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Kroatische Obstbauern entdecken Vielfalt

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Durch die kommerzielle Obsterzeugung wurden in den letzten hundert Jahren tausend alte Obstsorten vernichtet. Damit ist eine Qualität verloren gegangen, die von Generation zu Generation übertragen wurde.

Überall in Kroatien findet man verlassene Höfe. So ist es auch im Drautal und in Slawonien, also in Regionen, die seit jeher für den Obstbau bekannt war.

Pavao Kovačić aus Cvetkovac ist einer der engagierte Beschützer alter Obstgärten. Er klappert sie ab, sammelt wertvolle Exemplare kroatischer autochthoner Sorten und versucht, sie wieder in Erinnerung zu rufen:

„Ich freue mich riesig, dass meine Bemühungen bei den Leuten Anerkennung finden und dass die Menschen versuchen zu helfen. Sie führen mich herum, schicken mir Edelsorten zu, damit ich sie retten kann.“

Pavao Kovačić, Obstbauer

In nur sechs Jahren mühevoller Arbeit hat er über 1500 Sorten registriert, von denen die Hälfte heute nicht mehr existiert. Er züchtet sie ganz ohne chemische Zusätze. Allein auf diesem Baum hat er 101 Apfelsorten und 24 Birnensorten veredelt. Wenn es ihm gelingt, 150 Äpfel und 25 Birnen zu veredeln, wird er in das Guinness Buch der Rekorde eingetragen. Dem Baum gab er einen symbolischen Namen – nämlich Arche Noah.

Eine ähnliche Idee vertritt auch Mirko Veić, einer der ältesten Obstbauern in Kroatien, aus dem slawonischen Dorf Mihaljevci. Seit 40 Jahren ist er Obstbauer. Es züchtet kleine Mengen von Obst, das er im Rahmen seines landwirtschaftlichen Familienbetriebs verkauft und auf keinen Fall an den Großhandel liefert. Damit kann er aber nicht genug fürs Überleben verdienen. Die Erzeugung von alten Obstsorten in großem Stil will er vorantreiben, wenn er den richtigen Partner dafür findet. Im Gespräch sind auch einige Interessenten aus dem Ausland. Sein Ziel ist es, in Europa Biohöfe mit Ablegern seiner Obstsorten zu beliefern.

„Der Absatzmarkt ist gesichert, da es unbehandelte Äpfel sind, die 100 Prozent ökologisch sind. Wir beliefern Apotheken und Krankenhäuser, das heißt wir haben Sonderkunden, die wir direkt beliefern.“

Mirko Veić, Obstbauer

Gesunde und unbehandelte Nahrungsmittel sind weltweit im Trend. In reicheren Ländern beträgt der Anteil des Öko-Obstes am gesamten Obstabsatz über 20 Prozent. In Kroatien beträgt dieser Anteil nur drei bis vier Prozent. Dieser Prozentsatz steigt dank einem EU-Programm langsam an.

Die Wirtschaftlichkeit solcher Obstgärten ist zwar gering, jedoch sind sie für die regionale Landwirtschaft wegen der biologischen Vielfalt von großer Bedeutung. Ihre Erhaltung und Erneuerung ist nicht nur für die Rettung gesunder alter Sorten sehr wichtig, sondern sie leisten auch einen Beitrag zur ästhetischen Gestaltung der Landschaft.

„Für mich ist es ganz wichtig, dass man mich zur Hilfe ruft. Ich gehe auch gerne in die Obstgärten, und mache es vor Ort. Es fällt mir nicht schwer. Mir ist es wichtig, dass sich das Gedankengut verbreitet.“

Pavao Kovačić, Obstbauer

Bis Ende des 20. Jahrhunderts schrumpfte die Anzahl der einstigen Obst- und Gemüsesorten um sage und schreibe 97 Prozent. Gerade deswegen ist es so wichtig, die alten Sorten zu züchten, damit sich unsere natürlichen Nahrungsmittel nicht auf drei Prozent reduzieren und der Rest zum genmanipulierten Nahrungsmittel wird. (NR)

BR-Presse/TV-Kroatien-Nebojša Stijačić
Bild: BR

 

 

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