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Anker Auf – Bootfahren 2018!

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Die aktuelle Änderung der Kurtaxe für Bootfahrer in Kroatien hat einen Aufschrei unter den europäischen Wassersportlern erzeugt. Ein guter Zeitpunkt sich die Gebühren und die wichtigsten anderen Regeln einmal genauer anzusehen.

Kristallklares Wasser, schroffe Klippen, einsame Buchten. Gerade vom Wasser aus erschließen sich die Reize der kroatische Adria auf ganz besondere Weise. Geruhsam Träumen, sportlich Segeln, denRausch der Geschwindigkeit genießen, und immer mit Natur pur. Träume werden Wirklichkeit! Das eigene Boot auf dem Trailer mitgebracht, vor Ort gemietet oder auf eigenem Kiel angereist,- was ist zu beachten?

GEBÜHREN:
Für jedes größere Boot in kroatischen Gewässern, fällt eine Kurtaxe an, die für2018 teilweise erheblich erhöht wurde. Die Regierung zielte bei der Änderung primär auf große Boote mit langem Aufenthalt. Wurden die Beträge für Boote unter 9m und Aufenthalte bis 8 Tage für 2018 sogar um ein paar Prozent gesenkt, so greift man bei längerem Aufenthalt und größeren Booten mit dem bis zu 8.5-fachen des Vorjahres zu. Diese Kurtaxe fällt nur für ‚bewohnte‘ Boote an. So wird ein Bootseigner mit Jahresliegeplatz in Kroatien, der früher für das ganze Jahr 1.100 Kuna entrichtet hat, jetzt vielleicht seine 6 Wochen Jahresurlaub mit 3-mal 15 Tagen, für gesamt 2.100 Kuna, abrechnen und nicht die 5.800 Kuna für das ganze Jahr entrichten. Zusätzlich zur Kurtaxe sind, auch für kleinere Boote, Gebühren, abhängig von Motorleistung und Bootslänge, zu entrichten. Es mag europäische Länder geben, in denen die Gebühren etwas geringer ausfallen, aber wohl kaum eines, das mit der paradiesischen Inselwelt Kroatiens mithalten kann.

AUSRÜSTUNG:
Natürlich gehört zum sicheren Führen eines Bootes auch eine gewisse Ausrüstung. Hier haben die Kroaten einige Mindestanforderungen erlassen, die zusätzlich zu den gesetzlichen Bestimmungen des Heimatlands und eventuellen Auflagen der Versicherung gelten. Es mag sein, dass daheim keine 25m Ankerleine vorgeschrieben sind, wenn sich das Boot auf kroatischen Gewässern befindet, dann muss sie an Bord. Wenn die Kroaten für nicht-gewerbliche Boote keine Seekarten vorschreiben, die Regeln des Heimatlands des Bootes diese aber vorschreibt, müssen auch die mit.
Besonders gerne kontrolliert werden, neben Schwimmwesten und ob diese für Kinder an Bord passen, auch die Altölsammelvorrichtung. Die Behörden haben dabei, durchaus vernünftig, primär die Sicherheit von Mensch und Umwelt im Blick. Mit Spitzfindigkeiten wird man normal nicht gegängelt.

REGELN:
Neben den Gebühren und der Ausrüstung gelten auch diverse Regeln. Viele davon sind aus dem internationalen Seerecht übernommen, manche gelten speziell für die kroatischen Gewässer. Auch hier gilt, die Regeln gelten zusätzlich zu den Regeln die sich aus der eigenen Nationalität, der Heimatflagge des Bootes oder derVersicherung ergeben. Selbst wenn der Sohnemann ohne ‚Schein‘, wenn Papa dabei ist, daheim problemlos ans Steuer darf, so ist das, auch auf dem eigenen Boot unter heimischer Flagge, in kroatischen Gewässern nicht der Fall. Oft wird diskutiert, ob die ein oder andere Regel nun zu streng oder zu freizügig ist. Unterm Strich wurde eine Maß gefunden, welches ein angenehmes und sicheres Miteinander auf dem Wasser ermöglicht und Unfälle vermeidet. Auch die kroatischen Dienste, von Funk über Polizei bis Seenotrettung, können durchaus mit den heimischen mithalten.

TIPS:
Durch die Gesetze haben wir uns durch gequält, was gibt es sonst noch Wissenswertes? Ankern und Anlegen: Telefonische Reservierungen in Marinas sind meist möglich, an Bojenfeldern und in den Häfen gilt normal ‚wer zuerst kommt mahlt zuerst‘. Den begehrten Platz bekommt man, selbst in der Hauptsaison, am frühen Nachmittag oft problemlos, am frühen Abend sieht das ganz anders aus. Kleine Molen sind hier und da auch kostenlos, in Häfen und Bojenfeldern kann man mit 15-35 Kuna pro m Bootslänge und Tag rechnen, in Marinas können es im Juli und August auch über 50 Kuna pro m werden. Der schnelle Weg zur Kontrolle: Wer in Gleitfahrt am Strand vorbei oder durch die Hafeneinfahrt rauscht, wird schnell zum ‚Objekt der Begierde‘ der Wasserpolizei. Umgerechnet einige 100€ sind dann keine Seltenheit. Gut klappt es auch, wenn statt der kroatische Gastlandflagge nur noch Fetzen wehen, mancher Kroate wertet das zu Recht als mangelnden Respekt. Wenn dann noch Müll über Bord fliegt und sich nichts zum Altölsammeln an Bord befindet, wird es richtig teuer. Kurzum, wer auf seine Mitmenschen achtet
und dem Rest der Welt und Umwelt mit etwas Respekt begegnet, hat nichts zu befürchten.
Tanken: Es gibt nicht übermäßig viele Bootstankstellen in der kroatischen Adria, da hilft nur gute Planung. Zu Stoßzeiten in der Saison kann es auch mal zu Wartezeiten kommen. Wer sich selbst Sprit im Kanister mitbringen will, beachte bitte die Regeln zum Transport des selbigen im Auto, das ist in Kroatien etwas strenger geregelt als daheim. Handy: Die kostenlose staatliche App namens ‚Nautical Info Service Croatia‘ zu installieren lohnt sich. Sowohl der Wetterbericht als auch die sonstigen Informationen und Dienste sind aktueller und besser kaum anderswo zu bekommen. Und weiter: Vom Hafenkapitän bis zum FeWo Vermieter gibt es viele nette Kroaten die gerne weiter helfen. Es lohnt aber darauf zu achten, ob es sich hierbei nur um ein freundliches ‚dobro, dobro‘ oder
um eine wirklich kompetente Aussage handelt. Nicht jeder Kroate in der Nähe der Küste ist automatisch ein Schifffahrtsexperte.

DAS EIGENE BOOT:

Das eigene Boot muss ein gültiges Kennzeichen und einen dazugehörigen Schein besitzen. Neben den international anerkannten werden auch die meisten heimische Kennzeichen akzeptiert. Nach der Ankunft in Kroatien, bevor das Boot das Wasser berührt, erst mal zum Hafenamt. Selbiges findet sich in fast jedem etwas größeren Ort an der Küste. Wenn die Gebühren entrichtet und die Quittungen, für eine eventuelle Kontrolle, gut verwahrt sind, darf das Boot ins Wasser. Rampen und Kräne finden sich recht zahlreich, am besten mit den Einheimischen oder einer Marina Rücksprache halten. Gerade in der Hauptsaison lohnt es, die Liegeplatz-Frage schon vor der Anreise zu klären.

CHARTERBOOTE:
In Kroatien gibt es zahlreiche Charterfirmen, mit den verschiedensten Angeboten. Das fängt bei kleinen ‚Wellenhupfern‘ an, die man vielerorts auch stundenweise mieten kann. Die größeren Kajütboote, Segel und Motor, werden oft nur wochenweise verchartert. Hier lohnt es sich bereits von daheim zu reservieren.

Und für Neueinsteiger? Wer schon Erfahrung und einen einheimischen SBF-See oder Ähnliches mitbringt, kann umgehend los. Ansonsten heißt es, erst mal büffeln. Es gibt viele Anbieter, die vorab gute Übungsskripte für das lernen daheim zusenden. Wer hier fleißig war, hängt in Kroatien noch einen abendlichen Crash-Kurs dran und bekommt am nächsten Morgen, nach der erfolgreichen mündlichen Prüfung, seinen ‚Boat Skipper‘ Schein. Insgesamt kann man hierfür mit 200€ rechnen. Je nach Größe und Leistung des ersehnten Boots, sollten dann
freiwillig noch ein paar Trainings-Stunden oder Tage für die Praxis dran gehängt werden.
Alternativ kann man natürlich vielerorts auch Boote inkl. Skipper mieten und sich zurücklehnen und genießen.

BOOTFAHRERVIRUS:
Egal ob mit dem 10PS Schlauchi, Rennsemmel oder Kajütboot, wer einmal die
glitzernden Weiten erlebt hat, um die Ecke einer menschenleeren malerischen Bucht gebogen ist oder an Deck dem pulsierenden Hafenleben zugesehen hat, ist infiziert. Einsame Entspannung, gelebte Freiheit, wahrer Genuss, und wir finden uns mit einer neuen Passion wieder. Auch für den kleinen Geldbeutel sind außerordentliche Erlebnisse garantiert. Ein paar Gebühren sollten uns nicht davon abhalten, ein paar Regeln für Sicherheit, Mensch und Natur gehören dazu. In diesem Sinne, Mast- und Schotbruch und immer eine handbreit Wasser unterm Kiel, man sieht sich, auf den blauen Wellen, irgend wo zwischen Umag und Dubrovnik.

Annett/SY Nezzy
Bild: SY Nezzy

 

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