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Die Wasserleitung auf der Insel Brač

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Ein Beitrag von Vesna Zovko/TV Kroatien

Der Hydrotunnel „Vidova gora“ auf der Insel Brač scheint auf den ersten Blick ein gewöhnlicher Tunnel mit einer Wasserleitung zu sein, über welche die Insel mit Trinkwasser aus dem Fluss Cetina am Festland versorgt wird.

Eingehüllt in das zarte Blau von Meer und Himmel erzählt Brač seine Geschichten über Oliven und den Karst, über das Kirchlein und das verborgene Kloster, über die Weingärten, die steil bis zum Meer abfallen. „Lieblingsorte meines Herzens“ nannte es der große kroatische Dichter Tin Ujević, dessen Mutter aus Brač stammte.

Dol, im Norden der Insel – ein malerisches Dorf mit einer Jahrhunderte langen Steinmetztradition. Bol im Süden der Insel – eine touristische Attraktion mit dem weltberühmten Goldenen Strand Zlatni rat. Wenige aber wissen, dass diese zwei Orte, die an den gegenüberliegenden Seiten der Insel liegen, durch einen Tunnel miteinander verbunden sind. Darin ist die Schlagader der Insel verborgen: eine Leitung, welche die gesamte Region mit Trinkwasser – dem Inselgold – versorgt.

„Bevor dieser Tunnel erbaut wurde, hatte man nur auf der Nordseite der Insel Wasser. Das Wasser kam aus den lokalen Quellen und war Brackwasser. Nachdem der Tunnel erbaut worden war, florierte auf der anderen Seite der Insel der Fremdenverkehr, nunmehr die stärkste und wichtigste Einnahmequelle von Brač. Ohne Fremdenverkehr gäbe es hier kein Leben und keine Menschen.“

Joško Pocrnjić, Leiter des technischen Dienstes der Wasserwerke

Die Einwohner sind auf ihre Vorfahren stolz, die um jeden Tropfen Trinkwasser gekämpft haben. An jeder Ecke findet man ein Auffangbecken für Regenwasser. Im Hirtendorf Gažul liegt das Becken am Anfang des Bergpfades zur Vidova gora, dem mit seinen 778 Metern höchsten Berg aller Inseln in der Adria. Heute verwendet man die Auffangbecken als Tränke für Schafe. Auf dem Weg hinauf kommt man zu einem weiteren Auffangbecken. Und schließlich ist ganz oben das Riesenbecken. Von dort hat man einen weiten Ausblick in den Süden.

Wenn es hier eine Grotte gäbe, könnten wir etwas östlicher, direkt in den Tunnel Dol-Bol hinabsteigen. Vielleicht existiert so eine Grotte, hofft der Höhlenforscher Slaven Nižetić, während er uns zu diesem Entdeckungsabenteuer entführt. Beim Tunnelbau wurden nämlich 177 Kavernen von insgesamt 400 Höhlen entdeckt. Dieser Tunnel im Berg stellt eine besondere Herausforderung dar:

„Die meisten Kavernen wurden wegen der Beschaffenheit des Bodens und der technischen Hindernisse verschlossen und eingemauert, da Einsturzgefahr drohte. Jeder Einsturz könnte die Wasserleitung, die für uns von enormer Wichtigkeit ist, beschädigen. Aus diesem Grund wurden solche Stellen zubetoniert und man kann sie nicht mehr begehen.“

Slaven Nižetić, Höhlenforscher

Aus dem schwer zugänglichen Teil hat uns der „Höhlenwart“ diese Aufnahmen mitgebracht! Mit Freunden vom Bergverein „Profunda“ wurden bereits Pläne für eine Tunnelerkundung geschmiedet, um die etwaigen Berührungspunkte zwischen Unten und Oben zu erkunden.

„Wenn es kälter wird, spuckt der Tunnel die Luft hinaus und dann lautet der Plan, mit der Drohne von Vidova gora hinabzusteigen, im Tunnel zwei bengalische Fackeln anzuzünden und abzuwarten, ob der rote Rauch irgendwo draußen hinaufsteigt.“

Slaven Nižetić

Beim Verlassen des Tunnels beglückwünschen wir uns, weil wir, man könnte sagen, die ersten waren, die die zukünftige Attraktion der Insel Brač gesehen haben.

Hier geht es zu kompletten Sendung

Bild: BR/Dalmatinka Media

 

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