Ein Beitrag von Alenka Bevčič

Mehr als 700 Meter über dem Meer herrschen die Wälder. Der Frost im Dragar-Tal hält sich hier sehr lange, wenn anderswo schon längst der Frühling gekommen ist.

Das Tal an der Grenze zu Kroatien wurde vor dem Zweiten Weltkrieg von den Gottscheern besiedelt, einer autochthonen deutschsprachigen Gemeinschaft, und von Slowenen, die von der Forstwirtschaft und vom Ackerbau lebten.

Nach dem Krieg wanderten die Menschen aus den Dörfern ab und so steht heute in fünf Dörfern und drei Weilern mehr als die Hälfte der Häuser leer. Im Dorf Trava gibt es 36 Hausnummern aber nur noch 13 ständige Bewohner. Vor dem Krieg waren es beinahe 200.

„Die Dörfer sind verödet, weil die Menschen nach dem Krieg fortgegangen sind. Alle absolvierten ihre Schulbildung und kehrten danach nicht mehr zurück. Jetzt, da diese Menschen in Pension gehen, kehren sie langsam zurück und renovieren die alten Häuser ihrer Vorfahren.“

Marta Steiner

Das größte Dorf im Tal heißt Draga, es hat rund 50 Einwohner. Am Dorfanfang steht die Pfarrkirche Mariä Besuch aus dem beginnenden 19. Jahrhundert. Heute gibt es in dieser Kirche beinahe keine Taufen mehr, während sie vor Jahrzehnten sehr häufig waren.

Die Frauen im Tal bewahren die Taufkleider auf, die im Gottscheer Dialekt „Pindekl“ heißen. Das jüngste erhaltene Taufkleid ist vier Jahrzehnte alt, das älteste 110 Jahre.

Die „Pindekli“ wurden von Schneiderinnen genäht und mit den schönsten Spitzen verziert. Je wohlhabender eine Familie war, desto schöner waren die Spitzen.

„Alle diese Pindekli sind gut erhalten, was bedeutet, dass sie wirklich nicht öfter als einmal verwendet wurden, nämlich nach der Geburt eines Kindes. Dann wurden die Kleider sorgfältig verpackt, nicht nur in Papier, sondern auch in Leinen. Deshalb blieben sie so schön weiß.“

Irena Klepac

Jede Braut stickte schon vor der Hochzeit zwei solche Decken. Eine in roter Farbe für die Zeit von Ostern bis zum Advent und eine in blau für die Zeit danach.

Die Wandvorhänge in den Küchen sind nur noch Erinnerung, die kulinarische Tradition ist aber nach wie vor lebendig.

Das „Takl“ war eine Spezialität, die noch immer gebacken wird. Es ist ein Kartoffelstrudel, der aus Strudelteig gemacht wird. Er wird mit Kartoffeln mit Eigelb, Butter und Zucker gefüllt.

„Die Hausfrauen haben das Kartoffel-Takl für gewöhnlich nur am Sonntag gebacken, da man hier eher bescheiden lebte. Wenn sie geröstete Kartoffeln machten, haben sie eben auch das Kartoffel-Takl gemacht, um das Sonntagsessen aufzuwerten. Dazu kochte man Blümchenkaffee.“

Marta Steiner

 Das kleine Volkskundemuseum Na Travi erzählt vom Leben anno dazumal. Erinnerungen werden wach an die Zeit, als es in dieser Gegend noch viel lebendiger zuging als jetzt.
BR Presse/TV Kroatien
Bild: BR
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