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PUTIN IN SERBIEN

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Was wäre ein Besuch des Präsidenten des „großen Bruders“, Russland ohne ein großes Schauspiel und die „Mutter der serbischen Nation“, Svetlana Ceca Ražnatović – richtig, nichts!

Der gestrige Besuch des russischen Staatsoberhaupts in Belgrad sorgte sowohl in Serbien als auch in internationalen Medien für große Schlagzeilen. Der Empfang für Wladimir Putin glich einem Papstbesuch mit großer Parade, die ihren Höhepunkt beim Dom des Heiligen Sava erreichte.

Beim Aufeinandertreffen zwischen dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić und dem russischen Stargast wurden zahlreiche Abkommen, vor allem wirtschaftlicher Natur unterzeichnet. Ebenso traf Putin auf das serbische Mitglied des Staatspräsidiums Bosnien-Herzegowinas Milorad Dodik. Trotz dieser politischen Treffen, handelte es sich beim vierten Besuch des russischen Staatsoberhaupts in Serbien ohne Frage um einen Prestige-Schachzug.

„Theater, Theater, der Vorhang geht auf“
Allerdings war Putins Besuch in keinster Weise ein rein russischer Schachzug, um zu zeigen, dass der Einfluss des Landes am Balkan, bzw. in Serbien mindestens genau so stark wie jener des Westens (der EU) ist.

Auch die serbische Regierung und Kirche nutze dieses Schauspiel rund um den russischen Präsidenten als Schachzug, um eine serbisch(-orthodoxe), patriarchale und konservative Ideologie zu verbreiten. Dies als öffentliches Theater durchzuziehen fiel Vučić und seiner Kompanie nicht besonders schwer, da die serbische Bevölkerung in großen Teilen besonders viel Sympathie für den „großen Bruder“ Russland hegt. Dies liegt sowohl an der traditionellen religiösen Verbindung durch den orthodoxen Glauben als auch rezentere politische Positionen Russlands – wie die Ablehnung der Unabhängigkeit des Kosovos.

Hundegeschenk und „Mutter“ in der ersten Reihe
Neben einem Gala-Dinner mit „echtem serbischen Essen“, welches wochenlang im Voraus für Putin geplant wurde, hatte Aleksandar Vučić noch weitere Asse im Ärmel.

Beim Aufeinandertreffen mit seinem russischen Kollegen schenkte er ihm einen Welpen der Rasse Šarplaninac. Hierbei handelt es sich um eine autochthone Rasse aus dem Gebirge Šar, welches zwischen dem Kosovo und Mazedonien verläuft. Wenn dies kein Statement ist, wenn der serbische Präsident seinem „großen russischen Bruder“ einen kosovarischen Hirtenhund schenkt, dann weiß ich auch nicht… Schließlich vertreten beide Staatsoberhäupter die Ansicht, dass der Kosovo kein unabhängiger Staat ist.

Aber Vučić überreichte Putin nicht nur einen Welpen als Geschenk, sondern „schenkte“ ihm auch die komplette Aufmerksamkeit der „Mutter der serbischen Nation“, Svetlana Ceca (nacionale) Ražnatović. Dafür inszenierte die bekannte, jedoch sehr umstrittene Balkan-Sängerin und Witwe des Paramilitäranführers Željko „Arkan“ Ražnatović, extra ein Video für ihre Social Media-Profile. Dabei filmt sie sich selbst vor dem Dom des Heiligen Sava, wo der große Empfang für Putin stattfand, während hinter ihr die Polizei exerziert.

„Putin konnte seine Augen nicht von Ceca nehmen“
Dem nicht genug, stand Ceca in der ersten Reihe, während Putin und Vladika Irinej in Richtung des orthodoxen Gotteshauses schritten. Zudem schrieben zahlreiche serbische Medien davon, dass Wladimir Putin „die adrette ‚Mutter der Nation‘ anstarrte und seinen Blick nur schwer von ihr abwenden konnte“.

Dies ist ja auch klar, sie präsentierte während der Parade, der übrigens rund 70.000 Bürger beiwohnten, schließlich auch die Inkarnation der serbischen Frau in ihrer Reinform. Das schönste Lächeln aufgesetzt und einen teuren Pelzmantel tragend stellte Ceca einfach alles dar, was eine Serbin sein soll: gut gekleidet, aufgetakelt, immer lächelnd, unterwerfend, patriotisch und zutiefst serbisch-orthodox. (Russland finanziert ja immerhin die Anfertigung von Ikonen mit rund zehn Millionen Euro)

Nicht überall gern gesehen
Fairerweise muss man jedoch sagen, dass der Besuch des russischen Staatsoberhauptes nicht nur positive Reaktionen in Serbien auslöste. In mehreren Städten der nordserbischen Provinz Vojvodina tauchten am Donnerstag Aufkleber mit der Aufschrift „Putin go home“ auf. Ebenso soll in Novi Sad ein Banner angebracht worden sein, auf welchem „Serbien ist nicht Russland“ zu lesen war.

Obwohl Serbien eine EU-Mitgliedschaft anstrebt, so werden gleichzeitig auch engste Beziehungen zu Russland gepflegt. Ob sich dieser Drahtseilakt zwischen Moskau und Westeuropa für das Balkanland auszahlt und ob dieser im Endeffekt eine Verbesserung der Situation innerhalb des Landes, bzw. der gesamten Region zur Folge hat, bleibt jedoch abzuwarten…

Kosmo.at
Bild: Kurir.rs
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