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Emmy Award Gewinnerin Ashley Colburn exklusiv für Kroatien–Nachrichten

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Im September 2013 hatte ich die Ehre mit der zweifachen Emmy Award Gewinnerin, Ashley Colburn, ein Interview zu führen. 5 Jahre später, nach zahlreichen neuen gefilmten Dokumentarfilmen quer auf dem Globus, trafen wir uns´- nach Ashleys Trip durch Sri Lanka – im winterlichen Zagreb. Tapfer trotzte sie dem Temperaturunterschied von mehr als 30 Grad. Die amerikanische Journalistin und TV–Produzentin erhielt 2010 den Emmy und die kroatische Auszeichnung Zlatna Penkala für ihre Doku–Reihe Wonders of Croatia.

Hallo Ashley, schön dich wiederzusehen, v.a. hier in deiner zweiten Heimat. Erzähl uns doch bitte was für dich so speziell an Kroatien ist. Warum sollten Menschen Kroatien besuchen?  Was würdest du den Besuchern empfehlen?

Die Gastfreundschaft in Kroatien ist ausgezeichnet. Nirgendwo hatte ich so viele bezaubernde und schöne Momente wie in Kroatien, und ich bin schon durch die ganze Welt gereist. Das Land bietet den Gästen alles, von Nationalparks, kristallklarem Meerwasser, eine wunderschöne Insellandschaft und die Menschen hier haben eine Wärme, die den Gästen sehr gefällt und die sie auch wirklich spüren können. Wenn du hier zum Essen eingeladen wirst, dann kann es gut sein, dass du auf einmal in einem privaten Weinberg landest wo der eigene Wein serviert wird, wo gesungen wird, wo einfach „gelebt“ wird. Ich komme aus Kalifornien und deshalb kommt mir all dies hier sehr bekannt vor – das Meer, die Berge, die Weinanbaugebiete – ich vergleiche es gerne mit Kalifornien. Den Europäern ist dies mittlerweile bestens bekannt, da sich Kroatien in Ihrer Nachbarschaft befindet. Seinen Platz auf der touristischen Karte hat das Land auch dank seiner 1200 Inseln und einer fantastischen Küche. Gerade in der Gastronomie habe ich manchmal den Eindruck, dass man hier nur kroatisch essen kann, die Leute wollen sich nicht immer unbedingt adaptieren, sie sind stolz auf das was sie haben und ich finde das voll in Ordnung. So viele Plätze gibt es nicht in der Welt. Als eine Weltenbummlerin, die in Kroatien ihr zweites Zuhause gefunden hat, spüre ich immer was für ein stolzes Volk die Kroaten sind, natürlich wütete hier auch der Krieg und diese Geschichte kann man heute immer noch fühlen. Wenn man sich z.B. ins Café setzt, hier wird Kroatisch gesprochen, auch in den Küstenregionen wird nicht immer Englisch gesprochen, deshalb lernt man schnell die wichtigsten Worte, doch gerade dies sind authentische Geschichten, die den Tourismus eben ausmachen. Genau wie die alten Omas, die am Straßenrand ihre hausgemachten Produkte verkaufen.

Der Tourismus in Kroatien boomt, die kleinen, romantischen Orte werden immer weniger. Verfolgst du die politische Situation im Land? Was denkst du über die aktuell ansteigende Zahl der Auswanderer?

Der europäische Tourismusmarkt ist enorm gewachsen, deshalb hoffe ich das die Menschen hier weiter an diesen schönen, kleinen, lokalen Ortschaften festhalten werden, da sie wirklich speziell und romantisch sind. Es wäre schade wenn dies verloren gehen würde, da Gäste hier einzigartige Erlebnisse mitnehmen können. Politik interessiert mich nicht wirklich, doch natürlich stört es mich das junge Menschen das Land verlassen. Ich meine, ich lebe auch hier, ok, ich arbeite von hier aus, dennoch finde ich das sich nichts ändern wird wenn die Menschen einfach weiter nur das Land verlassen. Vereinzelt wird man hier immer denken, dass man nichts ändern kann. Ich komme aus den USA wo immer groß geträumt wird, bei uns kann man alles erreichen und erfolgreich sein. Am Ende des Tages zählt wiederum nur eines, ist man zufrieden oder eher nicht. Ich bin hier 50:50 und ich habe mich für Kroatien entschieden, da die Lebensqualität hier super ist. Im Gegensatz zu anderen Staaten in der Welt baut man in Kroatien auf Werte wie z.B. Familie, Tradition, Religion usw. Heute sehen wir alle in was für einer Welt wir leben, da ist Kroatien ein sehr sicheres Land, deshalb muss letztendlich jeder für sich entscheiden was wichtig für ihn ist und wo er leben möchte und was er erreichen möchte.

Du warst so ziemlich in allen Regionen Kroatiens, in welche Region hast du dich am meisten „verliebt“? Welche Mentalität gefällt dir hier am meisten und kann man diese mit der kalifornischen vergleichen? 

Ich bin eine „Istrijanka“! Seit ich nach Kroatien gekommen bin habe ich eine starke Verbindung zu Istrien aufgebaut. Hier habe ich mich auf Anhieb in die Landschaft, die Häuser auf den Hügeln verliebt. Ich habe Menschen kennengelernt, die mich mit offenen Armen empfangen haben und die heute zu meiner Familie gehören, das sind die festesten Umarmungen überhaupt. Mit ihnen durfte ich Oliven pflücken gehen, Olivenöl herstellen, eigenen Wein produzieren, alles Erfahrungen die ich bis dato nicht machen konnte. In Dalmatien kenne ich die meisten Leute und deshalb fühle ich mich dort wie zuhause, die dalmatinische Mentalität ähnelt sehr der kalifornischen. In Kalifornien lieben wir es auch zu „chillen“ und der Lifestyle ist super wichtig, deshalb fühle ich mich auch in Split wie zuhause, der Lifestyle ist verblüffend ähnlich. Nur habe ich nie verstanden warum alle sagen, dass „ihr“ Meer besser ist!?? Hallo, ich bin hier Ausländerin und das Meer ist doch überall das gleiche, es gibt nur das eine hier. Das sind nun mal die landesinternen Sticheleien. Ich finde das Istrien alles mit sich bringt was man zum Leben benötigt, Tradition, Geschichte, Natur und einen stark entwickelten Tourismus und Istrien wird in den Sommermonaten nicht total von Touristen überrannt. Von hier aus benötige ich gerade mal zwei Stunden nach Venedig, 20 Minuten bis zur slowenischen Grenze, wenn ich auf die Inseln (Cres, Krk usw.) möchte sind diese ebenfalls sehr nah, die wunderschönen Städtchen im Norden Kroatiens erreicht man ebenfalls schnell und leicht, geografisch gesehen habe ich hier alles in meiner Nähe. Das hier ist mein verstecktes Paradies und ich liebe es.

…Hajduk Split??

Mein Lieblingsverein in Kroatien, ich durfte einmal mit ihnen trainieren und sie ließen mich sogar ein Tor schießen. In Los Angeles besuchte ich einmal die „Bila Noć“ (weiße Nacht) und es kam eine kroatische Band aus New York die ordentlich Stimmung machten.

Wer sind deine kroatischen Lieblingssänger?

Oliver Dragojević, Petar Grašo (v.a. das Lied „Moje Zlato“ ist klasse) und Massimo. In Zagreb lernte ich mal zufälligerweise Petar Grašo im Zrinjevac Park kennen, das war ein absolutes WOW–Erlebnis für mich. Am Ende saßen wir und eine Freundin von mir stundenlang zusammen und tranken seinen eigenen Wein. Ich glaube das er im Herbst diesen Jahres durch die Staaten touren wird.

In den letzten Jahren hast du sehr viel mit jungen Studenten in Kroatien gearbeitet und wie ich gesehen habe geht es dieses Jahr im Juli wieder los.

Genau, dieses Jahr werden wir eine Woche in Split filmen. Wir wollen den jungen, interessierten Menschen näher bringen, wie ein Dokumentarfilm gedreht und produziert wird und was sich alles hinter den Kulissen abspielt. Sie werden erleben können wie ein normaler Tag bei mir aussieht, wenn ich meine Shows drehe und wenn ich Interviews gebe. Früher war es mehr auf Amerikaner bezogen, doch diesmal werden auch kroatische Studenten mit dabei sein. Ich habe mich für die Region Split entschieden wo wir viel reisen werden und einiges an Material Filmen werden.
Darauf freue ich mich schon sehr, wir werden mit Sicherheit viel Spaß miteinander haben und tolle Ergebnisse erzielen.

Wir erwähnten vorhin die kroatische Küche, was ist dein Favorit in der kroatischen Küche? 

Habe ich dir schon erzählt das ich „sarma“ (Krautwickel) gemacht habe!? Na ja, ich habe es mal probiert, worauf mich meine Follower auf Instagram “ausgelacht“ haben, ganz nach dem Motto „ das ist doch keine sarma Ashley!“… zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass man in den Staaten das Kraut  nicht überall kaufen kann. Also habe ich sarma auf meine eigene Weise zubereitet. Meinen Eltern hat es gefallen und das war in dem Moment das wichtigste für mich. Am liebsten esse ich in Kroatien den Oktopussalat, den gibt es nicht in den USA und der ist fantastisch. Ich liebe „peka“, Trüffel ebenfalls, das muss ich, da ich ja eine „Istrijanka“ bin und dies dort zur Tradition gehört.
Die kroatische Küche ist fantastisch, hier kann man so viele tolle Sachen essen.

Was kann Kroatien, deiner Meinung nach tun, um sich zu einer authentischen Touriregion zu entwickeln? 

Ich denke das die Kroatische Tourismuszentrale ihren Fokus voll auf die kroatische Küche legen sollte. Das würde vollkommen ausreichen, denn so eine fantastische Küche findet man nicht überall auf der Welt. Ok, Italien sagen dann viele, doch was hat Italien zum Brand gemacht außer Pasta und Pizza? Was ist daran authentisch? Was ist daran so speziell?
Als ich die ersten Male zum Filmen nach Kroatien kam, ging ich mit meinem Team in Restaurants essen und ich war schockiert. Das waren top eingerichtete Locations und ich dachte mir nur das dies ein teurer Abend werden wird.  Doch für einen Touristen der nach Kroatien reist sind die Preise überhaupt nicht teuer. Ich denke nicht in Dollar, ich denke in Kuna und als mir der Kellner die Rechnung über 600 Kuna brachte, da dachte ich das es viel ist. Doch wenn ich in den USA so gespeist hätte, dann hätte ich mit Sicherheit knapp 1000 Dollar dafür zahlen müssen. In Kroatien habe ich wirklich so oft schon hervorragend gegessen und das alles für wirklich wenig Geld.

Kroatien ist viel mehr als nur Dubrovnik, Split und der Segeltourismus im Sommer. Ich bin fest davon überzeugt das die Erstellung eines Brands der kroatischen Küche auch den kontinentalen Teil des Landes erwecken würde. Allen ist bestens bekannt das die Meeresqualität hier ausgezeichnet ist, das Meer wird auch nicht fortlaufen, ein neuer Brand würde etliche neue Türen öffnen und neue Chancen bieten. In Slawonien z.B. erleben sie durch die Küche authentische Erlebnisse, die den Tourismus ausmachen, dort sind es jedes Mal riesengroße Feiern, wenn der einheimische „kulen“ produziert wird, das kann man nicht überall erleben.

Gerade der kontinentale Teil in Slawonien ist wunderschön, ich war in Ilok, Osijek, Baranja, Gradišće und Vinkovci und gerade in Vinkovci waren wir in einem Hotel untergebracht, wo ich jeden Morgen von Rehen auf der Wiese begrüßt wurde, eine Idylle die seines Gleichen sucht. Gerade in Slawonien kann man all diese authentischen Erlebnisse mitnehmen, die Menschen hier haben so ein großes Herz, sie sind stolz auf das was sie haben und was sie produzieren.
Ich als keine 100%–ige Kroatin (vom Blutbild gesehen) kann nur sagen, dass ich Kroatien im Herzen trage und ich hier hin gehöre. Ich bin stolz Kroatien promovieren zu dürfen!

Es war mal wieder ein fantastisches Gespräch, vielen Dank dafür Ashley und viel Erfolg bei deinen weiteren Projekten in Kroatien und weltweit.

Jurica Zelić

Anbei ein paar Links zu Ashley Colburn:

 

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