnologische Zetrum des Baranja Erbes eröffnet ist, haben uns rund 5 tausend Menschen besucht. Diese Zahl hätten wir laut EU-Projekt erst in fünf Jahren vorweisen sollen.
Das Zentrum steht allen Bewohnern von Baranja zur Verfügung. Mit ihm möchten wir, neben dem Beisammensein, Baranja auch auf die touristische Karte Europas platzieren. Jedes Jahr vermerken wir ein Wachstum von 20 Prozent in der Anzahl der Übernachtungen, sodass hier wirklich nicht alles so schwarz ist, wie es manchmal verlautbart wird.“ betonte Perkušić. (NR)
Autor: Tomislav Šikić Bild: Dalmatinka Media