Home Land und Leute „Flüssiges Gold“ aus Dalmatien

„Flüssiges Gold“ aus Dalmatien

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Dieser Olivenbaum wuchs bereits lange, bevor sich hier die Kroaten ansiedelten, in dalmatinischer Erde. Die Baumkrone umfasst stolze 40 Quadratmeter. Der Baumstamm erreichte in 1500 Jahren einen Umfang von sechs Metern.

Der Baum ist nicht mehr so fruchtbar wie einst, treibt aber alle paar Jahre neue Olivenbaumableger aus. Die Ableger sprießen aus der „guka“, einer knorrigen Verdickung am Stamm der Mutterpflanze.

„Man sollte hier abschneiden, und alles darunter, um einen Olivenbaum zu erhalten.“

Marija Pavić, Zadar

Kristijan aus Brač erzeugt Einrichtungsgegenstände aus diversen Holzarten, aber Skulpturen macht er immer nur aus Olivenholz.

„Mit Olivenholz ist es am schwersten zu arbeiten. Es ist eigensinnig, macht was es will, aber sobald wir Freundschaft geschlossen haben, ist es wundervoll. Einen halben Meter von der Oberfläche zu den Wurzeln sind die schönsten Jahresringe und hier können die schönsten Rundungen ausgearbeitet werden. Wir hören uns gegenseitig zu. Wenn das Holz die Bearbeitung zulässt, setze ich meine Arbeit fort. Aber wenn es sagt ‚aufhören‘, höre ich auf. Und das ist es.“

Kristijan Mutarello, Brač

Diese Höfe in Burni Primošten sind einige Jahrhunderte alt. In der einstigen Form erhalten, erzählen sie von vergangenen Zeiten, in denen der Olivenbaum als Mutter jeder Familie angesehen wurde. Er bot nicht nur Nahrung, sondern brachte auch Licht. Don Stipe, der Eigentümer des Hofes, hält nach wie vor an der Tradition fest und zündet täglich den auf Wasser schwimmenden und in Olivenöl getauchten Docht einer Öllampe an.

„Diese Öllampe zünde ich für verstorbene Familienmitglieder an. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! Amen.“

Don Stipe Perkov, Primošten

Am Gründonnerstag segnen jedes Jahr nicht nur hier in Dalmatien, sondern auch dort wo Olivenbäume gar nicht wachsen, Bischöfe der einzelnen Diözesen gemeinsam mit den Geistlichen das Olivenöl für verschiedene Salbungen.

„Das Olivenöl wird für verschiedene Sakramente verwendet. Würden der Firmling, der Kranke oder der Weihekandidat nicht gesalbt werden, wäre das kein richtiges Sakrament. Die Salbung kommt aus der Bibel und ist eng mit der Tradition des alten und neuen Testamentes verbunden.“

Don Stipe Perkov, Primošten

Jeder Teil des Olivenbaumes findet seine Verwendung. Die Blätter und das Öl haben eine heilende Wirkung. Der von der Pressung verbleibende Trester wurde früher an Schweine verfüttert, jetzt werden daraus Heizbriketts hergestellt.

Vjera hat vor 15 Jahren einen geerbten Weingarten gerodet und 140 Olivenbäume gepflanzt.

„Damit er schön, fruchtbar und saftig wird.“

Vjera Biloglav, Zadar

Während des Krieges spazierte sie durch Zadars Olivengärten und verliebte sich dabei in die Olivenbäume. Auch heute noch findet sie darin Inspiration für ihre Gedichte.

„Ich spazierte durch die Olivenhaine, beobachtete wie die Bäume blühen und Früchte tragen. Ich blieb stehen, bewunderte sie und sang ein Lied für sie.“

Vjera Biloglav

Das gewonnene Öl erhielt in den letzten zehn Jahren zahlreiche Auszeichnungen.Fisch behält durch das gute kaltgepresste Olivenöl seine Saftigkeit und das ehemalige Armeleutegericht, ein Eintopf aus Wicke und Gerste, wird dadurch geschmacklich verzaubert.

BR-Presse/TV Kroatien-Sanja Pražen
Bild: BR

 

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