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Dalmatien – Heimat des Salbeis

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Ein Beitrag von: Zrinka Krešo/ADA

Salbei wird in Kroatien als die Königin aller Heilpflanzen bezeichnet. Ein Salbeitee gilt beinahe als Zaubertrank gegen eine Vielzahl von Krankheiten.

Salvia officinalis ist die lateinische Bezeichnung für Heilsalbei, der nach seiner genetischen Struktur die „Mutter“ aller Salbeiarten sein könnte. Es ist bewiesen, dass Heilsalbei die wirkungsvollste unter den tausend Arten dieser überall geschätzten autochthonen Pflanze ist.

Historisch stammt der Salbei vom westlichen Balkan und zwar vom Küstenbereich in Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Albanien.

Aber auch in der Umgebung von Triest und im Nordwesten von Griechenland wächst Salbei.

In vielen anderen Ländern der Welt gedeiht Salbei nur als kultivierte Züchtung. Er kann in allen Gebieten vorkommen, in denen der Winter nicht zu streng ist.

Ursprünglich stammt der Salbei von der Ostküste der Adria, daher findet man ihn oft auch unter dem Namen Dalmatinischer Salbei.

 „Der Salbei. Er blüht im Frühling und im Sommer. Die Luft und die Erde, einfach alles duftet nach seinem wunderbaren Geruch. Es duften nicht nur seine Blüten, sondern auch seine Blätter. Der Salbei schenkt uns sowohl die Blüte als auch das Blatt. Seine lange, tief unter die Erde reichende, feste Wurzel verhindert, dass die Erde weggeschwemmt wird.“

Ičica Barišić

Im Institut für adriatische Bodenkultur im Karstgebiet in Split, sind Exemplare aus allen kroatischen Regionen angepflanzt, in denen der Salbei gedeiht. Es sind 25 Gattungen von Istrien bis Konavle. Obwohl alle hier unter denselben klimatischen Bedingungen wachsen, haben sie dennoch die Grundcharakteristika ihrer ursprünglichen Heimatregion beibehalten.

„Auf Pag – ein dichter, niedriger Strauch, grau, hortikulturell sehr interessant. In Šparadići – ein höherer und lockerer Strauch. In Vinišće sind die Pflanzen höher und der Strauch sieht anders aus als andere Gattungen.“

Dr. Marija Jug-Dujaković, Institut für adriatische Bodenkultur

Die Forschungsergebnisse einiger naturwissenschaftlicher Institute bestätigen die Theorie über die Herkunft und Qualität der Pflanzen.

„Es ist interessant, dass beim Salbei diese ätherischen Öle in den Härchen sind, die einen langen Stängel mit einer Kugel am Ende haben. Sie sehen wie Wassertürme aus, nur dass es darin kein Wasser gibt, sondern ein Gemisch aus Verbindungen, die das ätherische Öl entstehen lassen.“

Dr. Zlatko Liber, Sektion für Biologie der naturwissenschaftlich-mathematischen Fakultät der Universität Zagreb

Bei der Forschung weiterer Vorkommen von Salvia officinalis, machten die Wissenschaftler eine ungewöhnliche Entdeckung: an der gesamten Adriaküste kommen 19 Gattungen des Salbei vor. Jener griechische, mit dem offiziellen Namen Salvia fruticosa, kommt nur noch an einer Stelle, nämlich auf der Insel Vis, vor.

Wie kam er dorthin? Wurde er dort angepflanzt, da er doch dort keinen Ursprung hat? Wurde er aus einem anderen Gebiet hierher gebracht?

Ja, und das war einer der Hauptbeweise für die Richtigkeit der These, dass diese dalmatinische Insel im vierten Jahrhundert vor Christus eine griechische Kolonie war. Man kann hier von einer perfekten Zusammenarbeit zwischen Biologen und Historikern sprechen!

Auf einer anderen Adriainsel, nämlich auf Cres, hat der Heilsalbei die Geschichte zweier Familien in verschiedenen Zeitaltern geprägt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde dort, im Ort Martinšćica eine der ersten Salbeidestillerien für ätherische Öle gegründet.

Der Eigentümer, Andrija Linardić, vom Beruf Fassbinder, hat sich wegen der Reblausplage, welche die meisten Weingärten auf der Insel vernichtet hatte, einem neuen Geschäft zugewandt. Er wurde von den Nachbarn belächelt, weil es kaum Bedarf an ätherischen Ölen gab. Es ist ihm aber gelungen, seine Produkte nach Amerika zu exportieren.

Viele Jahre später hat auch Guerino Kučić eine Destillerie für Salbei und andere Heilpflanzen eröffnet. Sein Betrieb im heutigen Martinšćica ist sehr modern, das alte Betriebsgebäude hat er jedoch in Erinnerung an die Anfangszeit behalten. Er bewundert den Mann, der diese Vision hatte, und er hält daran fest. An erster Stelle steht für ihn die Natur. Salbei pflückt er auch weiterhin erst, wenn die Blütezeit vorbei ist.

 „Wir ernten nur zu bestimmten Zeiten, wenn am meisten Öl vorhanden ist und wenn die Qualität am besten ist. Danach werden die Pflanzen gemahlen, in den Kessel gegeben und destilliert.“

Guerino Kučić

Die Salbeiernte in Kroatien war bis in die neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts hochrentabel. Man behauptet, dass gerade das ehemalige Jugoslawien der größte Salbeiexporteur der Welt war.

Um eineinhalb Liter ätherisches Öl zu gewinnen, benötigt man zirka 100 Kilogramm Salbeipflanzen.

In letzter Zeit wächst das Interesse an Heilpflanzen. Deswegen wurde neben der Destillerie eine Schule für Aromatherapie eröffnet. Viele wollen in ihrer Hausapotheke so viele Naturheilmittel wie möglich haben. Salbei kann getrocknet für Tee, auch als Hydrolat oder ätherisches Öl verwendet werden. Egal in welcher Form, Salbei gibt Sicherheit und Kenner behaupten, dass er als erste Hilfe für buchstäblich alle Beschwerden, von Kopf bis Fuß, verwendet werden kann.

Auf den Bergen über Rijeka, in der Karstgegend, findet man ziemlich viele Sträucher von Heilsalbei. Weit weg von der Industrie, den Städten, Autos und Menschen.

Als ausgezeichnetes Konservierungsmittel, insbesondere für Fleisch, wird Salbei auch in der Nahrungsmittelproduktion eingesetzt. Als Gewürz ist Salbei in jeder Küche unentbehrlich. Salbei verwandelt auch das einfachste Essen, wie Polenta, in ein Festessen. Brot mit Salbei – etwas Besseres gibt es einfach nicht.

Salbei ist eine mehrjährige Pflanze, sehr dekorativ, und am schönsten zur Blütezeit. Abhängig von klimatischen Bedingungen blüht Salbei vom März bis Juli. Es ist sehr wichtig, zu welcher Zeit man Salbei erntet. In freier Natur darf das nie vor Mitte Juli sein, weil bis dahin bereits die Samen abgefallen sind.

Der Salbei darf nicht zu stark geschnitten werden, da die Gefahr besteht, dass er ausgerottet wird. Beim Anbau für die wirtschaftliche Nutzung kann die Pflanze in einer Höhe von 10 bis 15 Zentimetern abgeschnitten werden und auch vor der Blütezeit, ohne dass etwas passiert.

Heilsalbei hat sich überall in der Welt verbreitet, dank den alten Römern, die ihn im ganzen Reich angepflanzt haben. Im Mittelalter wurde diese Rolle von Priestern, insbesondere den Benediktinern übernommen. Sie betrieben Pflanzenapotheken und es wurde angeordnet, dass jedes Kloster Heilpflanzen anzubauen hat. Daher findet man heutzutage Heilsalbei auch in Deutschland, Ungarn, Österreich…

BR Presse/ADA
Bild: BR
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