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Kroatiens grüne Perlen an der Adria

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Impressionen aus einem kleinen Land mit großen Landschaften und artenreicher Natur. Sieben Nationalparks bieten bedrohten Tieren – wie dem europäischen Braunbären – ein beschütztes Revier.

Dort ist die Welt noch in Ordnung, doch mancherorts in der Umgebung der Parks und neben den Straßen: wilde Müllkippen. Hässlich und zugleich gefährdend für Tiere und Grundwasser.

Das Velebit Massiv – im Norden ein Nationalpark, in der Mitte Naturschutzgebiet und im Süden der Paklenica Nationalpark. Eine intakte Natur solange die Entsorgung menschlicher Hinterlassenschaften gewährleistet ist.

Der Veliki Risnjak – der höchste Berg im gleichnamigen Nationalpark. Er liegt im Nordwesten Kroatiens nahe der Hafenstadt Rijeka und gehört zu einem der waldreichsten Gebiete, dem Gorski kotar.

Zu diesen Fellohren gehört ein ausgewachsener Braunbär. Er ist auf Futtersuche. Es ist Herbst und er muss sich für die Winterruhe eine dicke Fettschicht zulegen. Sein Revier ist der Risnjak Nationalpark – Kroatien ist Bärenland. In den Bergen entlang der Adria leben bis zu 800 Artgenossen. In Südeuropa werden die Tiere nicht so groß wie auf der amerikanischen Kodiak-Insel, hier wiegen sie bis zu 100 Kilo und haben eine Lebenserwartung von 20 bis 30 Jahren – wenn alles gut geht.

Festes Schuhwerk und ein bisschen Kondition braucht man schon, der Weg zur Quelle ist kein Spaziergang, aber er lohnt sich.

Türkisblau – die Quelle. Der Gebirgsfluss entspringt nicht aus einem Berg sondern aus einem riesigen Loch, das immerhin 154 Meter tief liegt. Fachleute vermuten, dass die Quelle noch tiefer ist. Über 1000 Liter pro Sekunde bringen die Kupa auf den Weg. Der Nationalpark umfasst 63,5 Quadratkilometer. So groß ist auch das Arbeitsgebiet von Dragan Turk, der die Oberaufsicht über den Park hat.

„In diesem Gebiet leben drei große Raubtiergruppen: der Bär, der Wolfe und der Luchs, darüber hinaus Wildschweine und Wildkatzen sowie zahlreiche kleinere Tiere. Und dann haben wir auch viele Schmetterlingsarten, die sich am Oberlauf der Kupa aufhalten, weswegen das Gebiet auch Tal der Schmetterlinge genannt wird. Es ist nicht so, dass wir nur eine Attraktion im Park haben, wo Besucher hingehen können, sondern es gibt verschiedene Bereiche, die interessant sind: so die Gipfel des Risnjak und Sneznjak, die Quelle der Kupa und der naturkundliche Lehrpfad. So verteilen sich die Besucher dann auf diese drei, vier Bereiche im Park.“

Dragan Turk

Im Hinterland des Velebit Gebirges liegt Kuterevo – ein Dorf mit einer drei Jahrhunderte alten Kirche und etwas über 600 Einwohnern – und einem Bärenrefugium: Bärenwaisenkinder finden hier ein Zuhause – ein langes Bärenleben lang.

Mladi Dol, der zweieinhalbjährige Bärenjunge lebt in einem naturnahen Gehege mit seiner Freundin Mlada Gora zusammen. Nicht immer harmonisch, gelegentlich versucht der pubertierende Jungbär, seine Mitbewohnerin zu dominieren. Weibliche Intuition: Mlada Gora geht Mladi Dol aus dem Weg, nur kein Streit um die Leckerchen.

Der Paklenica Nationalpark ist nicht weit von Kuterevo entfernt, auf den ersten Blick kein Bärenland. Der Nationalpark ist der südliche Teil des Velebit-Massivs in der Nähe von Zadar.

Eine Mondlandschaft – dieser Eindruck wird durch den extrem trockenen Sommer verstärkt – kaum Grün zwischen den Felsen – gelegentlich Buschwerk, das sich schon färbt. Trotzdem fasziniert diese Landschaft; die Weite über die Insel Pag hinaus bis in den Dunsthorizont der Adria.

Paklenica ist durch Sportkletterer weit über die Landesgrenzen bekannt geworden. Der Nationalpark bietet ein großes Klettergebiet mit über 400 Routen unterschiedlicher Schwierigkeit.

Die „Große Schlucht“, die Velika Paklenica zieht sich kilometerweit in das Velebitmassiv.

Der Nationalpark wird auch von Wandern und Bergsteigern geschätzt. Mulis versorgen die Raststationen oberhalb der Großen Schlucht.

Jedes Jahr kommen zehntausende Besucher in die Nationalparks, darüber hinaus Hundertausende Touristen an den Küsten – eine sprudelnde Einnahmequelle für Kroatien. Aber sie hat auch eine Kehrseite, mit der man vielerorts nicht klarkommt: die Hinterlassenschaften der vielen Menschen – Müll.

Plastik scheint auf den Büschen zu wachsen – eine geräumte wilde Müllkippe am Rande des Paklenica Nationalparks. Die Plastiktüten liegen erst wenige Tage hier, also benutzen die Einheimischen diesen Platz weiter zur Müllentsorgung. Funktioniert die Müllabfuhr in den umliegenden Gemeinden nicht? Hierher verirren sich selten Touristen mit Plastiktaschen voll Abfall. Gleich neben der Straße auf einem Feld – Bauschutt und was schlimmer ist, weil es nicht verrottet, Plastikflaschen und Bierdosen. Es scheint in Kroatien ein Problem mit der Rücknahme von Plastikflaschen und anderen Leergut zu geben. Und in den heißen Sommern fallen viele, sehr viele Wasserflaschen an.

Bilder, die für alles entschädigen – Impressionen aus dem Nationalpark Mljet, einer Insel vor der süddalmatinischen Küste. Mljet ist der südlichste Nationalpark und liegt vor Dubrovnik. Nur das westliche Drittel der Insel wurde 1960 Nationalpark.

Die Gewässer auf und um Mljet herum sind glasklar und fischreich. Sie laden mit angenehmen Temperaturen zum Baden und schnorcheln ein. Da kann man bunte Barsche, Brassen, Moränen oder Meeraale sowie viele kleine interessant gezeichnete Fischchen sehen.

Und das ist der Grund: ein Riff aus seltenen gelben Korallen. Solche Bilder hat noch nicht einmal das kroatische Fernsehen. Die Nationalparkverwaltung redet nicht gern von ihren „Goldschätzen“ in sechs Meter Tiefe und schon gar nicht vom Standort des Riffs. Dieses Riff ist in europäischen Gewässern das größte, aber auch weltweit bedeutend.

Mit ein wenig Licht eröffnet sich eine bunte Unterwasserwelt, die unbedingt geschützt werden muss.

„Wir haben hier ein Korallenriff, das ist das größte in Mitteleuropa, darüber hinaus zeichnet sich dieser Nationalpark durch eine ausgesprochen schöne und dichte Bewaldung aus: vor allem die Aleppo-Kiefer und die Steineichen sind zahlreich. Sie breiten sich über die gesamten vier Quadratkilometer des Parks aus, die Wasserflächen natürlich ausgenommen. Diese Baumbestände sind auch Heimat von seltenen und bedrohten Arten.“

Biljana Aljinovic

In der Bucht ist das Wasser spiegelglatt, wunderbar zum Baden. Mljet ist auf kleiner Fläche vielseitig und bietet für jeden Urlauber etwas, Natur und Kultur, eine gute Küche und Gastfreundschaft. Darauf ist auch die Biologin Biljana Aljinovic sichtlich stolz:

„Wir haben hier auch ein besonderes kulturelles Erbe: die Römer, die Benediktiner und auch aus der österreichischen Zeit haben auf der Insel bleibende Eindrücke in Form von Denkmälern hinterlassen. Diese sind dann auch Teil des Nationalparks. Worauf ich noch gerne hinweisen möchte ist, dass die gesamte Fläche des Parks mit Anliegern und Bewohnern durchsetzt ist. Wir haben hier fünf, sechs Siedlungen im Nationalpark. Es geht hier also auch um das Zusammenleben der einheimischen Bevölkerung, die ihre Bedürfnisse hat und ihren traditionellen Tätigkeiten nachgeht, wie zum Beispiel der Landwirtschaft, der Fischerei oder eben eine moderne Form des Broterwerbs: dem Tourismus. Also haben wir hier ein modernes Nationalpark-Konzept, welches Umweltschutz und das alltägliche Leben der ansässigen Bevölkerung vereint.“

Biljana Aljinovic

Mljet ist immer grün – Aleppo-Kiefern und Steineichen spenden fast überall Schatten und die Nationalparkverwaltung ist bemüht, dies auch in Zukunft zu gewährleisten. Über die Hälfte des Jahres scheint die Sonne von einem wolkenlosen Himmel – es wird oft bis zu 38 Grad warm. Da ist Schatten oder erfrischendes Nass gefragt. Und das nutzen die Touristen sowohl im großen als auch kleinen See. Wer es einsamer liebt, fährt in die zahlreichen Meeresbuchten, rund um die Insel.

Mljet hat trotz 90.000 Besuchern im Jahr offensichtlich kein Müllproblem, nirgendwo Abfall oder Plastikflaschen in der Landschaft. Regional scheint die kroatische Welt in Ordnung zu sein – zumindest auf dieser bezaubernden Insel. (NR)

Quelle: BR/Presse-Barbara Mai
Bild: Barbara Mai/Dalmatinka Media 

 

 

 

 

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